Nüsse gehören zwar zu den nährstoffreichen Lebensmitteln, sie enthalten aber in hoher Konzentration ungesättigte Fettsäuren, Vitamine und Spurenelemente sowie bioaktive Substanzen wie phenolische Antioxidantien und Phytosterole. Als Bestandteile der täglichen Nahrung wirken sie sich daher eher gesundheitsförderlich aus (1). Beobachtungs- und Interventionsstudien zeigen an, dass regelmäßiger Nüsseverzehr einige wichtige Mittler für chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauferkrankungen, Typ-2-Diabetes, Gallenleiden und Darmkrebs positiv beeinflussen kann. Zu diesen variablen Faktoren zählen neben den hohen Cholesterin- und Triglyzeridewerten die viszerale Adipositas, Entzündungen, Insulinresistenz, endotheliale Dysfunktionen und auch oxidativer Stress. In einer repräsentativen Primärpräventionsstudie konnte jüngst das kardiovaskuläre Risiko einer Hochrisikogruppe mit Hilfe einer auch mit Nüssen angereicherten mediterraner Ernährung fast um ein Drittel gesenkt werden (2).
Das New England Journal of Medicine berichtet jetzt erstmals über eine gefundene signifikante, dosisabhängige Verbindung zwischen einer nussreichen Ernährung und einer verminderten Gesamt- und ursachenspezifischen Mortalität bei Gesunden überhaupt:
Wer täglich eine Handvoll Nüsse, d.i. etwa 28 g, zu sich nimmt, kann damit sein Sterberisiko bis zu 20 % senken und auch wer nur einmal in der Woche Nüsse isst, kann die Mortalität schon um bis zu 11 Prozent reduzieren. Nüsse schützen laut den neuesten Forschungsergebnissen unterschiedlich gut vor bestimmten natürlichen Todesarten. Der spezifisch durch Herzerkrankungen verursachte Anteil der Sterbefälle sinkt bei regelmäßigem Nussverzehr um 29 %; der durch Atemwegserkrankungen um 24 Prozent und der durch Krebs bedingte um 11 % (3).
Für diese Prognosen wertete eine Forschergruppe um Ying Bao von der Harvard Medical School Daten von gesunden 76.464 Frauen aus der Nurses Health Study (NHS), einer laufenden prospektiven Kohortenstudie mit US-amerikanischen Krankenschwestern, und Parameter von gesunden 42.498 Männer aus der Health Professionals Follow-up Study (HPFS), einer prospektiven Kohortenstudie mit US-amerikanischen medizinischen Fachkräften, aus. Teilnehmer mit einer Vorgeschichte von Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen, Schlaganfall oder Diabetes wurden von der Untersuchung vorab ausgeschlossen. Im Untersuchungszeitraum von 1980/1986 bis 2010 sind 16.200 Todesfälle bei Frauen und 11.229 Todesfälle bei Männern dokumentiert.
Beide Studien erlauben schon aufgrund ihrer langjährigen und engmaschigen Follow-up Frequenz von 30 Jahren für die NHS-Teilnehmerinnen und von 24 Jahren für die HPFS-Probanden detaillierte Aussagen zum Ernährungs- und Lebensstil.
Während der Follow-up Zeit blieb der Verbrauch an Nüssen relativ konstant. Die günstigen Auswirkungen auf die Mortalitätsraten waren unabhängig von der Art der verzehrten Nüsse, etwa, ob es sich um Erdnüsse handelte oder um Baumnüsse wie etwa Walnüsse, Paranüsse, Cashewnüsse, Pistazien, Pinienkerne, Pekannüsse, Macadamianüsse u.ä.. Angaben zum Grad der Verarbeitung der Nüsse fehlen.
Im Vergleich zu den Teilnehmern, die weniger Nüsse verzehrten, waren die Nussliebhaber schlanker, rauchten weniger, aßen weniger rotes Fleisch, dafür mehr Obst, Gemüse und Vitaminpräparate, trieben mehr Sport und bevorzugten insgesamt einen gesünderen bzw. einen gesundheitsbewussteren Lebensstil.
Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Ergebnisse der prospektiven Studien beeinflusst sein könnten durch die Beschränkung des Probandenkreises auf lediglich Vertreter der Gesundheitsfachberufe. Sie gehen daher bei dem gefundenen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Nüssen und der Gesamt- und ursachenspezifischen Mortalität nicht von einer kausalen, d.i. von einer Ursache-Wirkungsbeziehung aus. Anknüpfend an und im Einklang mit den Ergebnissen anderer Ernährungsstudien empfehlen sie weitere Untersuchungen, die den Gesamtzusammenhang von Ernährung und Stoffwechsel berücksichtigen.
Zur weiteren Information:
(1) Zur Einordnung von Nüssen in das Ernährungsprofil vgl.: www.assmann-stiftung.de/ernaehrung/
(2) Zur Bewertung des präventivmedizinischen Potentials von mediterraner Kost vgl.: www.assmann-stiftung.de/mittelmeerkost-beugt-kardiovaskularen-erkrankungen-vor/
(3) Ying Bao et all: Association of Nut Consumption with Total and Cause-Specific Mortality. In: N Engl J Med 2013; 369:2001-2011November 21, 2013 DOI: 10.1056/NEJMoa1307352