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Vorteile der Ambulanten 24h-Blutdruckmessung bei der Ermittlung des Sterblichkeitsrisikos [222]

Ein zu hoher Blutdruck verkürzt das Leben. Doch Blutdruckmessungen, die von einem Arzt durchgeführt werden, reichen oftmals nicht aus, um einen Patienten als Hypertoniker einzustufen und medikamentös zu behandeln. In jedem Fall sollte eine 24h-Blutdruckmessung zur Abklärung der temporär überhöhten Blutdruckwerte herangezogen werden, so das Résumé der weltweit größten Studie zur Blutdruckmessung, die jetzt im New England Journal of Medicine publiziert wurde (1). Langzeitmessungen im Alltag verweisen insbesondere auf den maskierten Bluthochdruck, durch den sich das Sterblichkeitsrisiko im Vergleich zur in der Klinik diagnostizierte Hypertonie verdoppelte.


Wissenschaftliche Details

Wissenschaftler um J. Banegas von der Universidad Autónoma in Madrid hatten Daten von 63.910 Erwachsenen aus dem laufenden Ambulatory Blood Pressure Registry, das Informationen aus 223 Primärversorgungszentren in Spanien zusammenführt, ausgewertet. Ziel war es zu prüfen, ob die in der Klinik gemessenen Blutdruckwerte oder der 24-stündig ambulant ermittelte Blutdruck besser geeignet sind, um das Risiko für die Gesamtmortalität und die kardiovaskuläre Mortalität vorauszusagen.

Dabei wurden vier Kategorien unterschieden:

  • die anhaltende Hypertonie, also erhöhte Blutdruckwerte in der Klinik und in der ambulanten 24-h Messung,
  • der sogenannte Weißkitteleffekt, wenn im Beisein des Arztes höhere Blutdruckwerte auftreten als im normalen Alltag,
  • der maskierte Bluthochdruck, welcher durch normale Werten beim Arzt und höhere Werte im Alltag charakterisiert ist und
  • die Normotonie, d.h. normale Werte sowohl beim Arzt als auch im Alltag.

Der Abgleich beider Messtechniken über einen Zeitraum von 4,7 Jahren hinweg belegte die Vorzüge der ambulanten 24h-Blutdruckmessung gegenüber der Blutdruckkontrolle in der Klinik eindeutig. So war der ambulant ermittelte 24-stündige systolische Blutdruckwert um bis zu 58 % maßgeblicher für das allgemeine Sterblichkeitsrisiko als der klinisch erfasste[1]. Dieser Unterschied blieb erhalten, auch nachdem Alter, Geschlecht, der Fettleibigkeitsstatus, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Medikamentengabe gegen Bluthochdruck berücksichtigt worden waren.

Als lebensverkürzend erwies sich vor allem der maskierte Bluthochdruck, welcher sich in einer vertrauenswürdigen Atmosphäre beim Arzt nicht nachweisen lässt, aber sehr wohl unter Alltagsbelastungen auftritt und nur durch ambulante 24h-Messungen frühzeitig zu erkennen ist. Er verdoppelte die Gesamtmortalität im Vergleich zur in der Klinik gefundenen Hypertonie[2] (2). Alles andere als harmlos ist auch der sogenannte Weißkitteleffekt, ein Bluthochdruck nur in Gegenwart des Arztes. Dieser vergrößerte das allgemeine Sterblichkeitsrisiko etwa so sehr wie ein anhaltend zu hoher Blutdruck.

In der Konsequenz all dessen ist nach Ansicht der Experten die ambulante, 24-stündige Blutdruckmessung nicht nur am besten geeignet, sterblichkeitsrelevante Blutdruckwerte zu erfassen, sondern sie ist vor allem unverzichtbar für die Prävention, Diagnostik und Behandlung von Bluthochdruck.


Zum Weiterlesen

(1) J.R. Banegas et al. (2018): Relationship between Clinic and Ambulatory Blood-Pressure Measurements and Mortality. In: The New England Journal of Medicine, Vol. 378, S. 1509-1520. Online unter http://www.nejm.org/doi/pdf/10.1056/NEJMoa1712231

(2) Vgl. Assmann-Stiftung für Prävention (2017): Den maskierten Blutdruck mit berücksichtigen. Online unter https://www.assmann-stiftung.de/den-maskierten-bluthochdruck-mit-beruecksichtigen-151/


Fußnoten:

[1] HR 1,58 gegenüber 1,02 pro Standardabweichung des Druckanstiegs, identische HRs für beide Sterblichkeitsarten

[2] bis zu HR 2,83 CI 95% CI 2,12-3,79

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