Veränderungen im Serotonintransport können auf Parkinson hinweisen, lange bevor die Erkrankung durch Dopamin-Mangel und Bewegungsstörungen sichtbar wird. Dieser Nachweis gelang Neurologen vom King‘s College in London mit Hilfe von Hirnscans bei Parkinsonpatienten und bei erblich vorbelasteten, jedoch noch symptomfreien Erwachsenen mittleren Alters. Die Überwachung des Serotoninstoffwechsels könnte helfen, früheste Stadien einer Parkinson-Erkrankung rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln, so der optimistische Kommentar der Wissenschaftler jetzt im Journal The Lancet Neurology (1).
Wissenschaftliche Details
Morbus Parkinson ist eine langsam fortschreitende neurologische Erkrankung, bei der es durch das Absterben bestimmter Nervenzellen zu einem Mangel an Dopamin und in Folge dessen hauptsächlich zu Bewegungsstörungen kommt. Forschungen liefern jedoch auch immer wieder Hinweise auf eine mögliche Querverbindung zwischen Parkinson und dem Serotoninhaushalt. Diesen Zusammenhang haben jetzt Neurologen vom King’s College in London genauer untersucht und im Journal The Lancet Neurology beschrieben (1). Demzufolge sind früheste Anzeichen einer späteren Parkinson-Erkrankung in Form eines Verlusts von Serotonintransportern lange Zeit vor den ersten Symptomen erkennbar.
Um den tatsächlichen Verlauf des Abbaus von Nervenzellen nachvollziehen zu können, gewannen die Wissenschaftler 14 erblich vorbelastete Träger mit der Mutation A53T-SNCA aus Kliniken für Bewegungsstörungen in Griechenland und Italien für Untersuchungen. Die Hälfte dieser im Schnitt 44 Jahre alten Patienten wiesen schon motorische Störungen auf, während die andere Hälfte, die im Schnitt zwei Jahre jünger war, noch frei davon war. Zum Abgleich der Befunde stellten sich zudem 25 gesunde Gleichaltrige aus London zur Verfügung sowie 65 Parkinsonpatienten ohne erkennbare genetische Prädisposition.
Der Serotonin- und Dopamin-Stoffwechsel all dieser Testpersonen wurde über einen Zeitraum von drei Wochen erfasst. Die dopaminergen Signale fielen dabei bei den symptomfreien Trägern von Risikogenen ähnlich stark aus wie bei den Gesunden, ihre serotonergen Signale jedoch um bis zu einem Drittel schwächer. Bei den Parkinson-Patienten wurden im Vergleich zu den Gesunden um die Hälfe reduzierte serotonerge Signale gemessen. Zudem hatten sie zwei Drittel der Dopamin-Transporter verloren. Verschiedene Areale im Hirn waren davon betroffen.
Die Serotonin-Funktion sei damit ein exzellenter Marker dafür, wie weit eine Parkinson-Krankheit fortgeschritten ist. Bilder des Serotonin-Systems könnten sehr hilfreich sein, um Hochrisikopersonen für Parkinson frühzeitig zu entdecken, schlussfolgern die Experten aus dem Befund.
Zum Weiterlesen
(1) Wilson et al. (2019): Serotonergic pathology and disease burden in the premotor and motor phase of A53T α-synuclein parkinsonism: a cross-sectional study. In: The Lancet Neurology. Online-Vorveröffentlichung. Online unter https://www.thelancet.com/journals/laneur/article/PIIS1474-4422(19)30140-1/fulltext