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Wer sich mediterran ernährt, könnte dadurch sein Demenzrisiko senken [369]

Schon lange ist bekannt, dass eine Ernährungsweise in Anlehnung an die traditionellen Essgewohnheiten in den Mittelmeerländern sich positiv auf die Gesundheit, insbesondere auf die des Herzens und der Gefäße (1), auswirkt. Eine Gruppe spanischer Forscher konnte nun zeigen, dass die mediterrane Ernährung möglicherweise auch dabei helfen kann, einer Demenz vorzubeugen (2).

Die traditionelle Mittelmeerkost ist gekennzeichnet durch pflanzliche Lebensmittel, allen voran Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkorngetreide und Kartoffeln. Charakteristisch ist vor allem der großzügige Einsatz von Olivenöl, welches hierzulande aus Angst vor der hohen Kaloriendichte oft zu vorsichtig verwendet wird. Ergänzt wird die mediterrane Kost durch Fisch und Meeresfrüchte, Eier, Geflügel sowie Milch und Milchprodukte, insbesondere Sauermilchprodukte. Rotes Fleisch und zuckerreiche Lebensmittel werden hingegen nur sehr selten verzehrt. In der traditionellen Mittelmeerkost wird häufig, aber einfach und mit frischen Zutaten gekocht. Außerdem wird das Essen stets in Gesellschaft zelebriert und von einem Glas Rotwein begleitet (3).


Wissenschaftliche Details

Mit ihrem hohen Anteil an unverarbeiteten, pflanzlichen Lebensmitteln und ihrem Fokus auf ungesättigte Fettsäuren ist die mediterrane Ernährungsweise schon seit vielen Jahren das Mittel der Wahl zur Gesunderhaltung und Vorbeugung verschiedenster Krankheiten (3). Auch was die Prävention von Demenzerkrankungen angeht, scheinen die Auswirkungen einer traditionellen Mittelmeerkost vielversprechend. Eine spanische Forschergruppe hat nun Daten aus der bekannten „European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition“ (EPIC)-Studie genutzt, um die positive Assoziation zwischen Mittelmeerkost und Demenz bzw. Alzheimerdemenz erneut beeindruckend zu belegen (2).

Die Wissenschaftler evaluierten die potenziell schützende Wirkung einer traditionell mediterranen Ernährungsweise auf die Demenzinzidenz bei über 16.000 Teilnehmern der EPIC-Kohorte, die über einen Zeitraum von im Mittel fast 22 Jahren beobachtet wurden. Während diesem Zeitraum wurden in der Personengruppe mehr als 450 Demenzfälle dokumentiert. Das Verfolgen der mediterranen Ernährung wurde mittels eines entsprechenden Scores (relativer Mittelmeerkost-Score) quantifiziert und in Quantilen zusammengefasst (2).

Im Gegensatz zum niedrigsten Quantil, also denjenigen Probanden, die die Mittelmeerkost am wenigsten verfolgten, war die höchste Adhärenz zu einer mediterranen Ernährungsweise (im höchsten Quantil) mit einem um 20 % verminderten Demenzrisiko assoziiert. Pro 2 Pluspunkte im Mittelmeerscore, also je besser sich die Teilnehmer am mediterranen Ernährungsmuster orientierten, sank das Demenzrisiko um 8 %. Die Assoziation war bei Studienteilnehmern mit einem geringen Bildungsgrad am stärksten. Die Studienautoren schlussfolgern, dass das Verfolgen einer Mittelmeerkost negativ mit der Demenzinzidenz assoziiert ist – und zwar unabhängig von den wichtigsten kardiovaskulären Risikofaktoren wie Rauchen, Body Mass Index, Bluthochdruck und Hyperlipidämien (2).

Der Zusammenhang zwischen einer mediterranen Ernährung und dem Demenzrisiko wurde auch in anderen wissenschaftlichen Arbeiten schon mehrfach bestätigt. So zeigte eine Interventionsstudie mit älteren Studienteilnehmern der bekannten „Prevención con Dieta Mediterránea“ (PREDIMED)-Kohorte, dass das Verfolgen einer mediterranen Ernährungsweise mit verbesserten kognitiven Funktionen verbunden war und somit einem altersbedingten Abfall der Hirnleistung entgegenwirken könnte (4). Auch die Wirksamkeit der von der Mittelmeerkost abgeleiteten sog. MIND-Diät (dt. Mediterrane Intervention gegen den Neurodegenerativen Abbau) zum Erhalt der geistigen Fitness wurde mehrfach wissenschaftlich bestätigt (5,6).

Im aktuellen Lancet-Report zur Demenzprävention, -intervention und -behandlung beschreibt die entsprechende Kommission die mediterrane Ernährungsweise als Option zur Prävention eines kognitiven Abfalls bei Menschen mit uneingeschränkter Hirnleistung insbesondere als Bestandteil eines gesunden Lebensstils. Von der Einnahme einzelner Vitamine, Öle oder gemischter Supplemente zur Demenzprävention wird aufgrund fehlender positiver Effekte abgeraten (7). In den aktuellen Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation wird ebenso eine Mittelmeerkost empfohlen, um das Risiko für kognitive Einschränkungen oder eine Dement zu senken, da diese helfen könnte und in jedem Fall keinen Schaden anrichten wird (8).


Zum Weiterlesen

(1) R. Estruch et al. (2013): Primary Prevention of Cardiovascular Disease with a Mediterranean Diet. In: The New England Journal of Medicine, Vol. 368, S. 1279-90. Online unter https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23432189/

(2) M.E. Andreu-Reinón et al. (2021): Mediterranean Diet and Risk of Dementia and Alzheimer’s Disease in the EPIC-Spain Dementia Cohort Study. In: Nutrients, Vol. 13, Nr. 2. Online unter https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33671575/

(3) Assmann-Stiftung für Prävention (2018): Mittelmeerkost. Online unter https://www.assmann-stiftung.de/mittelmeerkost/

(4) C. Valls-Pedret et al. (2015): Mediterranean Diet and Age-Related Cognitive Decline. A Randomized Clinical Trial. In: Journal of the American Medical Association Internal Medicine, Vol. 175, Nr. 7, S. 1094-1103. Online unter https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2293082?resultClick=1

(5) L.M.P. Wesselman et al. (2020): Dietary patterns are related to cognitive functioning in elderly enriched with individuals at increased risk for Alzheimer’s disease. In: European Journal of Nutrition, Vol. 60, S. 849-860. Online unter https://link.springer.com/article/10.1007/s00394-020-02257-6

(6) Assmann-Stiftung für Prävention (2017): Mit traditioneller Mittelmeerkost gegen Alzheimer. Neues aus der Wissenschaft. Online unter https://www.assmann-stiftung.de/mit-traditioneller-mittelmeerkost-gegen-alzheimer-203/

(7) G. Livingston et al. (2020): Dementia prevention, intervention, and care: 2020 report of the Lancet Commission. In: The Lancet Commissions, Vol. 396, Nr. 10248, S. 413-446. Online unter https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)30367-6/fulltext

(8) World Health Organization (2019): Risk reduction of cognitive decline and dementia: WHO guidelines. Online unter https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/312180/9789241550543-eng.pdf

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