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Rauchen sowie zu hohe Blutdruck- und Blutfettwerte in der Kindheit beschleunigen die Hirnalterung in der Mitte des Lebens [182]

In der Mitte des Lebens werden Hirnleistungen schneller abgebaut, wenn zu hohe Blutdruck- und Blutfettwerte schon seit der Schulzeit auftreten und vom Raucherverhalten begleitet sind. Kardiologen von der Universität Turku, Finnland, zeigten jetzt in einer Langzeitstudie, dass Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Zigarettenkonsum ab dem 6. Lebensjahr zu Belastungen werden, die das Hirn bei Erwachsenen im mittleren Alter um 6 – 8 Jahre schneller altern lassen (1). Primärprävention von Hirnabbauprozessen sollte daher nach Ansicht der Wissenschaftler schon im frühen Kindesalter beginnen (2). Gerade Familien, in denen Demenzen über Generationen hinweg gehäuft auftreten, erhalten mit dieser Einschätzung einen konkreten Ansatzpunkt und auch eine zusätzliche Motivation, ihre Nachkommen aktiv vor der beschleunigten Hirnalterung zu bewahren.


Wissenschaftliche Details

Raucher mit zu hohen Blutdruck- und Blutfettwerten sind in der Mitte des Lebens kognitiv häufig weniger leistungsfähig als gesünder lebende Erwachsene. Finnische Kardiologen haben jetzt in der prospektiven Cardiovascular Risk in Young Finns-Studie herausgefunden, dass ein beschleunigter Abbau von Hirnleistungen auf Prozesse zurück zu führen ist, die in der Kindheit ihren Ausgangspunkt haben. Belastungen für Gefäße, die aus zu hohem Blutdruck und aus Fettstoffwechselstörungen sowie aus dem Raucherverhalten schon während der Schulzeit entstanden sind, hatten sich bei Studienteilnehmern sukzessive verstärkt und so Schäden verursacht, infolge dessen das Hirn der Betroffenen im mittleren Lebensalter um 6 – 8 Jahre schneller gealtert war als bei gesunden 50‑Jährigen.

Wissenschaftler vom Forschungszentrum für Angewandte und Präventive Kardiologie an der Universität Turku, Finnland hatten 1980 eine Gruppe von 3.596 Kindern im Alter von 3 bis 18 Jahre bevölkerungsbasiert zusammengestellt und anschließend deren körperliche und geistige Entwicklung über 31 Jahre lang begleitet. In regelmäßigen Abständen sind so der Blutdruck, die Blutfette, der Body-Maß-Index (BMI) und das Raucherverhalten überprüft und mit Einflussfaktoren wie Alter, Bildungsgrad, Haushaltseinkommen der Familie, Diagnosen einer Herz-Kreislauf- oder Diabetes‑Erkrankung, Medikamenteneinnahme u.a. abgeglichen worden. Daraus wurden Belastungen aus den kardiovaskulären Risikofaktoren für die Lebensabschnitte Kindheit (6 bis 12 Jahre), Jugend (12 bis 18 Jahre) und junges Erwachsenenalter (18 bis 24 Jahre) ermittelt. Ergänzend dazu hatten sich im Jahr 2011 2.026 erwachsene Studienteilnehmer im Alter von 34 bis 49 kognitiven Tests unterzogen, die Hinweise auf eine mögliche frühe Hirnalterung liefern. Dazu gehörten Untersuchungen zum visuellen und zu episodischen Gedächtnis bzw. zur Fähigkeit, Probleme in einer bestimmten Zeit zu lösen und zu verarbeiten.

Ein hoher systolischer Blutdruck, erhöhte Cholesterinwerte und Rauchen in der Kindheit oder Jugend waren unabhängig voneinander assoziiert mit einer schlechteren Gedächtnisleistung im Erwachsenenalter. Die Gruppe mit den höchsten Blutdruckwerten im Kindes-, Jugend- und jungen Erwachsenenalter wiesen ein um 8,4 Jahre höheres kognitives Alter auf als die Gruppe mit normalen Blutdruckwerten. Zu hohe Cholesterinwerte über Jahrzehnte hinweg führten zu durchschnittlich 6,6 Jahre ältere Hirnstrukturen und dauerhaftes Rauchen ließ das Hirn um 3,4 Jahre schneller altern als es bei den Nichtrauchern beobachtet worden ist.

Bluthochdruck, zu hohe Blutfettwerte und Raucherverhalten sind klassische Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen. Häufen diese sich schon in der Kindheit, entstehen Langzeitbelastungen, die auch die kognitive Leistungsfähigkeit im mittleren Erwachsenenalter ebenso beeinträchtigen wie die vorzeitige Hirnalterung beschleunigen können. Bislang, so die Gutachter der Studienergebnisse, sei unklar gewesen, wann mit der Prävention von kognitiven Beeinträchtigungen im Alter begonnen werden solle. Die Analysen aus der Cardiovascular Risk in Young Finns‑Studie weisen darauf hin, dass vorbeugende primärpräventive Maßnahmen gegen den geistigen Verfall schon im frühen Kindesalter angeraten sind.


Zum Weiterlesen

(1) S.P. Rovio et al. (2017): Cardiovascular Risk Factors From Childhood and Midlife Cognitive Performance. In: Journal of the American College of Cardiology, Vol. 69, Nr. 18, S. 2279-2289. Online unter http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S073510971736120X

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