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12 veränderbare Risikofaktoren erklären 40 % der Demenzfälle [360]

Weltweit leiden schätzungsweise etwa 50 Millionen Menschen an einer Demenz – das sind so viele wie die gesamte Bevölkerung Spaniens. Viele Erwachsene fürchten sich davor, im höheren Alter an einer Demenz zu erkranken.  Was die wenigsten wissen: Fast die Hälfte aller Demenzerkrankungen ist vermeidbar. Neben den neun bekannten Risikofaktoren wurden kürzlich im Rahmen eines wissenschaftlichen Reports der Lancet-Kommission drei weitere identifiziert (1). Neben den bekannten Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Rauchen zählen seit neustem auch ein übermäßiger Alkoholkonsum, traumatische Hirnverletzungen und Luftverschmutzung dazu. Das Präventionspotential ist also hoch: „Es ist nie zu früh oder zu spät für Maßnahmen zur Demenzprävention.“, so einer der Autoren (2).


Wissenschaftliche Details

Demenz ist ein Sammelbegriff für viele verschiedene Erkrankungen, bei denen die kognitiven Fähigkeiten wie Wahrnehmen und Denken durch krankheitsbedingte Veränderungen des Gehirns eingeschränkt sind. Grundsätzlich ähneln sich die Symptome der verschiedenen Demenzformen, wobei sie je nach Erkrankung in unterschiedlicher Reihenfolge oder Stärke auftreten. Als mögliche Anzeichen für eine beginnende Demenz werden sowohl ein häufiges Schwindelgefühl als auch ein übermäßiges Schlafbedürfnis am Tag diskutiert (3,4). Die häufigste Form ist die Alzheimer-Demenz, die durch spezifische Eiweißablagerungen im Gehirn ausgelöst wird. Durchblutungsstörungen sind die Ursachen für die zweithäufigste Form, die vaskuläre Demenz (5).

Weitgehend unbekannt ist das überaus große Präventionspotential beim Thema Demenz. Die Lancet-Kommission hat in ihrem aktuellen Report nun – zusätzlich zu neun bekannten Risikofaktoren

  • schlechte Bildung
  • Bluthochdruck
  • Hörschäden
  • Rauchen
  • Fettleibigkeit
  • Depressionen
  • Bewegungsmangel
  • Diabetes und
  • wenig soziale Kontakte (6)

drei weitere Risikofaktoren für die Entwicklung einer Demenzerkrankung identifiziert:

  • übermäßiger Alkoholkonsum
  • traumatische Hirnverletzungen und
  • Luftverschmutzung.

Die Kommission weist darauf hin, dass alle 12 veränderbaren Risikofaktoren zusammen für circa 40 % der weltweiten Demenzen verantwortlich seien. Die Autoren schlussfolgern daraus, dass fast die Hälfte aller Demenzerkrankungen verhindert werden könnten. Besonders hoch ist das Präventionspotential nach Einschätzung der Experten in Ländern mit einem niedrigen oder mittleren Einkommen, in denen mehr Demenzerkrankungen auftreten. Sie stellen in ihrem Report klar, dass benachteiligte Personen die größte Not haben und entsprechend aus den Präventionsmaßnahmen auch den größten Nutzen ziehen könnten.

Konkrete Maßnahmen zur Demenzprävention

Zur Vorbeugung einer Demenzerkrankung schlagen die Wissenschaftler für Individuen folgende Maßnahmen vor:

  • Behalten Sie Ihren Blutdruck im Blick. Der systolische Wert sollte bei Personen ab 40 Jahren bei 130 mmHg oder darunter liegen. Falls das nicht gelingt, sollte der Einsatz von Antihypertensiva vom behandelnden Arzt in Betracht gezogen werden (Hier lesen Sie mehr zu dem Zusammenhang eines leicht erhöhten systolischen Blutdrucks im Alter von 50 Jahren und dem Demenzrisiko.).
  • Verwenden Sie, falls nötig, ein Hörgerät.
  • Schützen Sie Ihre Ohren vor übermäßiger Lärmbelastung.
  • Setzen Sie sich so wenig verschmutzter Luft wie möglich aus. (Achtung: Auch Passivrauchen beeinträchtigt die Luftqualität!)
  • Verhindern Sie Kopfverletzungen (zum Beispiel, indem Sie beim Radfahren einen Helm tragen).
  • Begrenzen Sie Ihren Alkoholkonsum.
  • Rauchen Sie nicht.
  • Vermeiden bzw. verringern Sie Übergewicht, Adipositas und Diabetes.
  • Bleiben Sie stets körperlich aktiv.

Zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit sollten ergänzend folgende Hinweise beachtet werden:

  • Gehen Sie gegen soziale Ungerechtigkeit vor.
  • Ermöglichen Sie Kindern eine gute Bildung.

Vielversprechende und weit gefächerte Forschungsansätze

Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels ist die Forschung zu Demenz-Erkrankungen sehr umfassend und vielfältig. Im Feld der Demenzprävention konnten Forscher kürzlich Belege für den präventiven Effekt von Ausdauersport auf die Entwicklung von Demenzerkrankungen finden (7), während in einer anderen Publikation keine direkte Verbindung zwischen Bewegungsmangel und der Entwicklung einer Demenz gefunden wurde (8). Zur Verbesserung der Diagnostik einer Demenz wird an Algorithmen gearbeitet, welche eine Alzheimer-Demenz bis zu 6 Jahre vor der ärztlichen Diagnose erkennen sollen (9).


Zum Weiterlesen

(1) J. Livingston et al. (2020): Dementia prevention, intervention, and care: 2020 report of the Lancet Commission. In: The Lancet Commissions, Vol. 396, Nr. 10248, S. 413-46. Online unter https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2820%2930367-6/fulltext

(2) U. Eppinger (2020): Demenz-Prävention: 12 veränderbare Risikofaktoren erklären 40 % aller Fälle – diese Maßnahmen empfehlen Experten. In: MedScape. Online unter https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4909208

(3) Assmann-Stiftung für Prävention (2018): Häufiges Schwindelgefühl beim Aufstehen als Vorbote für eine spätere Demenz. Online unter https://www.assmann-stiftung.de/haeufiges-schwindelgefuehl-beim-aufstehen-als-vorbote-fuer-eine-spaetere-demenz-240/

(4) Assmann-Stiftung für Prävention (2018): Übermäßiges Schlafbedürfnis am Tag als frühes Anzeichen für eine beginnende Demenz bei Älteren. Online unter https://www.assmann-stiftung.de/uebermaessiges-schlafbeduerfnis-am-tag-als-fruehes-anzeichen-fuer-eine-beginnende-demenz-bei-aelteren-236/

(5) Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2020): Informationen. Medizinischer Hintergrund. Demenzerkrankung – eine Einführung. Online unter https://www.wegweiser-demenz.de/informationen/medizinischer-hintergrund-demenz/demenzerkrankung.html

(6) Assmann-Stiftung für Prävention (2017): Lebenslange Demenz-Prävention in neun Punkten [193]. Online unter https://www.assmann-stiftung.de/lebenslange-demenz-praevention-in-neun-punkten-193/

(7) Assmann-Stiftung für Prävention (2018): Übermäßiges Schlafbedürfnis am Tag als frühes Anzeichen für eine beginnende Demenz bei Älteren. Online unter https://www.assmann-stiftung.de/mit-ausdauersport-demenz-vorbeugen-346/

(8) Assmann-Stiftung für Prävention (2019): Einfluss von Bewegungsmangel auf die Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen und Demenz. Online unter https://www.assmann-stiftung.de/einfluss-von-bewegungsmangel-auf-die-entstehung-von-herz-kreislauferkrankungen-und-demenz-294/

(9) Assmann-Stiftung für Prävention (2019): Lernfähiger Algorithmus erkennt die Alzheimer-Demenz sechs Jahre vor der abschließenden ärztlichen Diagnose. Online unter https://www.assmann-stiftung.de/lernfaehiger-algorithmus-erkennt-die-alzheimer-demenz-sechs-jahre-vor-der-abschliessenden-aerztlichen-diagnose-258/

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