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Ungleiche Überlebenschancen für Kinder in der Welt aufgrund von Mangelernährung [109]

UNICEF benennt jetzt im Progress Report 2015, Committing to Child Survival: A Promise Renewed, die aktuellen Daten zur Kindersterblichkeit: Jedes Jahr sterben 5,9 Millionen Kinder unter fünf Jahren – umgerechnet sind das rund 16.000 Kinder am Tag, 700 Kinder pro Stunde, elf Kinder pro Minute oder alle fünfeinhalb Sekunden ein Kind (1). 45 Prozent der Neugeborenen erreichen nicht einmal ihr erstes Lebensjahr; rund eine Million Babys sterben gleich am ersten Tag ihres Lebens.

Zu den Ursachen für fast die Hälfte dieser Todesfälle zählen Krankheiten, die mit einfachen präventiven Maßnahmen wie Impfen und Hygiene sowie Medikamenten weitestgehend vermeidbar wären. Dazu gehören Lungenentzündung, Durchfall, Meningitis, Malaria, Tetanus, Masern, Blutvergiftung und auch AIDS. Eine Grafik zeigt im Überblick die Todesursachen an (2):

Faktenblatt Kindersterblichkeit 2015

UNICEF stellt fest, dass komplementär zu den „offiziellen“ Todesursachen tiefer liegende Aspekte mit berücksichtigt werden sollten, um die Kindersterblichkeit schneller und nachhaltiger zu reduzieren. So gilt Mangelernährung als der maßgebliche Grund für fast die Hälfte aller Sterbefälle. Mangelernährung steht in direkter Verbindung zu Armut, Bildungsdefiziten und existentiell unsicheren Lebenslagen, ist so auch ein sozialer Indikator und letztendlich Ausdruck für die ungleichen Überlebenschancen eines Kindes: Aus dem Bericht geht hervor, dass Kinder aus armen Haushalten fast doppelt so häufig sterben wie Kinder von wohlhabenden Familien und Kinder in ländlichen Gebieten statistisch gesehen einem 1,7 Mal größeren Sterberisiko ausgesetzt sind wie Gleichaltrige in Städten. Andererseits überleben Kinder von Müttern, die mindestens eine weiterführende Schule besucht haben, fast drei Mal öfter.

Mehr als dreiviertel aller Kindersterbefälle ereignen sich in armen Ländern südlich der Sahara, wo ein von zwölf Neugeborenen nicht einmal fünf Jahre alt wird, und in Südostasien, wo jedes 19. Kind seinen fünften Geburtstag nicht erreicht. In Deutschland ist im Vergleich dazu rund jedes 250. Kleinkind vom frühen Tod betroffen. Absolut gesehen, sterben jährlich die meisten Kinder, d.h. 1,2 Millionen, in Indien.

Seitdem die UN-Mitgliedsstaaten zur Jahrtausendwende in ihrem vierten Millenniumsziel beschlossen haben, bis zum Jahr 2015 die Kindersterblichkeit um zwei Drittel zu senken, ist die Sterberate schneller gesunken als in den 1990er Jahren und dabei um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Als besonders wirksam erweisen sich Impfprogramme, technische Neuerungen, wie etwa imprägnierte Moskitonetze und Maßnahmen, die den Zugang zu sauberen Trinkwasser und sanitären Anlagen ermöglichen sowie Medikamente (3).

24 der 81 Länder mit niedrigem Einkommen haben das Millenniumsziel erreicht, darunter auch arme und bevölkerungsreiche Länder wie Äthiopien, Bangladesch, Kambodscha und Uganda. UNICEF schätzt ein, dass jetzt jedoch größere Investitionen in Gesundheitssysteme nötig sind, damit alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen von Hilfestellungen profitieren können. Dazu zählen neben der besseren Ausstattung von Kranken- und Geburtsstationen, spezifische Ausbildungsprogramme für Ärztinnen und Ärzte, Krankenpflegerinnen und -pfleger, Hebammen und andere Gesundheitshelfer auch Ernährungsbildungskurse für Mütter.

Am 30. September 2015 werden die Vereinten Nationen voraussichtlich neue Nachhaltige Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals) verabschieden (4). Darin nehmen sich die Regierungen vor, bis 2030 die Kindersterblichkeit in jedem Land der Welt unter 25 pro 1.000 Lebendgeburten zu senken (4). Das Engagement gegen Mangelernährung insbesondere bei Kleinkindern hat in diesem Vorhaben obere Priorität (5).

Zum Weiterlesen:

  1. UNICEF 2015. Committing to Child Survival: A Promise Renewed. Progress Report. Abrufbar über den Link: http://www.unicef.de/presse/2015/kindersterblichkeit/87024
  2. Die Abbildungen sind dem UNICEF – Faktenblatt Kindersterblichkeit 2015 entnommen. Abrufbar ebenso über den Link: http://www.unicef.de/presse/2015/kindersterblichkeit/87024
  3. Zum Einstieg vgl. U.N. Millenniums-Entwicklungsziele. Umsetzungsstand 2015. Abrufbar über den Link: http://www.un.org/depts/german/millennium/MDG%20Report%202015%20German.pdf
  4. Post-2015 Development Agenda. Abrufbar über den Link: http://www.post2015hlp.org/ und http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/ziele/ziele/2030_agenda/millenniumsziele/index.html
  5. Assmann-Stiftung für Prävention. Ein Kompass mit 19 prioritären Schwerpunkten zur Fokussierung der UN- Nachhaltigkeitsziele für den Zeitraum von 2016 – 2030 als Kopenhagen Konsensus [100]. Abrufbar über den Link: https://www.assmann-stiftung.de/ein-kompass-mit-19-prioritaeren-schwerpunkten-zur-fokussierung-der-un-nachhaltigkeitsziele-fuer-den-zeitraum-von-2016-2030-als-kopenhagen-konsensus-100/

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