Ein Zuviel an gezuckerten oder künstlich gesüßten Erfrischungsgetränken kann das Leben verkürzen. Dies bestätigten nun die Wissenschaftler der großen European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC)-Studie mit einer Veröffentlichung im Journal of the American Medical Association Internal Medicine. Dafür wurden die Daten aus zehn europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, analysiert und interpretiert (1).
Ältere Erwachsene, die am Tag zwei oder mehr Gläser gesüßte Getränke konsumierten, waren im Schnitt einem um 17 % höheren Sterberisiko ausgesetzt als diejenigen, die weniger als einmal im Monat dazu griffen. Die künstlich gesüßten Getränke erhöhten vor allem die Sterblichkeit infolge von Herz-Kreislauferkrankungen. Mit Zucker versetzte Getränke vergrößerten hingegen die Wahrscheinlichkeit, an Darmleiden zu versterben. Eine Verbindung zu Krebs wurde nicht beobachtet.
Wissenschaftliche Details
Der übermäßige Verzehr von Süßgetränken wird zunehmend als gesundheitsschädigend bewertet. Neue Ergebnisse aus der European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC)-Studie stützen diese Einschätzung (1). Sie zeigen erstmals den Zusammenhang zwischen dem Süßgetränkekonsum und der Sterblichkeit in zehn europäischen Ländern im Vergleich. Die von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) in Lyon koordinierte EPIC-Studie untersucht fortlaufend schwerpunktmäßig den Zusammenhang zwischen Krebs und Ernährung in Dänemark, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Spanien, Schweden und dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland.
Mehr als 450.000 im Schnitt 50 Jahre alte EPIC-Probanden wurden in die Abschätzung zu den Langzeitwirkungen von Süßgetränken einbezogen. Zum Zeitpunkt der Erstbefragung noch gesund, verstarben im Verlaufe von gut 16 Jahren Beobachtungszeit 18.003 von ihnen an Krebs, 9.106 an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 1.213 an Verdauungskrankheiten. Die Analysen bestätigten die vermutete dosisabhängige Verbindung zwischen der Sterblichkeit und dem Konsum von Süßgetränken.
Bei Erwachsenen, die lediglich einmal im Monat oder noch seltener ein Glas davon tranken, waren keine gesundheitsschädigenden Folgen auszumachen. Ab einer Verzehrmenge von 100 ml täglich stieg die Sterblichkeit stetig an. Probanden, die täglich zwei Gläser oder mehr konsumierten, hatten im Schnitt ein um 17 % höheres Sterberisiko als andere, die nur selten geringe Mengen tranken. Künstlich gesüßte Getränke wirkten sich mit einem Risiko von 26 % ungünstiger aus. Sie erhöhten vor allem die Wahrscheinlichkeit, an Herz-Kreislauferkrankungen zu versterben (HR 1,52 bei ≥ 2 Gläser pro Tag im Vergleich zu < 1 Glas pro Monat).
Die zuckergesüßten Getränke waren mit einem erhöhten Gesamtsterblichkeitsrisiko von 8 % assoziiert. Sie vergrößerten außerdem die Gefahr für den Tod infolge von Verdauungsleiden (HR 1,59; bei ≥ 1 Glas pro Tag im Vergleich zu < 1 Glas pro Monat). Die Experten unterstützen mit diesen Beobachtungsdaten nachdrücklich öffentliche Kampagnen, die sich für die Reduzierung des übermäßigen Verzehrs von Softgetränken einsetzen.
Obwohl anhand der EPIC-Studiendaten aktuell kein Zusammenhang zwischen gesüßten Getränken und Krebs nachgewiesen werden konnte, so wurde die Assoziation der Getränke mit einer erhöhten Gesamtsterblichkeit doch eindrucksvoll gezeigt. In vorangegangenen Studien hingegen sind die negativen Auswirkungen des Verzehrs der süßen Softgetränke auf das Krebsrisiko im Allgemeinen und speziell für Brustkrebs belegt (2). Die deutliche Zunahme des Konsums der zuckerhaltigen Getränke wird mittlerweile als eine derjenigen gesundheitsschädigenden Verhaltensweisen angesehen, die am meisten zum Anstieg der weltweit vermeidbaren Todesfälle beigetragen haben. Umso wichtiger sind zukünftige wissenschaftliche Studien, die die negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Verzehrs der Zuckergetränke weiter untersuchen.
Zum Weiterlesen
(1) A. Mullee et al. (2019): Association Between Soft Drink Consumption and Mortality in 10 European Countries. In: The Journal of the Americal Medical Association Internal Medicine, Online-Vorveröffentlichung. Online unter https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/article-abstract/2749350
(2) GBD 2016 Risk Factors Collaborators (2017): Global, regional, and national comparative risk assessment of 84 behavioural, environmental and occupational, and metabolic risks or clusters of risks, 1990-2016: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2016. In: The Lancet, Vol. 390, Nr. 10100, S. 1345-1422. Online unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28919119?dopt=Abstract