fbpx

Statine gegen den grünen Star [287]

Der langfristige Einsatz von Statinen könnte vor dem primären Offenwinkelglaukom, einer Form des grünen Stars, schützen. Dies berichteten jetzt die Autoren der Nurses‘ Health– und Fortsetzungsstudien im Journal JAMA Ophthalmology (1). Die Bostoner Wissenschaftler hatten zunächst bei über 40-Jährigen einen Zusammenhang zwischen dem Gesamtcholesterin und dem Augenleiden beobachtet. So nahm mit jedem Anstieg des Gesamtcholesterins um 20 mg/dl die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung eines primären Offenwinkelglaukoms um 7 Prozent zu.

Das Risiko für diese Sehnervschädigung ging allerdings um rund ein Fünftel zurück, nachdem die Betroffenen über fünf Jahre und länger Statine eingenommen hatten. Dabei profitierten die über 65-Jährigen am meisten davon. Für die Empfehlung, Statine in der Primärprävention des Offenwinkelglaukoms einzusetzen, sei es jedoch noch zu früh, so die Experten.


Wissenschaftliche Details

Schon länger weisen Forschungsergebnisse darauf hin, dass Statine die Entstehung von Glaukomen beeinflussen könnten. Das Glaukom, auch Grüner Star genannt, bezeichnet eine ganze Serie von Sehnervschädigungen, die unter anderem mit dem Alter zunehmen. Details zum Risiko für die am weitesten verbreiteten Glaukomvariante, dem primären Offenwinkelglaukom, haben jetzt haben Bostoner Wissenschaftler im Journal JAMA Ophthalmology vorgestellt (1).

Sie werteten dafür die Daten von über 40-Jährigen, in Gesundheitsberufen tätigen Personen aus der Nurses‘ Health Study I und II sowie aus der Health-Follow-up-Studie aus. Von den untersuchten 113.702 Frauen und 23.080 Männern hatten im Verlaufe von 15 Jahren 886 Personen ein Offenwinkelglaukom entwickelt. Analysen ergeben zunächst einen engen Zusammenhang zwischen den Blutfettwerten und der Augenerkrankung. So nahm die Gefährdung für das primäre Offenwinkelglaukom mit jedem Anstieg des Gesamtcholesterins um 20 mg/dl um rund 7 Prozent zu.

Der längerfristige Einsatz von Statinen konnte diesen Trend jedoch umkehren. Wurden die Medikamente fünf Jahre oder auch länger verwendet, dann sank die Wahrscheinlichkeit, am Glaukom zu erkranken, um rund 21 Prozent ab. Dieser günstige Effekt zeigte sich vor allem bei älteren, über 65-jährigen Studienteilnehmern[1] im Vergleich zu jüngeren, die keine Statine einnahmen (2;3). Dieser altersspezifische Schwerpunkt ist insbesondere im Hinblick auf die hohe Prävalenz älterer Menschen für das primäre Offenwinkelglaukom von Bedeutung (1).

Statine könnten künftig dazu beitragen, Sehnervschädigungen zu vermeiden, unter anderem, weil sie den Augeninnendruck senken und dem Verlust von Nervenzellen im Auge protektiv entgegenwirken, vermuten die Experten. Noch lassen sich die vielversprechenden Ergebnisse nicht verallgemeinern, da sie lediglich auf Selbstberichten über den Statinverbrauch von weißen älteren Erwachsenen beruhen. Folgeuntersuchungen sind daher geplant.


Zum Weiterlesen

(1) J.H. Kang et al. (2019): Association of Statin Use and High Serum Cholesterol Levels With Risk of Primary Open-Angle Glaucoma. In: Journal of the American Medical Association Ophthalmology. Online-Vorveröffentlichung. Online unter https://jamanetwork.com/journals/jamaophthalmology/article-abstract/2732293

Zur Wirkung von Statinen bei Älteren allgemein vgl. u.a.

(2) Cholesterol Treatment Trialists’ Collaboration (2019): Efficacy and safety of statin therapy in older people: a meta-analysis of individual participant data from 28 randomised controlled trials. In: The Lancet, Vol. 393, Nr. 10170, S. 407–15. Online unter https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(18)31942-1/fulltext und der

(3) A.S. Brett (2019): Statins for older Patients? In: The New England Journal of Medicine Journal Watch. Online unter https://www.jwatch.org/na48466/2019/02/14/statins-older-patients


Weiterführende Literatur

Das Team hat 2016 auf den Zusammenhang zwischen der Nitrataufnahme mit der Ernährung und dem primären Weitwinkelglaukom hingewiesen: J.H. Kang et al. (2016): Association of dietary nitrate intake with primary open-angle glaucoma: A prospective analysis from the Nurses’ Health Study and Health Professionals Follow-up Study. In: Journal of the American Medical Association Ophthalmology, Vol. 134, Nr. 3, S. 294-303. Online unter https://jamanetwork.com/journals/jamaophthalmology/fullarticle/2480455


Fußnote

[1] Inverse Beziehung, d.i. bei Patienten ≥65 Jahre: RR, 0.70 [95% CI, 0.56-0.87] vs. <65 Jahre: RR 1,05 [95% CI 0,68-1,63]

Comments are closed.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Unsere Webseite nutzt Cookies. Wenn Sie auf dieser Webseite bleiben, nehmen wir an, dass Sie damit einverstanden sind. Sie können unsere Cookies löschen. Wie das geht, erfahren Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Schließen