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Schon eine kurzzeitig zu hohe Feinstaubkonzentration verringert die Lebenserwartung [318]

Schon eine zu hohe Feinstaubkonzentration über wenige Tage hinweg kann die Lebenserwartung verkürzen. Dies hat jetzt ein Vergleich zwischen der Luftschadstoffbelastung und der Sterblichkeit an über 650 Orten weltweit bestätigt (1). Wissenschaftler von der Fudan-Universität in Shanghai wiesen nach, dass bei einer Zunahme der Feinstaubdichte um je 10 µg/m³ am Tag die allgemeine Sterblichkeit, die Sterberate durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und durch Atemwegserkrankungen angestiegen sind. Auch unterhalb der von der Weltgesundheitsorganisation vorgegebenen Grenzwerte für die Schadstoffkonzentration hat sich die Luftverschmutzung messbar ungünstig auf den Gesundheitszustand der untersuchten Stadtbewohner ausgewirkt. Details dazu sind jetzt im New England Journal of Medicine publiziert.


Wissenschaftliche Details

Der Grad der Schädigungen durch Luftschadstoffe ist unter anderem abhängig vom Umfang der eingeatmeten Partikel. Bei einer Größe von unter 10 µm (PM10[1]) beeinträchtigt Feinstaub vor allem die größeren Atemwege, bei einer Größe von unter 2,5 µm (PM25) kann er auch in die Lungenbläschen eindringen. Zahlreiche Studien belegen gesundheitliche Risiken und eine Verkürzung der Lebenserwartung durch die Schadstoffbelastung schon innerhalb weniger Tage für einzelne Orte und Regionen. Das von der Fudan-Universität in Shanghai koordinierte „Multi-City Multi-Country (MCC) Collaborative Research Network“ hat nun erstmals die Daten zu Luftverschmutzung und Sterblichkeit in 652 Städten aus 24 Ländern nördlich des Äquators verglichen und diesen Zusammenhang global bestätigt.

Die Wissenschaftler errechneten bei einem Anstieg des 2-Tages-Durchschnittswertes der PM10-Konzentration um 10 µg/m³

  • eine Zunahme der allgemeinen Sterblichkeit um 0,44 % am Tag,
  • eine Zunahme der Sterblichkeit infolge von Herz- Und Gefäßerkrankungen um 0,36 %,
  • und eine Zunahme der Sterblichkeit infolge Atemwegserkrankungen um 0,47 %.

Bei einer Zunahme von PM2,5 um 10 µg/m³ erhöhte sich

  • die Gesamtmortalität um 0,68 %
  • die kardiovaskuläre Mortalität um 0,55 %
  • und die Sterblichkeit bei Atemwegserkrankungen um 0,74 %.

Die Assoziation war an Standorten mit niedrigeren und mittleren PM-Konzentrationen und höheren mittleren Temperaturen im Jahr stärker ausgeprägt. So traten etwa gesundheitliche Schädigungen auch unterhalb der von der Weltgesundheitsorganisation festgelegten Richtwertewerte von 50 µg/m³ für PM10 und 25 µg/m³ für PM2,5 auf. Die Experten gehen davon aus, dass es möglicherweise keine Untergrenze für eine unbedenkliche Konzentration von Luftschadstoffen geben wird.

Die Kommentatoren der jetzt im New England Journal of Medicine publizierten Studienergebnissen verweisen zudem darauf, dass die vielfältigen Auswirkungen des sich ändernden Klimas auf die menschliche Gesundheit noch gar nicht bekannt geschweige denn abschätzbar sind. Sie gehen daher von dem Beginn einer neuen Ära der Klimamedizin aus (2).


Zum Weiterlesen

(1) C. Liu et al. (2019): Ambient Particulate Air Pollution and Daily Mortality in 652 Cities. In: The New England Journal of Medicine, Vol. 381, S. 705-15. Online unter https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1817364?query=featured_home

(2) C. Sorensen and R. Garcia-Trabanino (2019): A New Era of Climate Medicine – Addressing Heat-Triggered Renal Disease. In: The New England Journal of Medicine, Vol. 381, S. 693-6. Online unter https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMp1907859?query=featured_home

Fußnote(n)

[1] PM = particulate matter (dt. Feinstaub); Die nachfolgende Nummer bezeichnet die Größe der Feinstaubpartikel.

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