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Rund 70 % der Herz-Kreislauferkrankungen weltweit sind vermeidbar [325]

Die meisten Herz-Kreislauferkrankungen lassen sich auf eine geringe Anzahl von beeinflussbaren Faktoren zurückführen. Sie bieten damit großes Präventionspotential. Sieben von zehn Herz-Kreislauferkrankungen weltweit wären vermeidbar, wenn sich die Gesundheitspolitik auf genau diese Aspekte stärker konzentriert, so die Hochrechnung aus der Prospective Urban Rural Epidemiology (PURE)-Studie (1). Die Studienautoren haben die Wirkung von 14 veränderbaren Risikofaktoren für Herzinfarkt, Schlaganfall und Herz-Kreislauftod in 21 Ländern auf fünf Kontinenten analysiert. Berücksichtigung fanden sowohl stoffwechselbedingte, verhaltensbedingte, sozioökonomische und psychosoziale Komponenten als auch Umwelteinflüsse und der individuelle Grad der Gebrechlichkeit der Probanden.


Wissenschaftliche Details

Mit der Publikation von drei wissenschaftlichen Artikeln im Sommer 2017 in der Fachzeitschrift „Lancet“ wurden der Öffentlichkeit die ersten Erkenntnisse der Prospective Urban-Rural Epidemiology (PURE)-Studie zugänglich gemacht, einer großen, prospektiven Beobachtungsstudie, die die Ernährungsgewohnheiten von mehr als 150.000 Menschen auf fünf Kontinenten erfasste. Nun wurde aus den Studiendaten die Auswirkungen von 14 potentiell veränderbaren Einflussfaktoren auf Herzinfarkt, Schlaganfall und die kardiovaskuläre Sterblichkeit vergleichbar abgeschätzt. In die im Wissenschaftsjournal The Lancet publizierte Analyse bezogen die Autoren herzgesunde Frauen und Männer mittleren Alters aus 21 Ländern mit hohem (11%), mittlerem (66%) und niedrigerem (23%) Einkommen ein.

Während der fast zehnjährigen Untersuchungszeit traten 10.234 Todesfälle, 3.559 Herzinfarkte und 3.557 Schlaganfälle auf. Diese Ereignisse konnten zu etwa 70 % durch die folgenden, vermeidbaren Risikofaktoren erklärt werden:

  • Bluthochdruck
  • abdominelle Adipositas[1]
  • Grundschulbildung
  • Tabakkonsum
  • Dyslipidämie
  • Diabetes mellitus Typ 2
  • Luftverschmutzung im Haushalt und in der Umgebung
  • Gebrechlichkeit gemessen an der geringen Griffkraft
  • Bewegungsmangel
  • schlechte Ernährung
  • Depressionen
  • übermäßiger Alkoholgenuss
  • Salzverzehr über sechs Gramm.

Im Einzelnen:

  • Die Hauptursachen für Herz-Kreislauferkrankungen waren Bluthochdruck (25 %), abdominelle Adipositas (8,4 %), geringe Bildung (8,1 %), Rauchen (6,8 %) und Dyslipidämie (6,5 %).
  • Die Hauptursachen für den Tod durch Herz-Kreislauferkrankungen waren zu geringe Bildung (16 %), Rauchen (11 %), Bluthochdruck (10,9 %), Luftverschmutzung der Haushalte (8,4 %), schlechte Ernährung (7,9 %) und die zu geringe Griffkraft als ein Merkmal von Gebrechlichkeit (7,6 %).
  • Stoffwechselrisikofaktoren beeinflussten dominierend mit 42,2 % die Entwicklung von Herz-Kreislauferkrankungen, wobei der größte Anteil auf Bluthochdruck entfiel (22,3 %).
  • Verhaltensfaktoren, davon allen voran Rauchen und schlechte Ernährung, beeinflussten mit 26,3 % vor allem die Herz-Kreislaufsterblichkeit. Daneben wirkte sich auch das zu geringe Bildungsniveau, Gebrechlichkeit und der Bluthochdruck besonders schädigend aus.
  • In Ländern mit hohem Einkommen[2] trugen insbesondere ein zu hoher LDL-Cholesterinspiegel, Tabakkonsum, Bluthochdruck, Diabetes und abdominelle Adipositas zu den Herz-Kreislauferkrankungen
  • In Ländern mit mittlerem Einkommen[3] waren Bluthochdruck, niedrige Bildung, Tabakkonsum, Luftverschmutzung im Haushalt und abdominelle Adipositas hauptsächlich für Herz-Kreislauferkrankungen verantwortlich.
  • In Ländern mit niedrigem Einkommen[4] förderten hauptsächlich Bluthochdruck, zu hohes LDL-Cholesterin, die Luftverschmutzung im Haushalt, Diabetes und schlechte Ernährung die Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Die Studienautoren gehen davon aus, dass mit den aktuellen Ergebnissen der PURE-Studie ein Wendepunkt erreicht ist, der zur stärkeren Differenzierung von globalen und regionalen Strategien in der Prävention der Herz-Kreislauferkrankungen führen könnte. Allerdings sind die in den jeweiligen Ländern erhobenen Daten nur bedingt repräsentativ für die Einkommenskategorie, wobei die Informationslücken insbesondere in den afrikanischen Ländern und den Ländern des Nahen Ostens besonders groß sind (2).

Die Ergebnisse der PURE-Studie sind als hochgradig relevant zu erachten, da die Studie die bislang einzige internationale Beobachtungsstudie ist, die Daten von einer großen Anzahl an Ländern mit geringem und mittlerem sowie hohem Einkommen umfasst und standardisierte Methoden zur Probenahme, Messung und Nachverfolgung einsetzt (3).


Zum Weiterlesen

(1) S. Yusuf et al. (2019): Modifiable risk factors, cardiovascular disease, and mortality in 155 722 individuals from 21 high-income, middle-income, and low-income countries (PURE): a prospective cohort study. In: The Lancet. Online-Vorveröffentlichung. Online unter https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2819%2932008-2/fulltext

(2) UK Medicines Information (2019): Modifiable risk factors, cardiovascular disease, and mortality in 155 722 individuals from 21 high-income, middle-income, and low-income countries (PURE): a prospective cohort study. UKMi comment. Online unter https://www.medicinesresources.nhs.uk/en/Medicines-Awareness/Primary-Research/Other-primary-research/Modifiable-risk-factors-cardiovascular-disease-and-mortality-in-155722-individuals-from-21-high-income-middle-income-and-low-i-6370312548/

(3) A. Mente et al. (2017): Association of dietary nutrients with blood lipids and blood pressure in 18 countries: a cross-sectional analysis from the PURE study. In: The Lancet Diabetes & Endocrinology, Vol. 5, Nr. 10, S. 774-87. Online unter https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2213858717302838

Fußnoten

[1] übermäßige Fettleibigkeit in der Bauchregion

[2] Länder mit hohem Einkommen berücksichtigt: Kanada, Schweden, VAE, Saudi-Arabien

[3] Länder mit mittlerem Einkommen berücksichtigt: Argentinien, Brasilien, Chile, China, Kolumbien, Iran, Malaysia, Palästina, Philippinen, Polen, Türkei, Südafrika

[4] Länder mit geringem Einkommen berücksichtigt: Bangladesch, Indien, Pakistan, Tansania, Simbabwe

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