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Online unterstützte Raucherentwöhnung: Ein Pilotprojekt [320]

Chats auf WhatsApp, Facebook und WeChat können zumindest kurzzeitig die Nikotinabstinenz unterstützen. Dies ergab jetzt ein Pilotprojekt aus Honkong. Dort hatten mehr als 1.000 erwachsene Raucherinnen und Raucher ausprobiert, ob eine interaktive Ansprache über mobile Messenger-Dienste oder eine Beratung eher dazu motiviert, auf Zigaretten zu verzichten.

Nur wenige der Testpersonen aus beiden Gruppen erreichten das Ziel. Jedoch waren die von Gesundheitshelfern in Chats unterstützten Frauen und Männer mit 8 % Nichtraucheranteil ein halbes Jahr nach Studienbeginn im Vergleich zu den anderen erfolgreicher. Details zum Pilotversuch sind jetzt im Journal The Lancet Digital Health nachzulesen (1).


Wissenschaftliche Details

Studien insbesondere aus den USA belegen, dass Raucher mithilfe von SMS wirksam dabei unterstützt werden können, die Sucht aufzugeben (2). Dieser Effekt beruht überwiegend darauf, dass eine individuelle psychosoziale Ansprache via Smartphone zu jeder Zeit und an jedem Ort möglich ist. Beliebter und günstiger als SMS sind heutzutage vor allem die mobilen Instant Messaging-Apps (z. B. WhatsApp, Facebook Messenger und WeChat), über die eine noch intensivere persönlichere Art von Kommunikation in Echtzeit ermöglicht wird. Wissenschaftler und Gesundheitspolitiker in Hongkong haben diesen Trend berücksichtigt und sind in einem Pilotversuch der Frage nachgegangen, ob eine Chat-gestützte Betreuung geeignet ist, den Nikotinverzicht proaktiv zu fördern (1).

Für die randomisierte Untersuchung erklärten sich 1.185 im Schnitt knapp 42 Jahre alte Hongkonger bereit. Die meisten von ihnen rauchten eine Zigarette pro Tag und hatten keinen Plan, um diese Gewohnheit aufzugeben. Die eine Hälfte der Studienteilnehmer wurde von geschulten Laien über Messenger-Dienste drei Monate lang zur Raucherentwöhnung motiviert, die andere Hälfte lediglich zu Studienbeginn einmalig beraten. Alle Teilnehmer erhielten nach ein, zwei, drei und sechs Monaten telefonische Follow-Up-Anrufe. Die Kontrollgruppe erhielt innerhalb der drei Monate zu den gleichen Zeitpunkten wie die Interventionsgruppe Benachrichtigungen. Allerdings beinhalteten diese nur eine Erinnerung, an der telefonischen Nachverfolgung teilzunehmen. Diese Benachrichtigungen wurden per SMS verschickt. Speichelproben und Analysen des Kohlenmonoxid-Gehaltes der ausgeatmeten Atemluft dienten als Nachweis für den Nikotinverzicht.

Diese wurden bei 77 % der Teilnehmer in der Nachuntersuchung sechs Monate nach Beginn des Pilotversuches analysiert. In der Chatgruppe hatte 8 % die Rauchabstinenz durchgehalten, in der Kontrollgruppe waren hingegen nur 5 % Nichtraucher. Die Studienautoren bewerten mobiles Instant Messaging als eine praktikable und akzeptable Maßnahme für die Unterstützung von Chat-basierten Raucherentwöhnungen. Sie gehen davon aus, dass von geschulten Beratern moderierte WhatsApp- oder Facebook-Gruppen durchaus geeignet sind, Rückfälle in die Nikotinsucht zu verhindern.

Anmerkung der Stiftung: Fraglich bleibt, ob die Chat-basierte Raucherentwöhnung aufgrund des Kanals (mobiles Instant Messaging) oder aufgrund der Frequenz der motivierenden Ansprachen gegenüber der Kontrollgruppe so erfolgreich war. Es sind weitere Studien nötig, in denen die Effizienz einer identischen Ansprache über unterschiedliche Kanäle (klassische persönliche Beratung, SMS, mobiles Instant Messaging, App) verglichen wird.


Zum Weiterlesen

(1) M.P. Wang et al. (2019): Chat-based instant messaging support integrated with brief interventions for smoking cessation: a community-based, pragmatic, cluster-randomised controlled trial. In: The Lancet Digital Health, Vol. 1, Nr. 4, S. e183-e192. Online unter https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2589750019300822?via%3Dihub

(2) B.L. Haskins et al. (2017): A systematic review of smartphone applications for smoking cessation. In: Translational Behavioral Medicine, Vol. 7, Nr. 2, S. 292-9. Online unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5526818/

 

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