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Zur Darmkrebshäufung innerhalb einer Familie [218]

Das Risiko an Darmkrebs zu erkranken ist bei Personen mit einer sowohl familiären Vorbelastung als auch einem sehr ungünstigen genetischen Profil gegenüber Personen ohne familiäre Vorbelastung und niedrigerem genetischen Risikoscore um das Sechsfache erhöht. Beide Parameter, also die Familienanamnese und genetische Tests, liefern unabhängig voneinander entscheidende Informationen über das Risiko eines Patienten, an Darmkrebs zu erkranken. Die Kombination von Familienanamnese und genetischem Risikoscore hat ein noch größeres Potential zur Verbesserung der Abschätzung des Darmkrebsrisikos als die isolierte Betrachtung der einzelnen Risikofaktoren.


Wissenschaftliche Details

Das Risiko einer Person, an Darmkrebs zu erkranken, erhöht sich durch Vorliegen einer Darmkrebserkrankung bei Verwandten ersten Grades auf das Doppelte. Ferner erhöht auch das Vorliegen hoher genetische Risikoscores das Darmkrebsrisiko des Einzelnen. Daher gelten beide Parameter als hilfreiche Prädiktoren zur Risikoabschätzung bei Darmkrebserkrankungen, wurden bislang allerdings vorrangig getrennt voneinander untersucht und eingesetzt. Zum einen fehlten oft schlicht ausreichende, gleichzeitig verfügbare Informationen zu beiden Risikofaktoren, zum anderen vermutete man, dass beide Risikomarker ähnliche Informationen liefern würden. Dabei ist eine Häufung von Darmkrebs innerhalb einer Familie nicht zwangsläufig auf das Erbgut zurückzuführen (1). Auch die Verfolgung eines ungünstigen Lebensstils wie etwa Fehlernährung, Rauchen oder/und Bewegungsmangel über Generationen hinweg kann dazu beigetragen haben. Der Einfluss dieser Lebensstilfaktoren lässt sich jedoch nicht in genetischen Risikoscores abbilden.

Im Rahmen der DACHS-Studie eruierten Forscher nun die Möglichkeit einer Risikoabschätzung durch die Kombination einer Analyse von Familienanamnese und Erbgut (2). Die Studie gilt als eines der weltweit größten Forschungsprojekte zu Darmkrebs. Als epidemiologische Fall-Kontroll-Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums im Raum Heidelberg wird seit 2003 die Verbreitung von Darmkrebs in dieser Region untersucht, um insbesondere Erkenntnisse für die Praxis zur Prävention durch Screening zu gewinnen. Seit Studienbeginn im Jahr 2003 haben sich mehr als 10.000 Personen beteiligt, von denen Daten von 2363 Probanden und 2198 Kontrollpersonen in die vorliegende Untersuchung miteinbezogen wurden.

Sowohl eine positive Familienanamnese, also ein an Darmkrebs erkranktes Familienmitglied ersten oder zweiten Grades, als auch das Vorliegen einer großen Menge risikoreicher Erbgutabschnitte waren in der Studie mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko assoziiert. So wiesen Darmkrebspatienten mit den meisten genetischen Risikomarkern in ihrem Erbgut ein dreifach erhöhtes Erkrankungsrisiko im Vergleich zu denen auf, die die geringste Anzahl risikoreicher Erbgutabschnitte hatten. Betroffene mit Darmkrebsfällen unter Verwandten ersten Grades waren etwa doppelt so gefährdet zu erkranken wie andere ohne eine familiäre Vorbelastung. Da beide Prädiktoren überraschenderweise nicht miteinander in Beziehung stehen, ist eine kombinierte Betrachtung zur Risikoabschätzung umso zielführender.

Auch nach Bereinigung der Datensätze von übrigen Einflussfaktoren war das Risiko für Personen mit an Darmkrebs erkrankten Verwandten ersten oder zweiten Grades bei Vorliegen eines ungünstigen genetischen Profils weiterhin um das Sechsfache erhöht gegenüber Personen mit wenigen genetischen Risikofaktoren und ohne familiäre Vorbelastung. Daraus folgerten die Wissenschaftler, dass sich Informationen zu einer eventuellen familiären Vorbelastung und aus Erbgutanalysen ergänzen. Es bedarf in Zukunft weiterer Untersuchungen, um die weitere Erkenntnisse zur Beziehung von Familienanamnese und dem Vorliegen risikoreicher Erbgutabschnitte und eventuelle synergistische Effekte in Bezug auf eine Risikostratifizierung für Darmkrebs zu erlangen. Ein Ansatz könnte die Rekombination weiterer Risikofaktoren zusätzlich zum genetischen Profil und der Familienanamnese sein, um das Darmkrebsrisiko in Zukunft noch genauer abschätzen zu können.


Zum Weiterlesen:

(1) K. Weigl et al. (2018): Strongly enhanced colorectal cancer risk stratification by combining family history and genetic risk score. In: Clinical Epidemiology. Online unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5783152/pdf/clep-10-143.pdf

(2) Vgl. die Website der Darmkrebs: Chancen der Verhütung durch Screening (DACHS) – Studie. Online unter http://dachs.dkfz.org/dachs/

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