fbpx

WHO-Empfehlung zur Schlaganfallprävention mit Hilfe von Kalium [34]

Mit einer höheren Tagesdosis an Kalium könnte die Zahl der Schlaganfälle bei Hypertonikern um bis zu 24 Prozent reduziert werden. Zu dieser Prognose gelangen Wissenschaftler um  Nancy J. Aburto vom WHO-Department of Nutrition für Health and Development in Genf im Rahmen einer Metastudie. Kalium wird schon seit längerem eine blutdrucksenkende Wirkung bei Hypertonikern zugeschrieben. Doch belegt die Metastudie erstmals auch den Effekt ausbleibender Nebenwirkungen bei höheren Kaliumspiegeln, die sich nicht negativ auf die Blutfettwerte, auf die Katocholamin-Konzentration sowie auf die Nierenfunktion von gesunden Erwachsenen und Kindern auswirken.


Wissenschaftliche Details

Vollständige Recherchen in den etablierten medizinischen Literaturdatenbanken führten zu 38 einschlägigen Studienberichten über die Wirkung von Kalium bei insgesamt 127.038 Probanden. Ausgewertet wurde insbesondere der Zusammenhang von Kaliumkonzentration und den Werten von Blutdruck, von den Blutfetten, der Nierenfunktionsparametern und der Gesamtmortalität bei gesunden und kranken Probanden im Vergleich. Die Auswertung ergab, dass eine Kaliumdosis von 90-120 mmol/Tag den systolischen Blutdruck um 3,49 (95% Konfidenzintervall 1,82 bis 5,15) mmHg und den diastolischen Blutdruck um 1,96 (0,86-3,06) mmHg bei Erwachsenen mit Bluthochdruck reduziert. In der Gruppe der Kinder mit Bluthochdruck konnte der systolischen Blutdrucks um 0.28 (-0.49 bis 1,05) mm Hg gesenkt werden. Dabei wurden keine negativen Auswirkungen auf Lipide, Hormonspiegel oder renale Funktion registriert (p>0,05). Bei gesunden Erwachsenen wurde durch die höhere Kaliumdosis weder ein blutdrucksenkender Effekt noch ein anderer, unerwünschter Effekt beobachtet. Für die Gruppe der gesunden Kinder fehlen entsprechende Daten.

Ausgehend von diesen Befunden erörtern die Autoren das präventive Potential von Kalium. Dieses manifestiere sich bei Hypertonikern vor allem in der beobachteten Absenkung der Schlaganfallfälle um 24%. Bluthochdruck gilt als Hauptrisikofaktor von Schlaganfällen.

Mit der täglichen Nahrung könne eine ausreichende Menge an Kalium aufgenommen werden, um eine blutdrucksenkende Wirkung auszulösen. Zu den wichtigsten Kaliumlieferanten zählen frisches Obst und Gemüse, Nüsse, Trocken- und Hülsenfrüchte – insbesondere Bananen, Datteln, Aprikosen, Kartoffeln, Trauben, Fenchel oder Spinat.

Daten aus der ganzen Welt zeigen jedoch, dass der durchschnittliche Verbrauch an Kalium in vielen Ländern schon aufgrund der Gewohnheiten, sich mit stark industriell verarbeiteten Lebensmitteln zu ernähren, weit unter der benötigten Tagesdosis bleibt.

Die WHO hat anknüpfend an die in der Metaanalyse enthaltenen Angaben erstmals Empfehlungen für eine Erhöhung der Kaliumzufuhr über die Nahrung auf mindestens 3,5g (90 mmol) täglich ausgesprochen. Damit wird auch eine zweifache gesundheitspolitische Erwartung ausgesprochen.  Mit Kalium sei ein einfaches kostengünstiges Mittel gegeben, den Blutdruck von Hypertonikern zu senken. Kalium lasse sich darüber hinaus auch präventiv bei Gesunden einsetzen: Mit einer Mindestmenge an Kalium in der täglichen Nahrung könnte die Entwicklung von Bluthochdruck bei Gesunden verzögert werden. Um diesen präventiven Effekt zu erzielen, so die WHO, solle auf eine geregelte Kaliumzufuhr schon bei Kindern ab 2 Jahren geachtet werden. Folgeschäden einer Überdosierung von Kalium in der Nahrung bei Gesunden seien aufgrund der Ergebnisse der Metaanalyse nicht zu erwarten.

Kalium wirkt nicht isoliert. In Verbindung mit einem Mangel an Magnesium kann eine Unterversorgung mit Kalium Arrhythmien des Herzens auslösen oder verstärken. Dagegen gelingt eine Senkung des systolischen Blutdrucks bei Hypertonikern mit hoher Kaliumzufuhr noch nachhaltiger, wenn zugleich weniger Natrium oder/und Kochsalz eingesetzt wird. Ein Grund dafür liegt in der konträren Wirkweise: Während Natrium den Blutdruck erhöht, senkt Kalium diesen und entspannt die Gefäße. Auf die gravierenden, auch tödlichen Folgen eines zu hohen Konsums von Kochsalz hat die American Heart Association unlängst öffentlich eindrucksvoll hingewiesen.

Künftige Studien zur präventiven Dosierung von Kalium dürften daher ihr Augenmerk auch auf die Wechselwirkungen mit Protagonisten und Antagonisten richten.


Zum Weiterlesen

  1. Aburto N.J. et al. : Effect of increased potassium intake on cardiovascular risk factors and disease: systematic review and meta-analyses. In: BMJ 2013; 346, doi.org/10.1136/bmj.f1378
  2. Aburto NJ , Ziolkovska A , Hooper L , P Elliott , Cappuccio FP , Meerpohl JJ .: Effect of lower sodium intake on health: systematic review and meta-analyses. In: 346, doi: 10.1136/bmj.f1326.
  3. www.who.int/mediacentre/news/notes/2013/salt_potassium_20130131/en/

Comments are closed.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Unsere Webseite nutzt Cookies. Wenn Sie auf dieser Webseite bleiben, nehmen wir an, dass Sie damit einverstanden sind. Sie können unsere Cookies löschen. Wie das geht, erfahren Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Schließen