Rauchen

Rauchen erhöht das Risiko für zahlreiche Erkrankungen

Jeglicher Tabakkonsum – direkt oder indirekt – schadet der Gesundheit. Dies beinhaltet das Rauchen von Zigaretten, Zigarren und Pfeifen, den Konsum von Tabakwaren “ohne Rauch”, z.B. Kautabak und Schnupftabak, und das Passivrauchen. Zwar basiert der epidemiologische Beleg für den gesundheitlichen Schaden von Tabakkonsum vorwiegend auf Studien mit Zigarettenrauchern, aber es ist nicht die Art von Konsum, sondern der Tabak selbst, der gesundheitsschädlich wirkt.

Rauchen erhöht das Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall), unter anderem durch negative Auswirkungen auf die Risikofaktoren (erhöhter Taillenumfang, erhöhte LDL-Cholesterin- und Triglyceridwerte, ein erniedrigter HDL-Cholesterinwert, ein erhöhter Blutdruck, erhöhte Blutglucose) [1-4].

  • Das Risiko an Herzerkrankungen zu sterben, ist für Raucher dreimal so hoch wie für Nichtraucher [5].
  • Raucher haben im Gegensatz zu Nichtrauchern ein etwa 2- bis 4-fach erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Das Risiko für eine besondere Form des Schlaganfalls (subarachnoide Hirnblutung) ist sogar siebenfach erhöht [6-8].
  • Bei Frauen, die rauchen, versechsfacht sich das Risiko für einen Herzinfarkt im Vergleich zu Nichtraucherinnen.
  • Rauchende Männer erleiden dreimal häufiger einen Herzinfarkt als Nichtraucher [9].

Rauchen kann Lungenkrebs und verschiedene Atemwegserkrankungen verursachen und das Risiko für weitere Krebserkrankungen erhöhen, besonders in Gewebe und Organen, die in direktem Kontakt mit dem inhalierten Tabakrauch stehen (z.B. Mund-, Lippen-, Kehlkopf-, Rachen-, Speicheldrüsen- und Speiseröhrenkrebs). Rauchen beeinflusst aber auch die Entstehung von Krebs in Organen, die mit dem Tabakrauch in keinem direkten Kontakt stehen (z.B. Blasen-, Nieren-, Gebärmutterhals-, Brust-, Bauchspeicheldrüsen- und Dickdarmkrebs).

  • Raucher haben ein doppelt so hohes Risiko an Krebs zu sterben wie Nichtraucher [5]. Der Konsum von Tabakwaren ist die Hauptursache für Krebserkrankungen an Lunge, Kehlkopf (Larynx), Lippen, Mundhöhle, Rachen (Pharynx) und Speiseröhre (Ösophagus).
  • Bei Rauchern wird fünf- bis zehnmal häufiger Lungenkrebs festgestellt als bei Nichtrauchern.
  • Das Risiko für Mundhöhlenkrebs ist bei männlichen Rauchern sogar 27-fach und für Kehlkopfkrebs 12-fach erhöht.
  • Raucher bekommen im Vergleich zu Nichtrauchern dreimal häufiger Blasenkrebs [10], bis zu 1,5 mal häufiger Brustkrebs [11] und doppelt so häufig Pankreaskrebs [12].

Passivrauchen

Welche gesundheitlichen Nachteile hat Passivrauchen für meine Mitmenschen?


Die wiedergewonnene Gesundheit nach der letzten Zigarette

Welche gesundheitlichen Vorteile habe ich, sobald ich aufhöre zu rauchen?



Rauchen und Übergewicht erhöhen das Mortalitätsrisiko [13]

Im Rahmen der PROCAM-Studie wurden 10 856 männliche Raucher und Nichtraucher mittleren Alters auf den Zusammenhang von Body Mass Index (BMI) und Gesamtmortalität hin untersucht. Die Ergebnisse sind in Abbildung 1 dargestellt.

Abbildung 1: Altersstandardisierte Gesamtmortalitätsraten in Abhängigkeit vom BMI in Quintilen bei Männern mittleren Alters in der Münster Heart Study (PROCAM), modifiziert nach Schulte et al (1999) [9]

Die Abbildung zeigt die Gesamtsterblichkeit in Abhängigkeit vom BMI, differenziert zwischen Rauchern und Nichtrauchern. Allgemein ist ein Anstieg der Sterberate mit steigendem Körpergewicht zu verzeichnen. Insbesondere ist in dieser Abbildung allerdings sehr gut zu sehen, dass der Graph der Raucher auf einem bedeutend höheren Niveau als der der Nichtraucher liegt. So ist selbst bei Nichtrauchern mit Übergewicht das Mortalitätsrisiko geringer als bei normalgewichtigen Menschen, die rauchen. Rauchende Männer im niedrigsten Gewichtsquintil haben ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko, welches jedoch größtenteils durch eine erhöhte Mortalität aufgrund von Krebserkrankungen bei Rauchern erklärt werden kann. Eine erhöhte Mortalität aufgrund rauchbedingter Krebstodesfälle wurde auch in anderen Studien beschrieben [5].

