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Lässt sich Alzheimer durch eine gezielte Nährstoffzufuhr verzögern? [365]

Die europäischen Wissenschaftler, die an der „LipiDiDiet“-Studie arbeiten, würden diese Frage mit einem klaren „Ja“ beantworten. Sie zeigten in ihrer Interventionsstudie mit über 300 Teilnehmern, die zu Studienbeginn bereits erste Anzeichen einer Alzheimerdemenz aufwiesen, dass die Aufnahme eines Multinährstoffpräparates das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen kann (1). Es sind weitere groß angelegte Studien notwendig, um den Nutzen von Multinährstoffpräparaten zur Vorbeugung bzw. Verzögerung einer Alzheimerdemenz besser einschätzen zu können.

Bis dahin gilt es, das Risiko für eine Alzheimerdemenz in erster Linie durch einen gesunden Lebensstil zu reduzieren. Dazu zählt neben Bewegung, geistiger Aktivität und sozialen Kontakten auch eine gesunde Ernährung (2-6).


Wissenschaftliche Details

Weil wir Deutschen immer älter werden, ist die Alzheimerdemenz eine zunehmende Herausforderung für unsere Gesellschaft und unser Gesundheitssystem. Noch sind viele Details unklar über die häufigste Form der Demenz, an der in Deutschland jährlich circa 200.000 Menschen neu erkranken. Während sich die Medizin bezüglich der Behandlung der Erkrankung schon relativ einig sind, herrscht weiterhin Unklarheit darüber, ob und wie sich Alzheimerdemenz komplett vermeiden, verzögern oder sogar heilen lässt (3).

Dieser Herausforderung stellte sich eine Gruppe europäischer Wissenschaftler im Rahmen der mehrjährigen „LipiDiDiet“-Studie. In der randomisierten, doppelt verblindeten, placebokontrollierten Studie mit 311 Probanden, die schon zu Studienbeginn erste Anzeichen von Alzheimerdemenz aufwiesen, wurde die Wirksamkeit eines Multinährstoffpräparats über 3 Jahre untersucht. Die Probanden nahmen im Zuge dessen täglich ein Multinährstoffpräparat (reich an Omega-3-Fettsäuren, verschiedenen B-Vitaminen und weiteren Nährstoffen) oder ein Placeboprodukt mit identischer Energiemenge und Makronährstoffverteilung auf (1).

Die Interventionsgruppe zeigte im Vergleich zu der Kontrollgruppe statistisch signifikant bessere Ergebnisse in neuropsychologischen Tests, mit denen das Vermögen zur Bewältigung alltäglicher Herausforderungen geprüft wurde. Hierbei mussten die Probanden sich beispielsweise 10 Wörter in einer festgelegten Zeit merken oder möglichst viele Wörter aus einer Kategorie, z.B. „Tiere“, nennen. Auch die Messungen im Bereich Hirnatrophie, Gedächtnis und Hirnleistung waren bei denjenigen, die das Nährstoffsupplement eingenommen hatten, deutlich besser als bei denen, die keine zusätzlichen Nährstoffe bekommen hatten (1,7).

Im Gegensatz zu den Ergebnissen der aktuellen Veröffentlichung konnten vergangene Zwischenergebnisse der Studie die Wirksamkeit des Multinährstoffgetränks nicht überzeugend belegen (2). Vor allem vor diesem Hintergrund sind weitere Studien unerlässlich, bevor einzelne Nährstoffpräparate in der Prävention oder Behandlung von Alzheimerdemenz zum Einsatz kommen können.

Wie so oft lautet die Empfehlung zur Krankheitsvorbeugung also auch hier wieder: Einen gesunden Lebensstil befolgen. Dieser wirkt bei der Prävention von Alzheimerdemenz gleich doppelt, beeinflusst er doch die kognitive Leistungsfähigkeit direkt ebenso wie indirekt über die Senkung kardiovaskulärer Risikofaktoren. Letztere, darunter Tabakrauch, Bluthochdruck, Diabetes, Blutfettstoffwechselstörungen und krankhaftes Übergewicht, gelten als wichtige modifizierbare Einflussgrößen für die Entstehung einer vaskulären ebenso wie einer Alzheimer-Demenz. Wer diesen Faktoren mit einer mediterranen Kost, einem aktiven Lebensstil mit ausreichend Bewegung und regelmäßiger geistig-sozialer Auslastung begegnet, schützt nicht nur sein Hirn und sein Herz, sondern tut seiner Gesundheit im Großen und Ganzen etwas Gutes (2-6).


Zum Weiterlesen

(1) H. Soininen et al. (2020): 36-month LipiDiDiet multinutrient clinical trial in prodromal Alzheimer’s disease. In: Alzheimer’s & Dementia, S. 1-12. Online unter https://alz-journals.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/alz.12172

(2) M. Smollich (2017): Nährstoffdrinks gegen Alzheimer? Schön wär’s. Online unter https://www.ernaehrungsmedizin.blog/2017/11/26/mit-naehrstoffdrinks-gegen-alzheimer-schoen-waers/

(3) Alzheimer Forschung Initiative e.V.: Die Alzheimer-Krankheit. Online unter https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/

(4) C. Valls-Pedret et al. (2015): Mediterranean Diet and Age-Related Cognitive Decline: A Randomized Clinical Trial. In: Journal of the American Medical Association Internal Medicine, Vol. 175, Nr. 7, S. 1094-1103. Online unter https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25961184/

(5) S.P. Cass (2017): Alzheimer’s Disease and Exercise: A Literature Review. In: Current Sports Medicine Reports, Vol. 16, Nr. 1, S. 19-22. Online unter https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28067736/

(6) E. Maliszewska-Cyna et al. (2017): The Benefits of Exercise and Metabolic Interventions for the Prevention and Early Treatment of Alzheimer’s Disease. In: Current Alzheimer Research, Vol. 14, Nr. 1, S. 47-60. Online unter https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27539597/

(7) Ernährungsumschau 12/2020: Fortschreiten der Alzheimererkrankung durch Multinährstoffpräparat verzögerbar? Quelle: Universität des Saarlandes, Pressemeldung vom 5. November 2020

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