Asthma tritt in den westlichen Industrieländern immer häufiger auf; mittlerweile ist durchschnittlich schon eines von fünf Kleinkinder davon betroffen. Die Experten vermuteten einen Grund für diese Entwicklung auch in der gängigen westlichen Ernährungspraxis. Diese beinhaltet eine geringere Aufnahme langkettiger Omega-3-Fettsäuren, die insbesondere in Kaltwasserfischen vorkommen und unter anderem eine verstärkte Verwendung von Ölen mit einem hohen Anteil an Omega-6-Fettsäuren.
Prospektive Untersuchungen in Kopenhagen bestätigen nun diesen Ansatz mit einer größeren Datenanalyse und eröffnen damit zugleich Möglichkeiten zur frühzeitigen Prävention von Asthma. Der Ausgleich eines Mangels an langkettigen Omega-3-Fettsäuren (LCPUFAs) bei Schwangeren mit Fischöl hatte dazu geführt, dass ihre Nachkommen seltener an Asthma erkrankten. So verringerten täglich die mit dem Fischöl eingenommenen 2,4 bis 2,7 g Eicosapentaen-und Docosahexaen-Säuren (EPA + DHA) das Asthma-Risiko bei den Kindern in den ersten fünf Lebensjahren um bis zu einem Drittel. Auch die Anfälligkeit für Infektionen der unteren Atemwege ging zurück. Ekzeme und allergische Reaktionen der Kinder blieben vom hochdosierten Fischölverbrauch ihrer Mütter hingegen unbeeinflusst.
Wissenschaftliche Details
Asthma geht mit chronischen Entzündungen der Atemwege einher. Neben der genetischen Vorbelastung können Ernährungsdefizite die Anfälligkeit für diese Entzündungsprozesse mit beeinflussen. So tragen westliche, zunehmend auf Getreide basierende Ernährungsgewohnheiten u.a. dazu bei, dass weniger langkettige mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren (LCPUFAs), welche vor allem in fetten Seefischen enthaltenen sind, konsumiert werden. Experten vermuten, dass ein dauerhafter Mangel dieser langkettigen Fettsäuren die Anfälligkeit der Zellmembranen für asthmaspezifische Entzündungsprozesse fördert. Ein Ausgleich dieses Defizits etwa infolge einer Ernährungsergänzung könnte im Umkehrschluss Entzündungen in den Bronchien und letztendlich Asthma verringern. Dieses Konzept lag einer randomisierten, prospektiven Studie aus Kopenhagen zugrunde, deren Ergebnisse jetzt im New England Journal of Medicine publiziert sind (1).
736 Frauen im letzten Drittel ihrer Schwangerschaft erklärten sich bereit, mit Fischöl oder, als Placebo, mit Olivenölkapseln ihre Ernährung anzureichern. Die Fischölkapseln enthielten jeweils 2,4 g der langkettigen Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaen (EPA) und Docosahexaen (DHA) im Verhältnis von 55% zu 37 %. Daten von 695 der aus den Schwangerschaften hervorgegangenen Kinder und von ihren Müttern sind drei Jahre lang ausgewertet und zwei Jahre später noch einmal überprüft worden. Sie ergaben einen eindeutigen Vorteil für die Fischölkindergruppe. So lag das Risiko für Asthma oder für die Pfeifatmung in dieser Gruppe mit 16,9 % deutlich unter dem 23,7 prozentigen Risiko, das für die Olivenölkindergruppe ermittelt wurde. Auch traten Infektionen der unteren Atemwege unter dem Einfluss von Fischöl (31,7% versus 39,1%) seltener auf.
Aus Einzelanalysen ging hervor, dass das Erkrankungsrisiko bei Kindern von Frauen, die während der Schwangerschaft den niedrigsten Blutspiegel von EPA und DHA aufwiesen und dann Fischöl zu sich nahmen, halbiert worden ist. Bei Kindern von Frauen mit einem GG-Genotyp im FADS-Gen, der die körpereigene Synthese von EPA und DHA vermindert, verringerte das Fischöl die Asthmagefahr sogar von 37,8 auf 15,2 %. Ekzeme und allergische Reaktionen traten bei den Kindern beider Gruppen gleich häufig und unbeeinflusst vom Fisch- bzw. Olivenölkonsum ihrer Mütter auf. Da keine negativen Folgen des Fischölkonsums während der Schwangerschaft beobachtet wurden, gilt die Ernährungsergänzung mit Fischöl zur Prävention von Asthma als sicher (2).
Zum Weiterlesen
(1) H. Bisgaar et al. (2016): Fish Oil–Derived Fatty Acids in Pregnancy and Wheeze and Asthma in Offspring. In: The New England Journal of Medicine, Vol. 375, S. 2530-2539. Online unter http://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa1503734.
(2) C.E. Ramsden (2016): Breathing Easier with Fish Oil — A New Approach to Preventing Asthma? In: The New England Journal of Medicine, Vol. 375, S. 2596-2598. Online unter http://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMe1611723