Vollkornprodukte sind auf der Liste der gesunden Lebensmittel nicht mehr weg zu denken, ohne allzu beliebt zu sein. Kritische Stimmen behaupten, der relativ hohe Kohlenhydratanteil in Vollkornprodukten mache diese zu Dickmachern.
Doch es lohnt sich, genauer hinzusehen: Vollkorn ist beispielsweise reich an Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen, die den oxidativen Stress verringern und so bioaktiv der Zellalterung entgegenwirken können. Regelmäßig verzehrt wirkt sich Vollkorn günstig auf die Blutfett- und Blutzuckerwerte sowie auf die Höhe des Blutdrucks aus. Es hilft bei der Vorbeugung von Herz-Kreislauferkrankungen, Typ 2-Diabetes, Krebs sowie von Störungen im Nervensystem. Und es kann letztendlich zur Verlängerung der eigenen Lebensspanne beitragen. Eine im Journal Circulation publizierte Metaanalyse belegt jetzt, dass mit einer täglich zusätzlich verzehrten Vollkornportion von 16 g das Risiko, an Herz-Kreislauferkrankungen zu sterben, um bis zu 9 % sinken kann.
Wissenschaftliche Details
Vollkornprodukte enthalten eine Fülle von bioaktiven Komponenten, die eingesetzt werden können, um Gesundheit zu erhalten. Der hohe Anteil an Ballaststoffen etwa hilft, den Cholesterin- und den Insulinstoffwechsel zu regulieren. Bluthochdruck kann durch den reichen Gehalt von Magnesium günstig mit beeinflusst werden. Spuren von Eisen, Zink, Kupfer und Selen sowie verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe wirken dem oxidativen Stress und damit einer vorzeitigen Alterung der Zellen entgegen. Eine vollkornreiche Ernährung trägt maßgeblich dazu bei, Herz-Kreislauferkrankungen, Typ2-Diabetes, Dickdarmkrebs sowie Nerven- und Skeletterkrankungen vorzubeugen.
Inwieweit der regelmäßige Verzehr von Vollkorn dazu führt, das Risiko für eine frühe Sterblichkeit zu mindern, belegen jetzt Wissenschaftler von der Harvard Universität in Boston im Ergebnis einer Metaanalyse (1). 14 prospektive Kohorten Studien aus den USA, Großbritannien und Skandinavien sowie unveröffentlichtes Material aus den National Health and Nutrition Examination Studien (NHANES) sind berücksichtigt worden. Im Pool von insgesamt 786 076 Teilnehmern ließen 97.867 Todesfälle, darunter 23.957 aufgrund von Herz- und Gefäßversagen und 37.492 aufgrund von Krebserkrankungen, Rückschlüsse auf den Zusammenhang von Vollkornverzehr und Sterblichkeit zu. Die Analysen bestätigen, dass Vollkorn geeignet ist, das Risiko für die Gesamtsterblichkeit, für die Krebssterblichkeit und insbesondere für die Sterblichkeit infolge von Herz- und Gefäßerkrankungen zu verringern (2;3). Besonders Personen, die vormals überhaupt noch kein Vollkorn verzehrt haben, profitierten von einer Ernährungsumstellung. So hat jede zusätzlich am Tag verzehrte 16 g-Portion Vollkorn dazu beitragen, das Risiko, an Herz- und Gefäßerkrankungen zu sterben, um bis zu 9 % zu mindern. Wer täglich 48 Gramm Vollkornprodukte – also drei Portionen zu 16 Gramm – aß, hatte im Vergleich zu den Vollkornabstinenzlern ein um ein Fünftel geringeres Sterblichkeitsrisiko. Die Wissenschaftler sind von der gesundheitsförderlichen Wirkung der Vollkornprodukte überzeugt und empfehlen, die Bevölkerung besser zu informieren, etwa um die Akzeptanz von entsprechenden Ernährungsempfehlungen zu fördern (4).
Zum Weiterlesen
(1) G. Zong et al. (2016): Whole Grain Intake and Mortality From All Causes, Cardiovascular Disease, and Cancer: A Meta-Analysis of Prospective Cohort Studies. In: Circulation, Vol. 133, Nr. 24, S. 2370-80. Online unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4910651/
(2) D. Aune et al. (2016): Whole grain consumption and risk of cardiovascular disease, cancer, and all cause and cause specific mortality: systematic review and dose-response meta-analysis of prospective studies. In: British Medical Journal, Vol. 353, i2716. Online unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4908315/
(3) G.C. Cheng et al. (2016): Whole-grain intake and total, cardiovascular, and cancer mortality: a systematic review and meta-analysis of prospective studies. In: The American Journal of Clinical Nutrition, Vol. 104, Nr. 1, S. 164-172. Online unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27225432
(4) Assmann-Stiftung für Prävention (2018): Gesunde Ernährung. Online unter https://www.assmann-stiftung.de/gesunde-ernaehrung/