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Vitamin D-Präparate schützen nicht vor Herzinfarkt und Schlagfall [305]

Beobachtungsstudien haben immer wieder gezeigt, dass ein zu niedrigen Vitamin D-Spiegel im Blut mit einer erhöhten Gefahr für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall assoziiert war (1). Gründe für diesen Zusammenhang sind bislang nicht bekannt. Jedoch festigte sich die Erwartung, dass Vitamin D-angereicherte Nahrungsergänzungsmittel vor Herz- und Gefäßerkrankungen schützen könnten, indem sie den Vitamin D-Mangel linderten.

Eine kürzlich im Journal of the American Medical Association Cardiology veröffentlichte umfangreiche Literaturanalyse widerlegt diese Annahme mithilfe der Daten von mehr als 83.000 älteren Erwachsenen (2). Die mehr als ein Jahr lang konsumierten Vitamin D-Präparate hatten keine Auswirkungen auf das Risiko für einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall, für die Herz-Kreislaufsterblichkeit oder die allgemeine Sterblichkeit. Die amerikanischen Wissenschaftler raten daher davon ab, Vitamin D mit der Absicht einzunehmen, damit das Herz und die Gefäße zu schützen.


Wissenschaftliche Details

Die Wirkung von Vitamin D auf die Herz- und Gefäßgesundheit ist umstritten. Beobachtungsstudien hatten immer wieder angezeigt, dass ein zu niedriger Vitamin D-Spiegel im Serum auf ein höheres Risiko für den Herzinfarkt und den Schlagfall hinweisen kann (1). Die daraus abgeleitete Erwartung, anhand von Vitamin D-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln den Mangel zu beheben und damit einen Schutz vor Herz- und Gefäßerkrankungen zu erreichen, hat sich allerdings nicht bestätigt. Dies geht jetzt aus einer im Journal American Medical Association Cardiology veröffentlichten umfangreichen Literaturanalyse hervor (2).

Wissenschaftler vom MSU College of Human Medicine in Flint, Michigan, fanden bei der Auswertung von 21 randomisierten klinischen Studien keinen Beleg, dass die Einnahme von Vitamin D-Präparaten vor schwerwiegenden Herz- und Gefäßerkrankungen schützt. Das Ergebnis stützt sich auf die Gesundheitsdaten von über 83.000 im Schnitt 66 Jahre alten Frauen und Männern, die Vitamin D in Form verschiedener Nahrungsergänzungsmittel länger als ein Jahr eingenommen hatten. Eine Vitamin D-Supplementierung im Vergleich zu einer Placebo-Aufnahme war demnach weder mit dem Auftreten eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls, noch mit dem Risiko, an einem kardiovaskulären Ereignis zu versterben, assoziiert. Auch auf die Gesamtsterblichkeit hatte die Vitamin D-Aufnahme im Vergleich zur Kontrollgruppe keinen Effekt. Die Ergebnisse belegten für Vitamin D auch dann keinen herzschützenden Effekt, wenn die Einflussfaktoren Geschlecht, der Ausgangswert des Vitamin D-Spiegels, die Vitamin D-Dosierung und -Aufnahmehäufigkeit sowie eine etwaige Kalziumgabe kontrolliert wurden.

Die Experten sehen daher Vitamin D-Präparate zur Prävention von Herzinfarkt und Schlaganfall als ungeeignet an. Möglicherweise seien jedoch in den Beobachtungsstudien andere Faktoren übersehen worden, die die Verbindung eines zu niedrigen Vitamin D-Spiegels im Blut und dem Risiko für den Herzinfarkt und den Schlaganfall erklären könnten. Dem schließen sich die Autoren eines Übersichtsartikels zur Assoziation von Vitamin D und kardiovaskulären Erkrankungen an, der im Journal of the American College of Cardiology publiziert wurde. Sie halten den Zusammenhang zwischen einem Vitamin D-Mangel und dem Herz-Kreislauf-System für ein sogenanntes Epiphänomen (3).


Zum Weiterlesen

(1) T. Skaaby et al. (2017): Vitamin D, Cardiovascular Disease and Risk Factors. In: Advances in experimental medicine and biology, Vol. 996, S. 221-230. Online unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29124703

(2) M. Barbarawi et al. (2019): Vitamin D Supplementation and Cardiovascular Disease Risks in More Than 83 000 Individuals in 21 Randomized Clinical Trials. A Meta-analysis. In: Journal of the American Medical Association Cardiology. Online-Vorveröffentlichung (19.06.2019). Online unter https://jamanetwork.com/journals/jamacardiology/article-abstract/2735646?resultClick=1

(3) I. Al Mheid & A.A. Quyyumi (2017): Vitamin D and Cardiovascular Disease: Controversy Unresolved. In: Journal of the American College of Cardiology, Vol. 70, Nr. 1, S. 89-100. Online unter https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0735109717374843?via%3Dihub

 

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