Bei der PROCAM-Studie (Prospective Cardiovascular Münster Study) handelt es sich um eine große Beobachtungsstudie mit Schwerpunkt auf Herz- und Gefäßerkrankungen. Die klassische, prospektive Kohortenstudie wurde 1978 am Institut für Arterioskleroseforschung an der Universität Münster von Prof. Dr. G. Assmann initiiert und ist nach wie vor ein Meilenstein in der Erforschung kardiovaskulärer Erkrankungen. Von besonderer Bedeutung ist die Erkenntnis, dass das Herzinfarkt- oder Schlaganfallrisiko nicht auf Basis eines einzelnen Risikofaktors bestimmt werden kann, sondern das Gesamtrisiko unter Berücksichtigung mehrere Risikofaktoren abgeschätzt werden muss. Diese Erkenntnis wurde in Form mehrerer PROCAM-Tests umgesetzt, mit denen das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall bestimmt werden kann.

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Quellen

[1] F. Mach et al. (2019): 2019 ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidemias: lipid modification to reduce cardiovascular risk: The Task Force for the management of dyslipidemias of the European Society of Cardiology and European Atherosclerosis Society (EAS). In: European Heart Journal, Vol. 41, Nr. 1, S. 111-188.

[2] B. Williams et al. (2018): 2018 ESC/ESH Guidelines for the management of arterial hypertension: The Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Cardiology (ESC) and the European Society of Hypertension (ESH). In: European Heart Journal, Vol. 39, Nr. 33, S. 3021-3104.

[3] P.S. Jellinger et al. (2017): Guidelines for Management of Dyslipidemia and Prevention of Cardiovascular Disease. In: Endocrine Practice, Vol. 23, Suppl. 2, S. 1-87.

[4] B. Kulzer et al. (2013): S2-Leitlinie Psychosoziales und Diabetes – Langfassung (Teil 2). In: Diabetologie, Georg Thieme Verlag KG Stuttgart. New York. Online unter https://www.diabetes-psychologie.de/downloads/Leitlinie_Teil2_Psychosoziales_und_Diabetes.pdf

[5] P. Cullen, H. Schulte, G. Assmann (1997): The Münster Heart Study (PROCAM). Total Mortality in Middle-Aged Men Is Increased at Low Total and LDL Cholesterol Concentrations in Smokers but Not in Nonsmokers. In: Circulation, Vol. 96, S. 2128-2136.

[6] M.I. Aldoori, S.H. Rahman (1998): Smoking and stroke: a causative role. Heavy smokers with hypertension benefit most from stopping. In: The British Medical Journal, Vol. 317, Nr. 7164, S. 962-963.

[7] Stroke Association (2017): Smoking and the risk of stroke. Online unter https://www.stroke.org.uk/sites/default/files/smoking_and_the_risk_of_stroke.pdf

[8] S. Juvela et al. (1993): Cigarette smoking and alcohol consumption as risk factors for aneurysmal subarchnoid hemorrhage. In: Stroke, Vol. 24, Nr. 5, S. 639-646.

[9] E. Prescott et al. (1998): Smoking and risk of myocardial infarction in women and men: longitudinal population study. In: British Medical Journal, Vol. 316, Nr. 7137, S. 1043-1047.

[10] American Cancer Society (2016): Bladder Cancer Risk Factors. Online unter https://www.cancer.org/cancer/bladder-cancer/causes-risks-prevention/risk-factors.html

[11] C. Catsburg et al. (2014): Active cigarette smoking and risk of breast cancer: a cohort study. In: Cancer Epidemiology, Vol. 38, Nr. 4, S. 376-381.

[12] American Cancer Society (2016): Pancreatic Cancer Risk Factors. Online unter https://www.cancer.org/cancer/pancreatic-cancer/causes-risks-prevention/risk-factors.html

[13] H. Schulte, P. Cullen, G. Assmann (1999): Obesity, mortality and cardiovascular disease in the Münster Heart Study (PROCAM). In: Atherosclerosis, Vol. 144, S. 199-209.