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Belege für die Neubildung von Nervenzellen bis ins hohe Alter [290]

Nervenzellen des menschlichen Gehirns können sich bis ins hohe Alter neu bilden. Diese Annahme geht aus einer Untersuchung hervor, bei der Neuromediziner aus Madrid im Hippocampus älterer Erwachsener zehntausende noch unreife Neuronen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien identifizieren konnten, u.a. auch im Hirngewebe des ältesten Probanden im Alter von 87 Jahren.

Die jetzt im Journal Nature Medicine publizierten Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Fähigkeit zur Neurogenese mit zunehmendem Alter lediglich moderat abnimmt. Demnach könnte eine stark verminderte Zahl neugebildeter und heranreifender Neurone, unabhängig vom Lebensalter der Betroffenen, ein Marker für Hirnerkrankungen sein. Im Vergleich zu untersuchten Alzheimer-Patienten, hatten die Wissenschaftler im Gehirn von gesunden Probanden konstant mehr unreife Neuronen gefunden.


Wissenschaftliche Details

Der Gyrus dentatus im Hippocampus ist der Ort, an dem neue Nervenzellen gebildet werden. Neuromediziner der Autonomen Universität Madrid haben jetzt neue Hinweise gefunden, dass sich dieser als Neurogenese bezeichnete, einzigartige Prozess auch nach der Pubertät fortsetzt und bis ins hohe Alter anhält (1).

Der Nachweis von neuen Neuronen erfolgt in der Regel über die Identifikation eines Proteins mit der Bezeichnung Doublecortin (DCX ). Er kann bislang nur postmortal erfolgen und gilt unter Experten als problematisch, weil u.a. der Untersuchungszeitpunkt darüber entscheidet, ob DCX überhaupt aussagekräftig zu messen ist (2).

Das Wissenschaftlerteam analysierte das Hirngewebe von 13 gesunden Probanden zwischen 43 und 87 Jahren und von 45 Alzheimer-Patienten im Alter von 52 bis 87 Jahren. Die Untersuchungen erfolgten in einem schmalen Zeitfenster von zwei bis zwölf Stunden nach dem Tod. Es konnte bei allen Probanden DCX nachgewiesen werden. Ebenso im Gehirn des ältesten Patienten, wenn auch in der Menge um rund ein Drittel vermindert. Wurden bei dem Jüngsten rund 42.000 unreife Hirnzellen pro mm3 markiert, waren es bei dem Ältesten knapp 30.000/mm3.

Unabhängig vom Lebensalter beeinträchtigten neurodegenerative Prozesse die Neurogenese spürbar. Im Vergleich zu den Hirngesunden fanden sich bei den Alzheimer-Patienten konstant mehrere Zehntausende neue Hirnzellen weniger. Sie wiesen zudem noch im Schnitt einen vergleichsweise geringeren Reifegrad auf. Je weiter die Erkrankung fortgeschritten war, umso deutlicher waren Unterschiede erkennbar.
Die Wiederherstellung eines normalen Neurogenese-Levels könnte ein potenzieller Ansatz sein, um der Entwicklung einer Alzheimer-Erkrankung frühzeitig entgegen zu wirken, so die Experten.


Zum Weiterlesen

(1) P. Moreno-Jiménez et al. (2019): Adult Hippocampal Neurogenesis is Abundant in Neurologically Healthy Subjects and Drops Sharply in Patients with Alzheimer’s Disease. In: Nature Medicine, Vol. 25, S. 554-560. Online unter https://www.nature.com/articles/s41591-019-0375-9.

(2) S.G. Sorrells et al. (2018): Human Hippocampal Neurogenesis Drops Sharply in Children to Undetectable Levels in Adults. Nature, Vol. 555, S. 377–381. Online unter https://www.nature.com/articles/nature25975.

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