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Telemedizinisches Frühwarnsystem bei Herzschwäche überzeugend erprobt [262]

Patienten mit einer Herzschwäche leben länger, wenn sie zuhause telemedizinisch begleitet werden. Dies belegt die Telemedical Interventional Management in Heart Failure II, TIM-HF2 (Fontane)-Studie der Berliner Charité jetzt im Journal „The Lancet“ (1).

Herzgeschwächte Erwachsene hatten täglich ihre Blutdruck- und Gewichtswerte sowie Daten aus dem häuslichen Elektrokardiogramm (EKG) via Tablet an das Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin übermittelt und durch persönliche Schilderungen zum Befinden ergänzt. Dank einer medizinischen Auswertung rund um die Uhr konnte auf eine Verschlechterung ihres Zustands sofort reagiert werden. Im Ergebnis verbrachten die Telemedizinpatienten rund sechs Tage weniger im Jahr in der Klinik als regulär betreute. Sie hatten zudem auch eine rund 40 % höhere Chance, mit ihrer Herzschwäche zu überleben.


Wissenschaftliche Details

Mehr als 1,8 Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Herzschwäche. Ihr Herz ist nicht mehr in der Lage, die benötigte Menge Blut durch den Körper zu pumpen. Obgleich sich eine chronische Herzschwäche allmählich über Jahre hinweg entwickelt, ist sie dennoch keine unausweichliche Alterserscheinung (2). Allerdings werden erste Symptome oft übersehen. Auch eine Verschlechterung der Herzleistung bemerken die Betroffenen meist nur zeitlich verzögert und manchmal zu spät, um einer lebensbedrohlichen Notsituation entgegen wirken zu können.

Eine Forschergruppe aus dem Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin an der Berliner Charité ist nun der Frage nachgegangen, wie sich eine telemedizinische Begleitung auf die Sterblichkeit von dauerhaft herzgeschwächten Patienten konkret auswirkt. In der Telemedical Interventional Management in Heart Failure II, TIM-HF2 (Fontane)-Studie waren 1.571 Herzinsuffizienz-Patienten aus 14 Metropolregionen und 11 ländlichen Regionen, vor allem aber aus Nordbrandenburg, einbezogen. 796 sind zwischen 2013 und 2017 zusätzlich zur normalen Pflege auch telemedizinisch begleitet worden, 773 verblieben in der Regelversorgung.

Alle fernüberwachten Patienten wurden im Umgang mit vier Messgeräten geschult, und zwar mit einem Elektrokardiogramm (EKG) mit Fingerclip zur Messung der Sauerstoffsättigung, einem Blutdruckmessgerät, einer Waage sowie einem Tablet zur Selbstbeschreibung des Gesundheitszustandes. Mit Hilfe der Tablets wurden alle täglich zu erfassenden Daten automatisch an das Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin der Charité übertragen und von vier Fachärzten rund um die Uhr ausgewertet. Bei einer Verschlechterung der Werte veränderte das Telemedizinteam zum Beispiel die Medikamentengabe, empfahl einen ambulanten Arztbesuch oder die Einweisung in ein Krankenhaus.

Die so engmaschig betreuten Patienten waren eindeutig im Vorteil. Sie mussten aufgrund ungeplanter kardiovaskulärer Ereignisse 17,8 Tage im Krankenhaus verbringen gegenüber 24,2 Tagen bei den regulär betreuten Patienten. Zudem starben von 100 Herzinsuffizienzpatienten in einem Jahr ohne telemedizinische Betreuung 11, mit Fernbeobachtung hingegen lediglich 8. Männer hatten einen geringfügig größeren Nutzen von der Telemedizin als Frauen. Alle Ergebnisse wurden unabhängig davon erreicht, ob die Betroffenen auf dem Land oder in der Stadt lebten. Die Experten konnten zusammenfassend nachweisen, dass eine tägliche Fernüberwachung der Herzmuskelaktivitäten, des Blutdrucks und des Allgemeinbefindens effektiv helfen kann, Leben zu retten und ungeplante Klinikaufenthalte zu reduzieren. Die Fontane-Studie gilt als eine der weltweit größten telemedizinischen Untersuchungen weltweit und als richtungsweisend für die Finanzierung einer telemedizinischen Betreuung durch Krankenkassen bei Herzschwäche.


Zum Weiterlesen

(1) F. Koehler et al. (2018): Efficacy of telemedical interventional management in patients with heart failure (TIM-HF2): a randomised, controlled, parallel-group, unmasked trial. In: The Lancet, Vol. 392, Nr. 10152, S. 1047-1057. Online unter https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(18)31880-4/fulltext

(2) Assmann-Stiftung für Prävention (2016): In der zweiten Lebenshälfte lange ohne Herzschwäche leben [144]. Online unter https://www.assmann-stiftung.de/in-der-zweiten-lebenshaelfte-lange-ohne-herzschwaeche-leben-144/

 

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