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Übermäßiges Schlafbedürfnis am Tag als frühes Anzeichen für eine beginnende Demenz bei Älteren [236]

Viel Schlaf im Alter kann ein Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für den Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit sein. Neben einer Zunahme der Schlafdauer wurde kürzlich ein weiterer Risikofaktor für neurodegenerative Erkrankungen identifiziert: Ältere, die sich tagsüber ständig schläfrig fühlen, gelten als anfälliger für Demenzerkrankungen, stellte kürzlich ein Artikel im Journal of the American Medical Association Neurology heraus.


Wissenschaftliche Details

Eine zunehmende Schlafdauer kann möglicherweise auf eine erhöhte Gefahr für den beschleunigten kognitiven Abbau bei Älteren hinweisen (1). Radiologen aus der Mayo-Klinik in Rochester haben kürzlich hierzu neue Belege publiziert und dabei auf die Relevanz von Tagesmüdigkeit hingewiesen (2).

In der Studie wurden Schlafprotokolle von 283 im Schnitt 77 Jahre alten Menschen mit den Ergebnissen von aufeinander folgenden Positronen-Emissions-Tomographie (PET)-Scans abgeglichen. 63 Probanden, also fast jeder vierte Studienteilnehmer, hatte zu Studienbeginn von einer ausgeprägten Müdigkeit tagsüber berichtet. Obgleich anfangs noch ohne Demenz-Diagnose, wurden bei diesen Personen im Studienverlauf mittels PET-Scans eine signifikante Anhäufung von ß-Amyloid in zwei relevanten Hirnregionen nachgewiesen.

ß-Amyloid ist ein natürlich im Körper vorkommendes Eiweiß, dessen Stoffwechsel bei Alzheimer, der häufigsten Form von Demenz, gestört ist. Akkumulieren ß-Amyloide, so bilden sie unauflösliche Ablagerungen zwischen den Nervenzellen. Diese stören die Kommunikation zwischen Nervenzellen, sodass die Nervenzellen mitsamt ihrer Nervenzellverbindungen über viele Jahre hinweg absterben. Davon betroffen sind vor allem die Großhirnrinde und der Hippocampus, welche für das Gedächtnis, das Denken, die Sprache und die Orientierung zuständig sind (3). Eine zu hohe ß-Amyloid-Konzentration gilt daher als Marker für das Demenzrisiko.

Die Schlafberichte der Senioren ließen keine Rückschlüsse auf die Ursachen des gestörten Schlafzyklus zu. So blieb letztendlich offen, ob die übermäßige Tagesschläfrigkeit eine Folge von größerer Unruhe, von Überlastungen der Nervenschaltstellen oder von einer Neurodegeneration der wachheitsfördernden Hirnareale war.

Um zu verstehen, weshalb übermäßig tagesmüde Ältere anfälliger für die pathologischen Veränderungen sein können, die letztendlich zum beschleunigten kognitiven Abbau führen, sollten künftig, so die Experten, auch andere Marker für Demenz mit einbezogen werden. Dazu zählen Ablagerungen bestimmter weiterer Proteine, klinische Syndrome wie eine kortikale Atrophie und kardiovaskuläre Veränderungen


Zum Weiterlesen

(1) A.J. Westwood et al. (2017): Prolonged sleep duration as a marker of early neurodegeneration predicting incident dementia. In: Neurology, Vol. 88, Nr. 12, S. 1172-1179. Online unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5373785/

(2) D.Z. Carvalho et al. (2018): Association of Excessive Daytime Sleepiness with Longitudinal β-Amyloid Accumulation in Elderly Persons Without Dementia. In: Journal of the American Medical Association Neurology, Vol. 75, Nr. 6, S. 672-680. Online unter https://jamanetwork.com/journals/jamaneurology/article-abstract/2674279?redirect=true

(3) Alzheimer Forschung Initiative e.V. (2018): Wenn Gehirnzellen absterben. Veränderungen im Gehirn. Beta Amyloid und Tau Protein zerstören Nervenzellen. Online unter https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/wasistalzheimer/veraenderungen-im-gehirn/

 

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