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Wenn das Sonnenlicht fehlt: Zur Prävention eines Vitamin D-Mangels bei Zuflucht suchenden Frauen und Mädchen in Deutschland [228]

Vitamin D wird häufig auch als Sonnenvitamin bezeichnet, da es größtenteils durch Sonneneinstrahlung in unserer Haut produziert wird. Zuflucht suchende Mädchen und junge Frauen können besonders gefährdet sein, an Vitamin D-Mangel zu leiden. Dies ist vor allem auf die Kombination aus stark pigmentierter Haut und der Sonnenlichtexposition hierzulande, die meist deutlich geringer als in den jeweiligen Heimatländern ist, zurückzuführen. Daher ist es ratsam, die für Migrantinnen unzureichende Sonnenlichtexposition in Deutschland in die ärztliche Fürsorge miteinzubeziehen.


Wissenschaftliche Details

Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin, welches in unserem Körper maßgeblich am Calcium- und Knochenstoffwechsel beteiligt ist. Dieser Vitamin D-Bedarf wird größtenteils über die körpereigene Synthese, initiiert durch UV-Einstrahlung, gedeckt. Die mit der Nahrung aufgenommene Vitamin D-Menge hingegen ist nicht bedarfsdeckend; in der Regel macht die Vitamin D-Aufnahme aus der Nahrung nur 10-20 % des gesamten Bedarfs aus. Vitamin D ist vor allem in Fettfischen (z.B. Hering, Makrele) und in deutlich geringerem Maße in Leber, Butter, Eigelb und einigen Speisepilzen enthalten. Einen aktuellen wissenschaftlichen Artikel über Vitamin D lesen Sie hier.

Mädchen und junge Frauen, die aus dem indisch-asiatischen Raum, dem Nahen und Mittleren Osten sowie aus Afrika in Deutschland Zuflucht suchen, sind aus ihrer Heimat eine deutlich höhere Sonneneinstrahlung gewöhnt. Daran angepasst ist ihre Haut zumeist deutlich stärker pigmentiert und so weniger durchlässig für UV-Strahlen. Sie sind daher besonders gefährdet, in den hiesigen Breitengraden durch unzureichende Sonnenlichtexposition einen Vitamin D-Mangel zu erleiden. Darauf weisen Ann-Kathrin Klein und ihr Forschungsgruppenleiter an der Fachhochschule Münster, Prof. Dr. med. Joachim Gardemann, hin (1). Ein Grund hierfür ist die unzureichende Sonnenlichtexposition, insbesondere in der sensiblen Lebensphase der Adoleszenz. Die spezifische Lebensweise der Migrantinnen, etwa der innerhäusliche Lebensstil, das Meiden von Sonnenlicht oder auch die Verschleierung tragen dazu bei, das Risiko für einen Vitamin D-Mangel zu erhöhen.

Wird der Organismus langfristig nicht mit ausreichend Vitamin D versorgt, kommt es zu Störungen des Calcium- und Knochenstoffwechsels und einer dadurch bedingten Funktionsstörung der Nebenschilddrüsen, was schlussendlich in eine Rachitis bei Kindern bzw. einer Osteomalazie bei Erwachsenen münden kann (2). Risikogruppen für einen ausgeprägten Vitamin D-Mangel sind unter anderem Senioren, Säuglinge, Nierenkranke und Onkologie-Patienten. Entsprechend wichtig ist es, gefährdete Migranten und Migrantinnen zielgruppenorientiert aufzuklären, den Vitamin D-Status zu bestimmen und bei Bedarf eine behutsame Lebensstilumstellung und/oder eine ärztlich begleitete Supplementierung in die Wege zu leiten.


Zum Weiterlesen

(1) A.-K. Klein, J. Gardemann (2018): Migration und Vitamin-D-Mangel. Frauen und Mädchen in der Adoleszenz sind besonders betroffen. In: Westfälisches Ärzteblatt, Heft 3/2018, Varia, S. 26-27. Online unter https://www.aekwl.de/index.php?id=199&3s_aerzteblatt_id=824

(2) T.D. Thacher et al. (2016): Nutritional rickets in immigrant and refugee children. In: Public Health Reviews, Vol. 37, Nr. 3. Online unter https://doi.org/10.1186/s40985-016-0018-3

N.S. Alzaman et al. (2016): Vitamin D status of black and white Americans and changes in vitamin D metabolites after varied doses of vitamin D supplementation. In: American Journal of Clinical Nutrition, Vol. 104, Nr. 1, S. 205-214. Online unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27194308

 

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