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Sport mit ähnlicher Wirkung wie Medikamente gegen den Bluthochdruck [288]

Körperliche Aktivität kann dazu beitragen, zu hohe Blutdruckwerte zu senken. Inwieweit diese Effekte vergleichbar sind mit der bewährten Wirkung von blutdrucksenkenden Medikamenten, haben jetzt britische Wissenschaftler in einer umfangreichen Literaturanalyse nachvollzogen.

Die Analyse von Ergebnissen aus 391 Studien ergab, dass blutdrucksenkende Medikamente in etwa doppelt so effektiv sind wie spezielle Trainingsprogramme. Sie verringerten den systolischen Blutdruck um durchschnittlich 3,96 mmHg mehr als die sportlichen Interventionen. Bei moderat erhöhten systolischen Blutdruckwerten (≥ 140 mmHg) halfen Ausdauer- und/oder dynamische Kraftsportübungen im Vergleich zu ACE-I-, ARB-, β-Blocker- und Diuretika-Gaben sogar ähnlich gut. Sport sollte mehr als bislang bei der Regulierung von zu hohen Blutdruckwerten berücksichtigt werden, so die Studienautoren im British Journal of Sports (1).


Wissenschaftliche Details

Strukturierte Bewegungsprogramme unterstützen die Prävention von Herz- und Gefäßerkrankungen auch, indem sie zur Verbesserung von zu hohen Blutdruckwerten beitragen. Britische Wissenschaftler haben nun zum ersten Mal untersucht, inwieweit die gesundheitsförderliche Wirkung von Ausdauer- und Kraftsport den Effekten von blutdrucksenkenden Medikamenten entsprechen könnte (1). Da bislang keine randomisierte Studie vorliegt, die beide Interventionsmöglichkeiten direkt vergleicht, führten sie in einer Metaanalyse Daten aus 194 klinischen Studien, in denen die Auswirkungen von Medikamenten auf die Senkung des systolischen Blutdrucks untersucht wurden und 197 Studien, in denen die Auswirkungen von speziellen Trainingseinheiten gemessen wurden, zusammen.

Die Analyse bestätigte die Wirksamkeit von Medikamenten bei der Reduktion des systolischen Blutdrucks bei 29.281 Patienten; niedrig dosierte Antihypertensiva minderten den systolischen Blutdruck um durchschnittlich 8,29 mmHg, hochdosierte um durchschnittlich 10,71 mmHg. Auch alle ausgewählten Trainingseinheiten trugen zur Senkung des systolischen Blutdrucks bei, waren im Vergleich zu den Medikamenten jedoch im Schnitt nur halb so effektiv:

  • Ausdauertraining, einschließlich Gehen, Joggen, Laufen, Radfahren und
  •  Schwimmen: -4,88 mm Hg
  • Isometrische Übungen, z.B. statisches Aufschieben: -5,65 mm Hg
  • Dynamisches Krafttraining, z.B. mit Hanteln: -3,50 mm Hg
  • Kombination von Ausdauer und Krafttraining: -6,49 mm Hg

Eine Einzeluntersuchung für Patienten mit moderaten Werten des systolischen Blutdrucks (≥140 mmHg) ergab allerdings, dass Ausdauertraining, dynamisches Krafttraining bzw. eine Kombination aus beiden einen ähnlichen blutdrucksenkenden Effekt auslösten wie die Gabe von Medikamenten (-8,96 mmHg; Differenz zu den Medikamenten 0,18 mmHg).

Ob die Zuverlässigkeit dieser Schätzungen aus den Sportstudien ähnlich hoch zu bewerten ist wie die von Studien mit blutdrucksenkenden Medikamenten, soll in Zukunft bewertet werden, so die Wissenschaftler. Zudem fehlen systematische Untersuchungen zu Sport bei Patienten, die nicht ausschließlich von Bluthochdruck, sondern auch von Begleiterkrankungen betroffen sind. Keinesfalls könne auf Grundlage der Metaanalyse die Empfehlung an Patienten ausgesprochen werden, ihre blutdrucksenkenden Medikamente nun abzusetzen und diese durch sportliche Belastung zu ersetzen. Letztendlich entscheide der behandelte Arzt individuell über die geeignete Therapie, wobei Sporteinheiten mehr als bislang begleitend zur Blutdrucksenkung eingesetzt werden sollten.


Zum Weiterlesen

(1) H. Naci et al. (2018): How does exercise treatment compare with antihypertensive medications? A network meta-analysis of 391 randomised controlled trials assessing exercise and medication effects on systolic blood pressure. In: British Journal of Sports Medicine, Online-Vorveröffentlichung. Online unter https://bjsm.bmj.com/content/early/2018/12/05/bjsports-2018-099921

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