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Unkontrolliert eingenommene Schmerzmittel können zum plötzlichen Herzstillstand beitragen [166]

Schmerzmittel, auch wenn sie in Apotheken teils rezeptfrei verkauft werden, sind alles andere als harmlos. So belegen jetzt Wissenschaftler aus dem Universitätsklinikum Kopenhagen, dass insbesondere die unkontrollierte Einnahme von Ibuprofen und Diclofenac mit dazu beiträgt, das Risiko für einen plötzlichen Herzstillstand außerhalb eines Krankenhauses um rund ein Drittel zu erhöhen (1). Dieses Ergebnis ergänzt Vorläuferstudien, in welchen auf die herz- und gefäßschädigenden Nebenwirkungen wie etwa Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzinsuffizienz wiederholt hingewiesen worden ist (2). Die Experten mahnen, diese Schmerzmittel weder unkontrolliert einzunehmen, noch die vom Arzt empfohlene Dosierung zu missachten.


Wissenschaftliche Details

Nicht-steroidale entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAIDs) gehören weltweit zu den am häufigsten verwendeten Medikamenten. Sie lindern Schmerzen und Schwellungen, die infolge von Entzündungen entstanden sind, und senken das Fieber. Überdosiert eingenommen, erhöhen sie u.a. auch das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzschwäche.

Dänische Wissenschaftler haben jetzt überprüft, inwieweit auch der plötzliche Herzstillstand außerhalb der Klinik mit dem Schmerzmittelkonsum in Verbindung steht. In einer Case-Time-Control-Studie verglichen sie die Verordnungshäufigkeit von Medikamenten innerhalb von zufällig gewählten 30-Tages-Phasen für alle 28.947 Personen, die im dänischen Herzstillstands-Register in den Jahren 2001 bis 2010 erfasst worden sind. 3.376 Patienten dieser Kohorte, also 11,7 %, die später am plötzlichen Herztod verstarben, wurden im 30-Tage-Fenster mit einem nicht-steroidalen entzündungshemmenden Schmerzmittel behandelt. Die Datenanalyse ergab, dass die Verwendung von NSAIDs-Medikamenten mit einem um 31 Prozent erhöhten Risiko für einen Herzstillstand außerhalb der Klinik verbunden war. Bei Diclofenac und Ibuprofen, welche je zu 21,8 % bzw. 51,0 % am häufigsten in Dänemark verordnet wurden, fiel die Gefährdung am höchsten aus [OR [1], 1,50 (95 % CI [2] 1,23-1,82)] versus [OR, 1,31 (95 % CI 1,14-1,51)].

Der Einsatz von Naproxen [OR, 1,29 (95 % CI 0,77-2,16)] und den COX-2 selektiven Inhibitoren Celecoxib [OR, 1,13 (95% CI 0,74-1,70)] und Rofecoxib [OR, 1,28 (95 % CI 0,74-1,70)] blieb nebenwirkungsärmer. Die Experten raten, nicht-steroidale entzündungshemmende Schmerzmittel mit Vorsicht und nur bei einer bestehenden Indikation zu verschreiben. Da die NSAID-Medikamente generell mit einem höheren kardiovaskulären Risiko in Verbindung stehen, sollten die Nachteile gegenüber den Vorteilen bei einer Behandlung bewusst abgewägt werden.


Zum Weiterlesen

(1) K.B. Sondergaard et al. (2017): Non-steroidal anti-inflammatory drug use is associated with increased risk of out-of-hospital cardiac arrest: a nationwide case–time–control study. In: European Heart Journal Cardiovascular Pharmacotherapy, Vol. 3, Nr. 2, S. 100-107. Online unter https://academic.oup.com/ehjcvp/article-lookup/doi/10.1093/ehjcvp/pvw041

(2) Coxib and traditional NSAID Trialists’ (CNT) Collaboration (2013): Vascular and upper gastrointestinal effects of non-steroidal anti-inflammatory drugs: meta-analyses of individual participant data from randomised trials. In: The Lancet, Vol. 382, Nr. 9894, S. 769–779. Online unter https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(13)60900-9/fulltext

Fußnoten

[1] OR: odds ratio (Wahrscheinlichkeitsverhältnis)
[2] CI: Konfidenzintervall

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