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Weshalb stark verarbeitete Lebensmittel Übergewicht begünstigen können [298]

Stark verarbeitete Lebensmittel geraten zunehmend in die Kritik. Bei übermäßigem Konsum können sie das Risiko erhöhen, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden (1). Auch eine verkürzte Lebenserwartung wird mittlerweile mit dem Verzehr einer hohen Menge hochverarbeiteter Lebensmittel in Verbindung gebracht (2). Die gesundheitsschädigenden Effekte ergeben sich nicht nur aus den hohen Zucker- und Fettanteilen, die in der Regel minderer Qualität sind, sowie aus den Zusatzstoffen dieser Produkte, sondern auch aus der höheren Verzehrmenge. Wer stark verarbeitete Lebensmittel bevorzugt, isst insgesamt mehr und neigt dazu, Übergewicht zu entwickeln (3).


Wissenschaftliche Details

Sogenannte Fertigprodukte und hoch verarbeitete Lebensmittel steigern das Risiko, eine Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems oder der Gefäße zu erleiden. Das folgerten französische Forscher aus den Ergebnissen ihrer prospektiven Kohortenstudie, in der sie das Essverhalten von über 100.000 Erwachsenen über einen durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von 5 Jahren analysiert hatten (1). In einer ähnlich aufgebauten Studie mit 20.000 Teilnehmern über einen Zeitraum von 15 Jahren fanden spanische Wissenschaftler zudem heraus, dass ein Konsum von mehr als vier Portionen hochverarbeiteter Lebensmittel das Sterblichkeitsrisiko um bis zu 62 % erhöhen kann. Jede weitere Portion dieser Lebensmittelgruppe brachte einen zusätzlichen Anstieg des Risikos um 18 % mit sich (2). In beiden Veröffentlichungen wurde darauf verwiesen, dass die gesundheitlichen Defizite durch den Verzehr vor allem auf die nachteilige Nährstoffzusammensetzung der hochverarbeiteten Lebensmittel zurückzuführen sei (2).

Dass der Konsum von hoch verarbeiteten Lebensmitteln nicht nur mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen sowie einer höheren Sterblichkeit verbunden ist, sondern sich auch negativ auf das Körpergewicht auswirken kann, haben Wissenschaftler des National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases in Bethesda in einer kürzlich im Journal Cell Metabolism veröffentlichten Studie dokumentiert (3).

20 übergewichtige, im Schnitt 30 Jahre alte Testesser traten in der Klinik gegeneinander an. Die eine Hälfte ernährte sich zunächst zwei Wochen lang hauptsächlich von stark verarbeiteten Lebensmitteln wie Cornflakes, Fertigpizza, Kartoffelpüree aus der Tüte oder Fischstäbchen. Die andere Gruppe bekam Gerichte aus frischen Zutaten mit viel Obst, Gemüse und Nüssen. Für weitere zwei Wochen wurde die Kost getauscht. Die Mahlzeiten enthielten prozentual etwa die gleiche Makronährstoffverteilung, allerdings waren die Fertiggerichte deutlich reicher an schnell verfügbaren Zuckern und ärmer an Eiweiß und unlöslichen Ballaststoffen. Die Teilnehmer durften alle Mahlzeiten ad libitum verzehren, also ohne Einschränkungen der Menge.

Im Ergebnis nahmen die Teilnehmer mit den stark verarbeiteten Lebensmitteln 508 ± 106 kcal / Tag mehr als die Gruppe mit der gesünderen Kost zu sich. Zudem aßen sie schneller, mit mehr Appetit und legten innerhalb von zwei Wochen fast ein Kilogramm zu, während die Frischkostler in der gleichen Zeit rund ein Kilo an Gewicht verloren. Die Einschränkung des Verzehrs von stark verarbeiteten Lebensmitteln kann unabhängig von den sonstigen Essgewohnheiten ein einfacher und wirksamer Ansatz sein, die Entwicklung von Fettleibigkeit zu stoppen, so die Studienautoren. Die Empfehlung, weitgehend unverarbeitete Lebensmittel zu präferieren und die Zufuhr hochverarbeiteter Lebensmittel einzuschränken, findet sich mittlerweile auch in immer mehr offiziellen Ernährungsempfehlungen wieder (vgl. die Ernährungsempfehlungen in Deutschland und den USA, (4;5).


Zum Weiterlesen

(1) B. Srour et al. (2019): Ultra-processed food intake and risk of cardiovascular disease: prospective cohort study (NutriNet-Santé). In: the bmj, Vol. 365, l1451. Online unter https://www.bmj.com/content/365/bmj.l1451

(2) A. Rico-Campà et al. (2019): Association between consumption of ultra-processed foods and all cause mortality: SUN prospective cohort study. In: the bmj, Vol. 365, l1949. Online-Vorveröffentlichung. Online unter https://www.bmj.com/content/365/bmj.l1949

(3) K.D. Hall et al. (2019): Ultra-Processed Diets Cause Excess Calorie Intake and Weight Gain: An Inpatient Randomized Controlled Trial of Ad Libitum Food Intake. In: Cell Metabolism, Vol. 30, Nr. 1, S. 67-77. Online unter https://www.cell.com/cell-metabolism/fulltext/S1550-4131(19)30248-7?_returnURL=https%3A%2F%2Flinkinghub.elsevier.com%2Fretrieve%2Fpii%2FS1550413119302487%3Fshowall%3Dtrue

(4) Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (2017): Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE. Online unter https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/10-regeln-der-dge/

(5) U.S. Department of Health and Human Services, U.S. Department of Agriculture (2015): 2015-2020 Dietary Guidelines for Americans. Online unter https://health.gov/dietarygui-delines/2015/guidelines/

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