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Statin-Therapie mindert das kardiovaskuläre Risiko bei Frauen und bei Männern nahezu gleich stark [98]

Statine senken einen erhöhten LDL-Cholesterin-Spiegel und damit auch das Risiko, an einem Herzinfarkt oder an einem Schlaganfall zu versterben.

Diese heute nahezu als Selbstverständlichkeit anmutende Einschätzung ist das Ergebnis von Studien, die zum überwiegenden Teil männliche Patienten einschließen. Wie differenziert Statine im weiblichen Stoffwechsel wirken, ist Gegenstand  umfangreicher Forschungen.

Mit dem Ziel,  die Wirkung von  Statinen geschlechtsspezifisch zu ermitteln und bei Frauen und bei Männern zu vergleichen, führte der internationale Forschungsverbund Cholesterol Treatment Trialists’ (CTT) eine umfangreiche Metaanalyse durch, deren Ergebnisse jetzt im Journal The Lancet publiziert sind (1).

Die Metaanalyse beruht auf Daten aus 27 klinischen Studien: 22 Studien beschreiben die Wirkung von Statinen im Vergleich zu Kontrollgruppe und fünf Studien vergleichen die Effekte bei hoch dosierten und  weniger dosierten Standard-Statin-Behandlungen.

174.149 Patienten insgesamt waren in die Untersuchungen eingeschlossen, rund ein Viertel (n = 46.657) von ihnen  weiblich. Frauen waren im Vergleich zu den Männern etwas älter (Durchschnittsalter 65,1 vs 61,8 Jahre), litten häufiger an Bluthochdruck (60% vs 48%) und an Diabetes mellitus (24% vs 18%), jedoch seltener an Gefäßerkrankungen (47% vs 65%) und rauchten im Schnitt etwas weniger (16% vs 20%).  Zu Studienbeginn betrug der mittlere LDL-Cholesterinwert bei Frauen 3,3 mmol/l im Vergleich zu 3,4 mmol/l bei den Männern.

Die Studien mit einer mittleren Follow-up Dauer von 4,9 Jahren zeigen die Auswirkungen einer Absenkung des LDL-Cholesterinwertes pro 1,0 mmol/l auf das Risiko für schwere vaskuläre Ereignisse, definiert als Verbund von schweren koronaren Ereignissen, koronare Revaskularisierung und Schlaganfall, für schwere koronare Ereignisse, definiert als nicht-tödlicher Myokardinfarkt oder Herztod, für koronare Revaskularisierung durch Herzkatheder oder Bypass-Operation, für Schlaganfalltypen und für die ursachenspezifische Mortalität geschlechtsspezifisch.

Die Metaanalyse gelangt zu dem Ergebnis, dass die Statin-Therapie bei Männern und bei Frauen mit gleichem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen ähnlich nützt:

In den 27 analysierten Studien senkt die Statin-Behandlung das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse pro 1 mmol/l weniger LDL-Cholesterin insgesamt um 21 Prozent. Dieser günstige Effekt fällt bei Frauen fast genauso groß aus wie bei den Männern. Allerdings verbleibt trotz der Statin-Therapie ein erhebliches Restrisiko für kardiovaskuläre Ereignisse (2). Die Risiken für schwere Koronarereignisse wie Herzinfarkt und Koronartod und für revaskularisierende Eingriffe per Herzkatheter oder per Bypass-Operation  wurden durch die Statin-Behandlung je um 24 Prozent verringert. Die Häufigkeit von Schlaganfällen nahm pro mmol/l LDL-Senkung geschlechtsunspezifisch um 15 Prozent ab. Und die Gesamtsterberate verringerte sich mit Hilfe von Statinen proportional zum LDL-Cholesterinwert bei Frauen um 9 % und bei Männern um 10 %.

Weder bei Männern noch bei Frauen wirkte sich die  Statin-Therapie sichtbar auf das Risiko für Krebserkrankungen oder für die nicht-kardiovaskuläre Sterblichkeit aus.

Bei Probanden, deren 5-Jahres-Risiko für ein schweres vaskuläres Ereignis unter 10 Prozent lag, mindert die Statin-Behandlung pro mmol/l LDL-Senkung das Risiko um 35 Prozent bei Männern  und bei Frauen um 26 Prozent. Dies hochgerechnet, könnten bei 1.000 Patienten, die über fünf Jahre hinweg mit Statinen behandelt werden, neun Ereignisse bei Frauen und zwölf Ereignisse bei Männern verhindert werden.

Die Metaanalyse gilt nicht nur als die umfangreichste Untersuchung zur geschlechtsspezifischen Wirksamkeit von Statinen, sondern auch als eine Grundlage, um Prognosen für die Primärprävention von Herzinfarkt und Schlaganfall mit Hilfe von Statinen bei Männern und bei Frauen zu erstellen. Darüber hinaus wird sie in einer Rezension der Zeitschrift Nature Cardiology als ein Highlight der Forschung bezeichnet (3).

 

Zum Weiterlesen:

  1. Cholesterol Treatment Trialists’ (CTT) Collaboration. Efficacy and safety of LDL-lowering therapy among men and women: meta-analysis of individual data from 174 000 participants in 27 randomised trials. Lancet Published Online January 9, 2015 http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(14)61368-4Der internationale Forschungsverbund Cholesterol Treatment Trialists’ (CTT) Collaboration führt die Daten aller relevanten großen randomisierten Studien mit Lipid-modifizierender Behandlung zusammen, um einen hohen statistischen Aussagewert zur Veränderung von Mortalität und Morbitität zu erreichen. Im Detail vgl. https://www.ctsu.ox.ac.uk/research/meta-trials/ctt/ctt-website
  2. Vgl. hierzu die Einschätzung der Metaanalyse durch das internationale Board und Steering-Commitee der Residual Risk Reduction Initiative (R3i) http://www.r3i.org/landmark-study-50
  3. G.B. Liem. Statin therapy in men versus women. Nature Reviews Cardiology 12,131 (2015) doi:10.1038/nrcardio.2015.4 Published online 27 January 2015. Abrufbar über den Link http://www.nature.com/nrcardio/journal/v12/n3/full/nrcardio.2015.4.html

 

 

 

 

 

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