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Starke Blutdruckschwankungen bei Älteren als mögliches Indiz für eine beginnende Demenz [201]

Häuslich gemessene Blutdruckschwankungen haben bei älteren Japanern schon fünf Jahre im Vorhinein auf eine beginnende Alzheimer Erkrankung oder auf eine vaskuläre Demenz hingewiesen, berichtete jetzt das Journal Circulation (1).

Blutdruckschwankungen gelten als ein Marker für Defekte in und an den Blutgefäßen bis hin zum Mikrohirninfarkt, der auch die kognitiven Zentren im Gehirn unumkehrbar schädigen kann. Ob diese Blutdruckunterschiede eine Demenz auch verursachen oder eher die Folge von Hirnfunktionsstörungen und Hirnabbauprozessen sind, infolge derer der Blutdruck fehlreguliert wird, ist noch ungeklärt.


Wissenschaftliche Details

Einschlägige Untersuchungen zeigen schon seit längeren, dass ausgeprägte Blutdruckschwankungen das Risiko für kognitive Leistungsminderungen und letztendlich auch für Demenzerkrankungen erhöhen können. Neuropsychiater von der Kyushu University (Japan) haben diesem Forschungsstand jetzt im Kontext der Hisayama-Studie, in der seit 1985 die Gesundheit und die kognitive Leistung bei älteren Einwohnern eines Vororts von Fukuoka City dokumentiert wird, neue Details hinzugefügt (1): 1.674 über sechzigjährige, geistig gesunde Bewohnerinnen und Bewohner von Hisayma bei Fukuoka hatten zwischen 2007 und 2012 dreimal täglich vor dem Frühstuck und noch vor einer Tabletteneinnahme über jeweils 28 Tage hinweg ihren Blutdruck kontrolliert. Die so dokumentierten Blutdruckschwankungen gelten u.a. als aussagekräftig, weil mit den Eigenmessungen im häuslichen Umfeld blutdrucksteigernde Stresseinflüsse durch Arztbesuche ausgeschlossen sind (2). Während einer Nachbeobachtung im Jahr 2012 wurde bei 134 Blutdruckkontrolleuren eine Alzheimer-Erkrankung und bei 47 eine vaskuläre Demenz diagnostiziert.

Ein Abgleich mit den bis über fünf Jahre hinweg erfassten Werten der Betroffenen ergab, dass mit den Blutdruckschwankungen die Gefahr für den unumkehrbaren Abbau von Hirnleistungen sukzessive zunahm und sich gegebenenfalls sogar mehr als verdoppelte. So lag in der Gruppe der Studienteilnehmer mit den größten täglichen Blutdruckunterschieden das Risiko für eine Alzheimer-Erkrankung um das 2,27-fache und für die vaskuläre Demenz um das 2,79-fache höher als in der Gruppe ohne maßgebliche Blutdruckschwankungen. Sowohl ausgeprägte, tägliche Blutdruckschwankungen als auch der Bluthochdruck waren unabhängig mit dem Risiko einer vaskulären Demenz verbunden; die Gefahr für die Alzheimer-Erkrankungen stieg mit den wachsenden Blutdruckunterschieden unabhängig von den durchschnittlichen Blutdruckwerten.

Die vieldiskutierte Frage, ob die Blutdruckschwankungen die Demenzerkrankungen auslösen oder ob sie frühe Symptome des Hirnabbaus sind, bleibt auch in dieser Untersuchung offen. Das japanische Wissenschaftlerteam verweist ungeachtet dessen und gemeinsam mit den Kollegen aus der American Heart Association darauf, dass große Blutdruckschwankungen ernste Konsequenzen haben können und einer ärztlichen Überwachung bedürfen (3,4).


Zum Weiterlesen

(1) E. Osishi et al. (2017): Day-to-Day Blood Pressure Variability and Risk of Dementia in a General Japanese Elderly Population. The Hisayama Study. In: Circulation, S. 516-525. Online unter https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.116.025667

(2) Assmann-Stiftung für Prävention (2017): Den maskierten Blutdruck mit berücksichtigen. Online unter https://www.assmann-stiftung.de/den-maskierten-bluthochdruck-mit-beruecksichtigen-151/

(3) Assmann-Stiftung für Prävention (2016): Zur Primärprävention von Demenzen in der aktualisierten S3-Leitlinie. Online unter https://www.assmann-stiftung.de/zur-primaerpraevention-von-demenzen-in-der-aktualisierten-s3-leitlinie-119/

(4) Assmann-Stiftung für Prävention (2017): Lebenslange Demenz: Prävention in neun Punkten. Online unter https://www.assmann-stiftung.de/lebenslange-demenz-praevention-in-neun-punkten-193/

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