Schmerz

Grundlagen

Schmerz ist eines der häufigsten Symptome in der Medizin überhaupt. In vielen Fällen ist der Schmerz ein Zeichen dafür, dass ein Organ erkrankt oder ein Körperteil verletzt ist und hat somit den Charakter eines Warn- und Leitsignals. Als chronischer Schmerz hat er diesen jedoch verloren und wird in diesem Fall heute als eigenständiges Krankheitsbild gesehen und behandelt. Um dies zu verhindern, kommt der Prävention der Chronifizierung eine bedeutende Rolle zu.

Schmerz lässt sich unter verschiedenen Gesichtspunkten einteilen, bspw. nach der Schmerzentstehung (z.B. Nervenschmerz, zentraler Schmerz), der Schmerzart (z.B. neuropathischer Schmerz, psychosomatischer Schmerz), den Schmerzqualitäten (affektiv, sensorisch) und den Schmerzformen (z.B. Nervenschmerzen, Tumorschmerzen).

Ca. 17% der deutschen erwachsenen Bevölkerung, das sind etwa 10,5 Mio. Menschen, haben chronische Schmerzen. Selbst wenn nur ein Viertel dieser Patienten durch sie so stark beeinträchtigt ist, dass sie eine spezifische Schmerzbehandlung benötigen, sind dies noch etwa zwei Millionen Menschen.1

Definition

Grundsätzlich kann Schmerz in akut und chronisch kategorisiert werden. Viele Definitionen haben sich um die Erstellung objektivierbarer Kriterien bemüht. Dauer, Häufigkeit und Ausbreitung der Schmerzbeschwerden und vor allem ein hohes Ausmaß an schmerzbedingter Beeinträchtigung einhergehend mit einer hohen Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen sind die bedeutsamsten Definitionsmerkmale für chronischen Schmerz.

Ursachen & Symptome

Der akute Schmerz signalisiert dem Körper, dass eine Gefahr besteht, beispielsweise durch eine Verletzung. Häufig ist die Ursache erkennbar und kann gezielt behandelt werden.

Der chronische Schmerz wird heute als eigenständiges Krankheitsbild gesehen und behandelt. Häufig ist eine Ursache nicht mehr feststellbar oder nicht mehr vorhanden und damit nicht mehr bzw. nur noch schwer behandelbar. Die Nerven senden ständig Schmerzimpulse an das Gehirn, obwohl kein Reiz mehr vorhanden ist – sie haben eine Art „Schmerzgedächtnis“ entwickelt. Diese Veränderung der Signalübermittlung findet vor allem im Rückenmark statt. Um dies zu verhindern, sollten akute Schmerzen ernst genommen und rechtzeitig behandelt werden. So lässt sich einer Chronifizierung vorbeugen.

Die Symptomatik der chronischen Schmerzformen umfasst u.a.:

  • Rückenschmerzen (u.a. nach Bandscheibenvorfall, Nervenwurzelkompressionssyndrom)
  • Kopfschmerzen (u.a. Migräne, Spannungskopfschmerz, Clusterkopfschmerz)
  • Rheumatische Schmerzen (u.a. Arthritis, Fibromyalgie)
  • Neuralgien (u.a. Trigeminusneuralgie, Gürtelrose)
  • Tumorschmerzen (vor allem bei Knochenmetastasen)
  • Degenerative Schmerzen (u.a. Osteoporose, Arthrose)
  • Phantomschmerzen (u.a. nach Amputationen oder Plexusabriss)

Diagnose

Damit der Arzt eine genaue Schmerzdiagnose stellen kann, sind Informationen zur Krankengeschichte, aktuellen Lebenssituation und besonderen Belastungsfaktoren wichtig. Gegebenenfalls werden zusätzlich auch körperliche, neurologische oder orthopädische Untersuchungen zur Diagnose herangezogen, ebenso wie Vorbefunde, beispielsweise ältere Arztbriefe und Röntgenbilder. Schmerz ist jedoch nur in begrenztem Ausmaß messbar, so dass die Schmerzdiagnostik vorwiegend auf subjektive Aussagen angewiesen ist. In so genannten Schmerztagebüchern können Betroffene bspw. über mehrere Wochen mehrmals täglich u.a. Ort, Stärke und Dauer des Schmerzes sowie eingenommene Schmerzmittel dokumentieren.

Therapie

Die Behandlung von akuten Schmerzen ist vor allem auf die Beseitigung der Ursachen ausgerichtet. Chronische Schmerzen werden entsprechend den vielfältigen Ursachen und verstärkenden Faktoren behandelt, üblicherweise mit einer Kombination aus ergänzenden Verfahren, die sowohl körperliche, seelische als auch soziale Aspekte umfassen.

Präventive Ansätze

Da Schmerzen unterschiedlichste Ursachen haben können, gibt es keine direkte Möglichkeit, ihnen vorzubeugen. Durch die rechtzeitige Nutzung ärztlicher Hilfe kann eine Chronifizierung von Schmerzen häufig vermieden werden. Darüber hinaus bestehen vielfältige Angebote zur universellen Verhaltensprävention (z.B. Bewegungsprogramme, Stressbewältigungsprogramme oder Entspannungstrainings). So genannte Rückenschulen stellen heute das am häufigsten angebotene Angebot für prächronische Patienten dar. Während es vermutlich kaum möglich ist, die Bedeutung universeller Verhaltensprävention auf ihren Vorbeugungscharakter hinsichtlich chronischer Schmerzbeschwerden empirisch angemessen zu überprüfen, gilt die Effektivität von Maßnahmen der selektiven oder indikativen Prävention (patientenbezogene Maßnahmen zur Verhinderung der Schmerzchronifizierung) als nachgewiesen.

 

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Quelle:

 

  1. Breivik H, Collett B, Ventafridda V, Cohen R, Gallacher D. Survey of chronic pain in Europe: prevalence, impact on daily life, and treatment. Eur J Pain. 2006;10(4):287-333.