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Zur möglichen Verbindung von Fehlernährung und dem Risiko für verschiedene Krebsarten Ein Votum für Prävention zum Weltkrebstag [65]

Krebstherapien reichen nicht aus, um dem Anstieg von Krebserkrankungen wirksam begegnen zu können. Die Hälfte der für das Jahr 2012 gezählten, rund 14 Millionen neuen Tumorerkrankungen weltweit könnte mit Hilfe von Prävention möglicherweise vermeidbar gewesen sein. Experten der International Agency for Research on Cancer (IARC) nahmen den Weltkrebstag am 4. Februar zum Anlass, um eine Intensivierung von Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung und zur Verzögerung von Krebs einzufordern (1).

Gerade Veränderungen in den Lebensgewohnheiten sollen helfen, vor Krebs stärker zu schützen.

Die Suche nach der die Tumorentwicklung beeinflussbaren Faktoren konzentriert sich zunehmend auch auf die gesundheitsförderliche  Zusammensetzung der Ernährung (2).

Studien weisen auf eine Verbindung zwischen Ernährungsgewohnheiten, Übergewicht und dem Wachstum bestimmter Tumorarten hin.

So steigere Alkohol die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Kolorektalkarzinomen und Brustkrebs und – in Kombination mit Rauchen –  das Risiko für Tumore des oberen Gastrointestinaltrakts. Der übermäßige Verzehr von rotem Fleisch (Rind, Schwein, Lamm),  sowohl roh als auch gebraten, befördere vor allem Kolorektalkarzinome . Gerade ländervergleichende Untersuchungen zu Veränderungen in den traditionellen Ernährungsgewohnheiten liefern dazu eingängige Hinweise. In Japan und in Korea z.B. steigt die Darmkrebsrate parallel zur Menge des verzehrten Rindfleisches an, in Indien, wo Rindfleisch äußert selten auf dem Speiseplan steht, sei sie nach wie vor extrem niedrig (3).

Klar erkennbar sei auch eine Verbindung zwischen dem Übergewicht und der Tumorentwicklung an stoffwechselaktiven Organen wie Dickdarm und Nieren, Speiseröhre, Bauchspeicheldrüse und Gallenblase sowie Brust und Gebärmutterschleimhaut. So kann sich das Risiko, an Gebärmutterschleimhaut und Speiseröhrenkrebs zu erkranken, ab einem Body-Mass-Index von > 25 verdoppeln bis verdreifachen. 10 % aller Darm- und Brustkrebsfälle (nach der Menopause) werden mit Übergewicht in Verbindung gebracht (4).

Doch Übergewicht allein weder der Auslöser für Tumorerkrankungen noch ein selbständiger Risikofaktor (5). Vielmehr können Stoffwechselfehlfunktionen, zu deren Folge auch das Übergewicht zählt, Tumore vergrößern und ihr Wachstum beschleunigen.

Als Katalysator wirkt dabei das bei Übergewicht verstärkt vorhandene Fettgewebe, das vermehrt Hormone (z.B. Leptin, Insulin und Östrogen auch nach der Menopause) ausschüttet sowie Entzündungsreaktionen auslöst und durch die Dichte dieser schädlichen Impulse/Signale das Tumorwachstum anregen kann.  Laborversuche zeigen etwa, dass Medikamente zur Senkung des Insulinspiegels bei diabetogenen Mäusen das Wachstum von Brusttumoren und Leberkrebszellen verzögern. Ähnliche Effekte werden in Experimenten mit Pflanzenstoffmolekülen von Brokkoli, grünem Tee oder Curcium beobachtet, jedoch ausschließlich unter Laborbedingungen und nur in ganz kurzen Zeiträumen. Klinisch gesicherte Empfehlungen für den gezielten Einsatz von Lebensmitteln zur präventiven oder therapeutischen Verzögerung von Tumorentwicklungen beim Menschen lassen sich gegenwärtig noch nicht ableiten. Ebenso ist ungewiss, ob mit dem Verlust von Kilos infolge einer Diät das Risiko für Krebs bei ehemals Übergewichtigen tatsächlich wieder sinkt.

Die Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg schätzen ein, dass sich künftig insbesondere die Kombination von Fehlernähung, Übergewicht und Metabolischen Syndrom zum dominierenden Risikofaktor für Krebsfälle in den Industriennationen entwickeln kann und den Krebsinitiator Rauchen vom Platz 1 des Ursachenrankings verdrängt. (6).

Das Prinzip der gesunden Ernährung lebenslang als ein Schritt zur Prävention von Tumorerkrankungen wird in diesem Zusammenhang noch größere Bedeutung erlangen.

 

 

Zum Weiterlesen:

(1)   Weltkrebsbericht 2014:  www.iarc.fr/en/publications/books/wcr/wcr-order.php

(2)   www.dkfz.de/de/epidemiologie – krebserkrankungen/arbeitsgr/ernaerepi/EPIC_P05_Ergebnisse.html
und exemplarisch: Parkin D.M.,  L Boyd and L C Walker, The fraction of cancer attributable to lifestyle and environmental factors in the UK in 2010. In: British Journal of Cancer (2011) 105, S77–S81. doi:10.1038/bjc.2011.489

(3)   Hausen, H.z., Red meat consumption and cancer: Reasons to suspect involvement of bovine infectious factors in colorectal cancer. IN:  International Journal of Cancer

Article first published online: 31 JAN 2012 DOI: 10.1002/ijc.27413

(4)   Die aktuellen Statistiken: www.wcrf.org/cancer_statistics/world_cancer_statistics.php

(5)   Zur differenzierten Bewertung des  Risikofaktors Übergewicht bei Stoffwechselstörungen vgl. www.assmann-stiftung.de/koerpergewicht-als-unabhaengiger-risikofaktor-fuer-herzinfarkt-und-schlaganfall-57

(6)   www.dkfz-heidelberg.de/de/presse/pressekonferenzen

 

 

 

 

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