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Weniger chronisch entzündliche Darmerkrankungen bei Kindern, die in ländlicher Umgebung aufwachsen [197]

Kanadische Kinder, die auf dem Land aufwachsen, erkranken seltener an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen als Gleichaltrige in der Stadt. Am deutlichsten fällt der Unterschied bei den Grundschülern aus, die in Dörfern lebend, bis zu 42 % weniger gefährdet sind, an Morbus Crohn und an Colitis Ulcerosa zu erkranken als ihre städtischen Mitschüler. Die Weichen für Darmentzündungen werden maßgeblich am Wohnort in den ersten fünf Lebensjahren gestellt.

Gastroenterologen, die diese darmschützenden Effekte einer Kindheit auf dem Land aus dem Vergleich der Lebensbedingungen in vier kanadischen Provinzen ermittelten, vermuten, dass sich das Mikrobiom in der frühen Kindheit der Umgebung anpasst. Demnach wären Umweltfaktoren weitaus mehr an der Entstehung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen beteiligt als bislang angenommen.


Wissenschaftliche Details

Im Weltvergleich treten in Kanada chronisch entzündliche Darmerkrankungen besonders häufig auf; betroffen sind zunehmend kanadische Kinder. Um Ursachen für diesen sehr ungünstigen Trend benennen zu können, haben kanadische Gastroenterologen die Lebensbedingungen von 6.662 in Dörfern lebenden und 38.905 in Städten lebenden Patienten sowie die ihrer Herkunftsorte miteinander verglichen. Die Untersuchungen erstreckten sich von 1999 bis 2010 auf vier kanadische Provinzen, d.h. Alberta, Manitoba, Nova Scotia und Ontario.

Die Auswertung ergab, dass Landbewohner im Schnitt bis zu 10 % seltener an Morbus Crohn oder an Colitis Ulcerosa erkrankten als die Stadtbewohner. Der Zusammenhang zwischen dem Wohnort und der Wahrscheinlichkeit für Darmentzündungen war altersabhängig und in den Phasen der Kindheit und der Pubertät am eindeutigsten erkennbar. So waren Grundschüler vom Dorf bis zu einem Lebensalter von 10 Jahren um bis zu 42 % weniger gefährdet, chronische Darmerkrankungen zu entwickeln als gleichaltrige Mitschüler aus der Stadt. Bei den Klein- und Vorschulkindern betrug der Unterschied rund 25 %, in der Altersgruppe der zehn bis 18 Jährigen bis zu 28 %. Bei erwachsenen Patienten spielte der Wohnort keine Rolle mehr. Doch – maßgeblich für das Erkrankungsrisiko in allen Altersgruppen war der Wohnort in den ersten fünf Lebensjahren.

Aus der Sicht der Experten unterstreichen die Studienergebnisse den immensen Einfluss von Umweltfaktoren bei der Entstehung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen insbesondere am Beginn des Lebens.


Zum Weiterlesen

(1) E.L. Benchimol et al. (2017): On behalf of the Canadian Gastro-Intestinal Epidemiology Consortium. Rural and Urban Residence During Early Life is Associated with a Lower Risk of Inflammatory Bowel Disease: A Population-Based Inception and Birth Cohort Study. In: American Journal of Gastroenterology. Advance Online Publication, 25 July 2017. Online unter https://www.nature.com/ajg/journal/vaop/ncurrent/pdf/ajg2017208a.pdf?foxtrotcallback=true sowie für das ergänzende Material über http://www.nature.com/ajg/journal/vaop/ncurrent/suppinfo/ajg2017208s1.html

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