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E-Zigaretten gesundheitsschädlicher als ursprünglich angenommen [339]

Das Rauchen von E-Zigaretten gilt gemeinhin als gesündere Alternative zum Rauchen von herkömmlichen Zigaretten. Allerdings werden zunehmend auch nachteilige und gesundheitsschädigende Auswirkungen des „Vapings“, wie das Rauchen von E-Zigaretten eingedeutscht auch bezeichnet wird, bekannt. Neue Forschungsergebnisse zeigen nun, dass Vaping neben den Blutgefäßen und dem Herzen auch das Gehirn direkt schädigen kann. So führte schon ein einmaliges E-Rauchen zu einer höheren Herzfrequenz, steiferen Arterien und einer beeinträchtigten Endothelfunktion (1). Die zunehmende Verbreitung der E-Zigarette auch hierzulande insbesondere unter Jugendlichen ist daher als kritisch zu betrachten (2).


Wissenschaftliche Details

Die Verbreitung und der Konsum von E-Zigaretten haben in den letzten Jahren weltweit deutlich zugenommen. Dabei gilt die E-Zigarette vor allem als weniger schädliche Alternative für Raucher, die ihren Zigarettenkonsum reduzieren oder langfristig komplett mit dem Rauchen aufhören möchten. Doch auch unter Jugendlichen ist das „Vaping“, wie das Rauchen von E-Zigaretten als Ableitung des gleichnamigen englischen Wortes auch genannt wird, weit verbreitet (2). Laut einer Umfrage bei 42.000 Highschool-Schülerinnen und Schülern, deren Ergebnisse kürzlich im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden, hatte jeder vierte Zwölftklässler im vergangenen Monat eine E-Zigarette mit Nikotin probiert (3).

Ob die E-Zigarette zu Recht als gesündere Alternative zum Rauchen gehandelt wird, ist unklar. Das Vaping ist noch nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht und immer wieder werden neue Erkenntnisse darüber veröffentlicht. Mitunter zeigen Forscher auch mögliche negative gesundheitliche Auswirkungen auf. So konnte die deutsch-US-amerikanische Forschergruppe um M. Kuntic zeigen, dass das Rauchen von elektronischen Zigaretten den oxidativen Stress in den Gefäßen, im Gehirn und in der Lunge erhöht (1).

In der Studie wurden die unmittelbaren Auswirkungen des Vapings an 20 gesunden Rauchern untersucht. Bei den Probanden konnte nach einmaligem Konsum einer E-Zigarette eine beginnende endotheliale Dysfunktion, Steifheit der Arterien sowie eine beeinträchtigte Schergeschwindigkeit[1] und Durchblutung der Haut nachgewiesen werden.

Um die Folgen des Vapings zu untersuchen, wurden  außerdem 150 Mäuse über 1, 3 oder 5 Tage jeweils 2 Stunden täglich dem Dampf von E-Zigaretten ausgesetzt. Darunter waren 27 Mäuse, denen das NOX-2[2]-Gen fehlte. Der Zigarettenrauch führte zu einer Hochregulation der Aktivität des NOX-2-Gens, sofern es die Mäuse in ihrem Genpool trugen. Die Mäuse, denen das Gen fehlte, zeigten keinen Anzeichen von oxidativem Stress oder endothelialer Dysfunktion als Reaktion auf den Zigarettendampf. Daraus schlussfolgerten die Forscher, dass der durch die E-Zigarette ausgelöste oxidative Stress in den Gefäßen, dem Gehirn und der Lunge NOX-2-abhängig sein könnte. NOX-2 wird wahrscheinlich durch die toxischen Verbindungen (insbesondere Acrolein) aktiviert, welche beim Vaping entstehen. Überraschend war für die Forscher, dass der E-Zigarettendampf ohne Nikotin schädlichere Auswirkungen (unter anderem auf die Marker für oxidativen Stress und Entzündungen) hatte als der nikotinhaltige Dampf.

