Die Weltgesundheitsorganisation (world health organization (WHO)) fordert ein wesentlich stärkeres staatliches Engagement für eine gesunde und ausgewogene Ernährung in allen Lebensphasen ein. Ernährung kann als Eckpfeiler einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, die nationalen Ziele einer universellen Krankenversicherung und einer nachhaltigen Entwicklung zu erreichen. Mit den richtigen Investitionen könnten so bis zum Jahr 2025 rund 3,7 Millionen Menschenleben gerettet werden, schätzt die WHO.
Im Bericht „Essential Nutrition Actions: mainstreaming nutrition throughout the life course“ wurden wichtige Ernährungsmaßnahmen in einem Katalog zusammengestellt (1). Der Fokus dieser Interventionen liegt darauf, vorzugsweise die aus der Mangel- und Überernährung resultierende Krankheitslast zu verringern. Zu den wichtigsten präventiven Empfehlungen gehören
- die Bereitstellung von Eisen- und Folsäurepräparaten als Teil der Schwangerschaftsvorsorge
- die Verzögerung der Nabelschnureinklemmung zur Sicherung der Nährstoffzufuhr bei Neugeborenen
- die Förderung, Unterstützung und der Schutz des Stillens
- die Ernährungsberatung, insbesondere hinsichtlich einer Senkung der Aufnahme von Zucker und Salz.
Weltweit werden aus ernährungsphysiologischer Sicht Fortschritte gemacht, gleichzeitig zeichnen sich neue Herausforderungen ab. So konnte zwischen den Jahren 1990 und 2018 ein Rückgang der Stunting-Rate von 39,2 % auf 21,9 % verzeichnet werden. In gleichen Zeitraum hat die Anzahl übergewichtiger Kinder um 9 Millionen zugenommen. Auch unter Erwachsenen nimmt das Übergewicht in fast allen Regionen und Ländern zu. 13 % der Weltbevölkerung sind sogar adipös. Das ist insbesondere problematisch, weil Adipositas als Hauptrisikofaktor für Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates und einige Krebsarten gilt.
Die Ernährung gilt als Schlüssel, um das sogenannte „double burden of malnutrition“, also das gleichzeitige Vorliegen von Mangelernährung und Übergewicht, nachhaltig und wirksam zu bekämpfen. So soll durch eine bessere Nährstoffversorgung die Sterblichkeitsrate durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Lungenleiden und Diabetes sowie die Entwicklung von Bluthochdruck in den kommenden sechs Jahren um 25 % sinken. Gesunde Ernährung ist auch ein nicht unerheblicher Faktor zur Belebung der Ökonomie: Die WHO erinnert mit einem Verweis auf das Grundsatzpapier Investing in Nutrition daran, dass für jeden in grundlegenden Ernährungsprogrammen ausgegebenen US-Dollar 16 US-Dollar an die lokale Wirtschaft zurückfließen (2).
Zum Weiterlesen
(1) Weltgesundheitsorganisation (2019): Essential Nutrition Actions: mainstreaming nutrition throughout the life course. Online unter https://www.who.int/nutrition/publications/essential-nutrition-actions-2019/en/
(2) M. Shekar et al.: Investing in Nutrition. The Foundation for Development. An Investment Framework to Reach the Global Nutrition Targets. Online unter http://documents.worldbank.org/curated/en/963161467989517289/pdf/104865-REVISED-Investing-in-Nutrition-FINAL.pdf