fbpx

Verbesserung der Herzgesundheit von Älteren mit Online-Coach: Erfahrungen aus der HATICE-Studie [348]

Im Internet werden immer mehr Gesundheitsprogramme für die Generation 65+ angeboten. Über ihre Wirksamkeit ist bislang noch wenig bekannt. Die Healthy ageing through internet counselling in the elderly (HATICE)-Studie hat jetzt in einer ersten groß angelegten Aktion belegt, dass ein gesunder Lebensstil von Älteren mittels Online-Aktivitäten unterstützt werden kann, selbst wenn deren Herz- und Gefäßgesundheit schon gefährdet ist (1).

2.398 über 65-Jährige mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Demenz hatten sich über 18 Monate der Aufgabe gestellt, mit Hilfe des Internets gesünder zu leben. Die Hälfte von ihnen nutzte eine eigens für sie konzipierte interaktive Website und zusätzlich dazu das Feedback eines Internet-Coachs. Die andere Gruppe griff auf digitale Gesundheitsinformationen ohne Interaktion und ohne Trainer zurück. Der Effekt wurde mit einem aus systolischem Blutdruck, LDL-Cholesterin und Body-Maß-Index (BMI)[1] zusammengesetzten Score gemessen (2). Die Teilnehmer mit interaktiver Website und Coach konnten ihre Score-Werte in einem überschaubaren Umfang gegenüber der Kontrollgruppe verbessern. Die Ergebnisse der HATICE-Studie sind im Journal The Lancet Digital Health publiziert.


Wissenschaftliche Details

Das Potential von digitalen Gesundheitsinterventionen hat mit der Verbreitung von Laptops, Tabletts, Smartphones und Wearables immens zugenommen. Ein auf die verschiedenen Nutzergruppen angepasstes Design der elektronischen Helfer trägt maßgeblich mit zum Erfolg der digitalen Gesundheitshelfer bei (2). Die Erwartungen, auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit Online-Tools vorzubeugen, sind groß. Insbesondere das Selbstmanagement der Betroffenen in Bezug auf Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall könnte künftig effektiv beeinflusst werden. Allerdings ist bislang nur wenig darüber bekannt, welche gesundheitsförderlichen Effekte mit digitalen Angeboten insbesondere bei Älteren erreicht werden können, gilt doch die Generation 65+ nicht unbedingt als übermäßig digitalaffin.

Einen Anhaltspunkt hierzu bieten die Ergebnisse der Healthy ageing through internet counselling in the elderly (HATICE)-Studie, nachzulesen jetzt im Journal The Lancet Digital Health (1). Ziel von HATICE war es herauszufinden, inwieweit eine Coach-gestützte interaktive Internetintervention das kardiovaskuläre Risikoprofil bei Älteren mit schon eingeschränkter Herz- und Gefäßgesundheit verbessern kann.

2.398 über 65-Jährige aus den Niederlanden, Finnland und Frankreich konnten für diese Untersuchung gewonnen werden. Sie wiesen mindestens zwei Risikofaktoren für Herz- und Gefäßerkrankungen auf. Zu den Risikofaktoren zählen Bluthochdruck, Dyslipidämie, Übergewicht, Rauchen, körperliche Inaktivität oder ein Herzinfarkt oder Schlaganfall in der Vergangenheit.

Die zufällig ausgewählte Hälfte der Testpersonen nutzte eine eigens für sie erstellte, interaktive Internetplattform zur Verbesserung ihres Lebensstils sowie einen Internetcoach, der anderen Testgruppe standen Gesundheitsinformationen lediglich online zum Nachlesen zur Verfügung. Alle Teilnehmer waren gefordert, sich im Verlauf des Trainings über 18 Monate hinweg selbständig auf bis zu drei Faktoren zu konzentrieren. Zur Auswahl standen

  • Rauchverhalten
  • LDL-Cholesterinspiegel
  • Blutdruck
  • Blutzucker
  • Körpergewicht
  • körperliche Aktivität
  • Ernährung

Je nach gewählter Priorität änderte sich das Layout der Website. Der Effekt der durch das Online-Tool erzielten Lebensstiländerungen wurde mittels eines aus systolischem Blutdruck, LDL-Cholesterin und BMI zusammengesetzten Scores gemessen.

Alle Teilnehmer konnten ihre Herz- und Gefäßgesundheit in geringem Maße verbessern. Ein leichter Vorteil ergab sich für die von einem Coach begleitete Gruppe mit interaktiver Website. Der Effekt war nicht signifikant. Kardiovaskuläre Erkrankungen traten bei 30 von 1.382 Patienten aus der Interventionsgruppe auf gegenüber 32 von 1.333 Patienten aus der Kontrollgruppe (HR = 0,86).

Wenn auch gesundheitsförderliche Effekte in größerem Umfang erwartet wurden, so sehen die Studienautoren vom Amsterdamer Universitätsklinikum, dem Institut für Klinische Medizin an der Universität von Ostfinnland (UEF) und aus dem Karolinska Institut in Schweden in dem mehrdimensionalen Ansatz von HATICE einen vielversprechenden Ausgangspunkt, internetgestützte Programme zur Verbesserung des Selbstmanagements der Herz- und Gefäßgesundheit bei Älteren weiterzuentwickeln (3).


Zum Weiterlesen

(1) E. Richard et al. (2019): Healthy ageing through internet counselling in the elderly (HATICE): a multinational, randomized controlled trial. In: The Lancet Digital Health, Vol. 1, Nr. 8, S. e424-34. Online unter https://www.thelancet.com/journals/landig/article/PIIS2589-7500(19)30153-0/fulltext

(2) M.T. Cooney et al. (2015): Cardiovascular risk estimation in older persons: SCORE O.P. In: European Journal of Preventive Cardiology, Vol. 23, Nr. 10, S. 1093-103. Online unter https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/2047487315588390

(3) M. Barbera et al. (2018): Designing an internet-based multidomain intervention for the prevention of cardiovascular disease and cognitive impairment in older adults: the HATICE trial. In: Journal of Alzheimers Disease, Vol. 62, Nr. 2, S. 649-63. Online unter https://content.iospress.com/articles/journal-of-alzheimers-disease/jad170858

Fußnote

[1] Der BMI ist eine Maßzahl zur Bewertung des Körpergewichts im Verhältnis zur Körpergröße. Er wird berechnet als Verhältnis des Körpergewichts in Kilogramm zur quadrierten Körpergröße in Metern, d.h. BMI ist gleich kg geteilt durch m*m (kg/m2).

Comments are closed.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Unsere Webseite nutzt Cookies. Wenn Sie auf dieser Webseite bleiben, nehmen wir an, dass Sie damit einverstanden sind. Sie können unsere Cookies löschen. Wie das geht, erfahren Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Schließen