Die Studienautoren sehen ihre Ergebnisse als Hinweis darauf, dass Vaping keine „gesunde“ Alternative zum herkömmlichen Rauchen darstellt. Entsprechend sollten elektronische Zigaretten nicht ergänzend oder alternativ zu gewöhnlichen Zigaretten konsumiert werden. Es sind weitere Untersuchungen und Experimente notwendig, um die gesundheitlichen Risiken von E-Zigaretten eindeutig zu identifizieren und zu minimieren. Prof. Münzel, leitender Wissenschaftler des Forscherteams, ist der Meinung, dass Länder auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse über die gesundheitlichen Auswirkungen der E-Zigarette Verbote in Betracht ziehen sollten. Damit solle dem Trend des Vapings und den damit einhergehenden gesundheitlichen Nachteilen, die potentielle Nikotinsucht eingeschlossen, entgegengewirkt werden, so Prof. Münzel (5).

In den USA erkrankten in den letzten Wochen viele Konsumenten von E-Zigaretten an Lungenerkrankungen, acht Betroffene starben. Mittlerweile ist die Anzahl der Erkrankten auf 530 gestiegen. Während aromatisierte Liquids im Staat New York kurzfristig verboten wurden, kündigte US-Präsident Donald Trump an, ein ähnliches Verbot landesweit umzusetzen. In Indien wurde der Verkauf, der Import, die Produktion sowie die Werbung für elektronische Zigaretten gesetzlich komplett verboten (6).

Trotz aller Kritik an E-Zigaretten ist zu beachten, dass in der beschriebenen Studie ausschließlich Akuteffekte untersucht wurden. In längerfristigen Studien konnten diese negativen Effekte von E-Zigaretten nicht so eindeutig bzw. teilweise gar nicht nachgewiesen werden. Es sind weitere Studien zu E-Zigaretten notwendig, in denen sowohl die kurz- als auch langfristigen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit weiter untersucht werden. Obwohl Nichtrauchen immer die beste und gesündeste Wahl ist, sollten auch die Alternativen zu herkömmlichem Rauchen ehrlich betrachtet und hinsichtlich einer Reduktion des Gesundheitsrisikos für Raucher wissenschaftlich fundiert evaluiert werden (7).


Zum Weiterlesen

(1) M. Kuntic et al. (2019): Short-term e-zigarette vapour exposure causes vascular oxidative stress and dysfunction: evidence for a close connection to brain damage and a key role of the phagocstic NADPH oxidase (NOX-2). In: European Heart Journal, Vol. 0, S. 1-13. Online unter https://academic.oup.com/eurheartj/advance-article/doi/10.1093/eurheartj/ehz772/5621442

(2) Deutsches Krebsforschungszentrum (2018): E-Zigaretten: Konsumverhalten in Deutschland 2014 – 2018. Aus der Wissenschaft – für die Politik. Heidelberg. Online unter https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/AdWfP/AdWfdP_2018_E-Zigaretten-Konsumverhalten-in-Deutschland-2014-2018.pdf

(3) R. Miech et al. (2019): Trends in Adolescent Vaping, 2017-2019. In: The New England Journal of Medicine, Vol 381, S. 1490-1. Online unter https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMc1910739?query=featured_home

(4) U. Eppinger (2019): „An der E-Zigarette bleibt nichts Gutes“: So schädigen sie akut Gehirn, Blutgefäße und Lunge. In: MedScape. Online unter https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4908392

(5) I. Berres, J. Köppe (2019): Todesfälle und Verbote. Wie gefährlich sind E-Zigaretten? In: Spiegel Online, 21.09.2019. Online unter https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/e-zigaretten-wie-gefaehrlich-sind-sie-wirklich-a-1287566.html

(6) H.-P. Willig (2019): Schergeschwindigkeit. Cosmos indirekt.de. Online unter https://physik.cosmos-indirekt.de/Physik-Schule/Schergeschwindigkeit

(7) Medical Data Institute GmbH (2019): e-Zigarette – Studien zu klinischen Endpunkten belegen Nutzen bei Rauchern. Pressemitteilung vom 19.11.2019. Online unter https://www.presseportal.de/pm/79730/4443675


Fußnoten

[1] Die Schergeschwindigkeit bezeichnet die räumliche Veränderung der Flussgeschwindigkeit in diesem Fall des Bluts. (4)

[2] NOX-2 ist ein Enzym, das an der Abwehr von Bakterien im Körper sowie an der Regulation des oxidativen Stresses im Körper beteiligt ist (5).

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