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Pflanzliches Eiweiß: Die Geheimwaffe für ein langes Leben? [358]

Eine hohe Eiweißaufnahme ist mit einem geringeren Sterberisiko assoziiert. Das ist das eindeutige Ergebnis einer kürzlich im Wissenschaftsjournal BMJ erschienenen Übersichtsarbeit (1). Die Forschergruppe fand außerdem heraus, dass eine hohe Zufuhr pflanzlicher Proteine mit einem geringeren allgemeinen Sterberisiko sowie einem geringeren Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu versterben, verbunden ist. Sie schlussfolgerten, dass ein Ersatz von tierischen Proteinquellen durch solche pflanzlichen Ursprungs lebensverlängernd wirken könnte.

In unseren Körper wird Protein unter anderem für den Aufbau von Körpersubstanzen wie der Muskulatur, für Enzyme, Hormone sowie für das Abwehr- und Blutgerinnungssystem genutzt. Einen Teil der Aminosäuren, aus denen Proteine bestehen, können wir im Körper produzieren. Den Rest müssen wir täglich mit der Nahrung aufnehmen (2).


Wissenschaftliche Details

Während Kohlenhydrate und Fette meist mit dem Ziel, Gewicht zu verlieren, von einigen Menschen verschmäht werden, würde wohl kaum jemand eine lowprotein-Diät verfolgen. Proteine sind der einzige der drei Makronährstoffe mit einer weitgehend „weißen“ Weste, was negative Schlagzeilen angeht. Einzig die Diskussion, ob eine übermäßige Proteinzufuhr langfristig Nierenschäden verursacht, kommt hin und wieder auf. Aber auch dieses „Manko“ ist wissenschaftlich mittlerweile weitgehend widerlegt (3).

Bekannt ist Protein vor allem als Nährstoff zum Muskelerhalt und -aufbau. Aufgrund dieser Funktion sind Eiweiße besonders bei (Kraft-)Sportlern sehr beliebt; aber auch Heranwachsende, Senioren und chronische Kranke haben oft einen erhöhten Bedarf. Proteine können allerdings mehr als nur Muskelwachstum. Ein Forscherteam aus dem Iran und den USA stellte in ihrer kürzlich erschienenen Übersichtsarbeit den Zusammenhang zwischen der Proteinaufnahme und dem Sterblichkeitsrisiko dar (1).

Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

  • Eine hohe Gesamtproteinzufuhr ist assoziiert mit einem geringeren Sterblichkeitsrisiko.
  • Die Aufnahme von pflanzlichem Eiweiß ist assoziiert mit einem geringeren Sterberisiko im Allgemeinen sowie in Folge kardiovaskulärer Erkrankungen.
  • Der Ersatz von Lebensmitteln, die reich an tierischem Protein sind, durch solche pflanzlichen Ursprungs könnte mit einer höheren Lebenserwartung in Verbindung stehen.

Die Ergebnisse der Literaturanalyse gehen einher mit den Erkenntnissen aus anderen aktuellen wissenschaftlichen Studien, in denen eine Proteinzufuhr aus pflanzlichen Quellen als gesundheitsfördernd bewertet wurde. So bewertete die Forschergruppe um Richter et al. in ihrer Übersichtsarbeit eine Ernährung, die reich an pflanzlichem Protein ist und unverarbeitete tierische Proteinquellen mit wenig gesättigten Fettsäuren enthält, als herzschützend (4). Ähnliches konstatiert ein internationales Forscherteam in ihrer Meta-Analyse: Zwar konnten sie keine Assoziation der Gesamtaufnahme an pflanzlichem Eiweiß und der Sterblichkeit nachweisen, allerdings war eine höhere Proteinaufnahme aus bestimmten Pflanzen (Hülsenfrüchte, Nüsse, Obst & Gemüse) mit einem geringeren Gesamtmortalitätsrisiko assoziiert (5).

Unser tägliche Eiweißbedarf lässt sich sowohl durch pflanzliche als auch durch tierische Lebensmittel decken. Zwar ist tierisches Eiweiß etwas „effizienter“, allerdings sind in den tierischen Eiweißquellen oft Begleitstoffe (gesättigte Fettsäuren, Purine, etc.) enthalten, die in größeren Mengen gesundheitsschädigend sein können. Zu den Proteinquellen tierischen Ursprungs zählen mageres Fleisch und Fleischwaren, Fisch und Fischerzeugnisse, Eier sowie fettarme Milch und Milchprodukte. Gute pflanzliche Proteinquellen sind Hülsenfrüchte, Getreide, Samen und Nüsse. Von einschlägigen Fachgesellschaften wird empfohlen, den Eiweißbedarf durch eine Auswahl pflanzlicher und tierischer Lebensmittel zu decken (6-8).

Sie möchten mehr über Eiweiße erfahren? Lesen Sie auf unserer Website der Initiative „Deutschland bestimmt das Herzalter!“,


Zum Weiterlesen

(1) S. Naghshi et al. (2020): Dietary intake of total, animal, and plant proteins and risk of all cause, cardiovascular, and cancer mortality: systematic review and dose-reponse meta-analysis of prospective cohort studies. In: BMJ, Vol. 370, m2412.

(2) H. de Mareés (2017): Sportphysiologie. Korrigierter Nachdruck der 9., vollständig überarbeiteten und erweiterten Auflage, Hellenthal, Sportverlag Strauß 2017.

(3) M.E. van Elswyk et al. (2018): A Systematic Review of Renal Health in Healthy Individuals Associated With Protein Intake above the US Recommended Daily Allowance in Randomized Controlled Trials and Observational Studies. In: Advances in Nutrition, Vol. 9, S. 404-418.

(4) C.K. Richter et al. (2015): Plant protein and animal proteins: do they differentially affect cardiovascular disease risk? In: Advances in Nutrition, Vol. 6, Nr. 6, S. 712-28. Online unter https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26567196/

(5) Z. Chen et al. (2020): Dietary protein intake and all-cause and cause-specific mortality: results from the Rotterdam Study and a meta-analysis of prospective cohort studies. In: European Journal of Epidemiology, Vol. 35, Nr. 5, S. 411-29. Online unter https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32076944/

(6) Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (2017): Ausgewählte Fragen und Antworten zu Protein und unentbehrlichen Aminosäuren. 9. Welche Lebensmittel sind natürlicherweise reich an Protein? Besteht ein Unterschied zwischen Proteinen aus pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln? Wie können die Referenzwerte für die Zufuhr von Protein erreicht werden? Online unter https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/faqs/protein/

(7) U.S. Department of Health and Human Services and U.S. Department of Agriculture (2015): 2015-2020 Dietary Guidelines for Americans. 8th Edition. Online unter  http://health.gov/dietaryguidelines/2015/guidelines/

(8) American Heart Association (2017): Protein and Heart Health. Online unter https://www.heart.org/en/healthy-living/healthy-eating/eat-smart/nutrition-basics/protein-and-heart-health

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