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Visualisierungsmaßnahmen zur Primärprävention von kardiovaskulären Erkrankungen [264]

Informationen über wirksame Präventionsmöglichkeiten von Herz- und Gefäßerkrankungen reichen oft nicht aus, um entsprechende Verhaltensänderungen zu bewirken. Allerdings vergrößert sich die Bereitschaft, gesünder zu leben und gegebenenfalls Medikamente gegen zu hohe Blutdruck- und -Blutfettwerte einzunehmen, wenn das Erkrankungsrisiko visualisiert wird. Das bestätigen jetzt Ergebnisse aus einer schwedischen Untersuchung im Journal The Lancet (1).

Wissenschaftler von der Universität im schwedischen Umeå hatten Piktogramme in Anlehnung an Ultraschallbilder zur Plaquebildung in der Halsschlagader sowie Farbtafeln eingesetzt, um Betroffene über die Konsequenzen von Atherosklerose aufzuklären. Den Studienteilnehmern mittleren Alters gelang es, ihr kardiovaskuläres Risiko innerhalb eines Jahres nahezu zu halbieren. Sie schnitten damit wesentlich besser ab als Patienten, die das gleiche Präventionsprogramm, jedoch ohne Bildmaterial, absolviert hatten.


Wissenschaftliche Details

Obgleich wirksame Präventionsansätze längst bekannt und erprobt sind, führen Herz- und Gefäßerkrankungen weltweit noch immer am häufigsten zum Tod. Auch das Verhalten der Patienten trägt dazu bei. So scheitert es oft an der Bereitschaft, den Lebensstil nachhaltig verändern zu wollen und blutdrucksenkende Medikamente bei Bluthochdruck und Statine bei Fettstoffwechselstörungen regelmäßig einzunehmen. Beispielsweise macht in den USA die Nichteinhaltung von Medikamentenplänen immerhin zwischen 33 und 69 % aller Krankenhauseinweisungen aus (2).

Die Motivation zur Primärprävention und Therapietreue lässt sich maßgeblich steigern, wenn Erkrankungsrisiken auch visuell dargestellt und den Betroffenen mit Hilfe von Ampelfarben erläutert werden. Zu dieser Einschätzung sind jetzt Wissenschaftler von der Universität Umeå infolge der Visualization of asymptomatic atherosclerotic disease for optimum cardiovascular prevention (VIPVIZA) -Studie in Nordschweden gelangt (1).

3175 Personen im Alter von 40, 50 oder 60 Jahren nahmen an einem Präventionsprogramm bis zum Ende teil. Alle wiesen ein niedriges bis mittleres kardiovaskuläres Risiko auf, ermittelt sowohl nach dem Framingham Risiko Score (FRS) und als auch nach dem European systematic coronary evaluation (SCORE). Unteraschalluntersuchungen zur Dicke der Gefäßwände sowie zur Ablagerung von Plaques in der Halsschlagader wurden ergänzend bei allen Teilnehmern durchgeführt; jedoch erhielt nur eine per Zufall ausgewählte Personengruppe und deren Hausärzte Piktogramme der Ultraschall-Bilder sowie ein von grün bis rot reichendes Farbschema, welches das Gefäßalter visualisierte, ausgehändigt. Zudem haben Krankenschwestern nur die mit Abbildungen versehenen Studienteilnehmer an die Einhaltung ihres Präventionsprogrammes per Anruf erinnert.

Nach einem Jahr ist der kardiovaskuläre Risiko-Score für alle Teilnehmer neu berechnet worden. Der Abgleich ergab einen eindeutigen Vorteil für alle, die mit Bildern und Anrufen zur Einhaltung ihrer Therapie motiviert worden waren. Ihr FRS war gesunken, während der FRS in der Kontrollgruppe sogar angestiegen war (-0,58 vs. +0,35). Nach den Berechnungen mit SCORE waren die Risikowerte zwar bei allen angestiegen, in der Kontrollgruppe jedoch um mehr als das Doppelte als in der Bildergruppe (0,27 vs. 0,13). Gesamt- und LDL-Cholesterin konnte in beiden Gruppen gesenkt werden, am stärksten in der Bildergruppe. Der systolische Blutdruck stieg nur in der Kontrollgruppe an (+1,6 mmHg), in der Bildergruppe blieb er stabil (-0,2 mmHg). Das Bildungsniveau der Teilnehmer hatte keinen Einfluss auf die visuell erzielten Motivationserfolge.

Den Studienautoren nach bestätigt ihre Arbeit die Leistungsfähigkeit von personalisierten Bildern als ein Hilfsmittel, um Verhaltensänderungen herbeizuführen und das Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen zu reduzieren (3,4). Objektiv betrachtet ist allerdings unklar, inwieweit auch die regelmäßige telefonische Betreuung zur Risikosenkung in der Interventionsgruppe beigetragen hat. Ampelfarben zur Illustration des kardiovaskulären Risikos werden in den PROCAM-Tests schon seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt (5).


Zum Weiterlesen

(1) U. Näslund et al. (2019): Visualization of asymptomatic atherosclerotic disease for optimum cardiovascular prevention (VIPVIZA): a pragmatic open-label, randomized controlled trial. In: The Lancet, Vol. 393, Nr. 10167, S. 133-42. Online unter https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(18)32818-6/fulltext

(2) R Kones et al. (2019): Confronting the most challenging risk factor: non-adherence. In: The Lancet, Vol. 393, Nr. 10167, S. 105-6. Online unter https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(18)33079-4/fulltext

(3) G.B. Lim (2019): Images of subclinical atherosclerosis incentivize cardiovascular risk reduction. In: Nature Reviews Cardiology, Vol. 16, Nr. 70. Online unter https://www.nature.com/articles/s41569-018-0150-5

(4) S. Mayor (2018): Showing people scans of silent atherosclerosis helps them to reduce their cardiovascular risk. In: The BMJ, Vol. 363. K5119. Online unter https://www.bmj.com/content/363/bmj.k5119

(5) Assmann-Stiftung für Prävention (2019): PROCAM-Tests. Online unter https://www.assmann-stiftung.de/procam-tests/

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