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Nach Herzinfarkt und Schlaganfall kann Stress im Job tödlich sein [232]

Ein dauerhaft stressiger Arbeitsplatz nach einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall oder während einer Diabeteserkrankung kann das Leben erheblich verkürzen. Männer, die einen stressigen Job haben, haben laut einer kürzlich im The Lancet erschienenen Studie ein deutlich höheres Sterberisiko als Patienten, die geringeren beruflichen Zwängen ausgesetzt sind. Allerdings schadete nicht jede Belastung gleichermaßen. Fatal wirkten sich insbesondere die zu geringen Gestaltungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz aus. Dieser „Job Strain“ erhöhte der europäischen Studie zufolge das Sterberisiko auch dann, wenn die Betroffenen ansonsten gesund lebten und optimale Blutdruck- und Cholesterinwerte hatten.


Wissenschaftliche Details

Stress im Job kann nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall bzw. bei Diabeteserkrankungen tödliche Folgen haben. Dies ergab die bislang größte Untersuchung zum Verhältnis von Jobstress und Sterblichkeit, deren Ergebnisse jetzt im Journal The Lancet: Diabetes & Endocrinology nachzulesen sind (1). Experten des IPD (Individual-participant data meta-analysis in working populations) Work-Konsortiums aus Finnland, Frankreich, Schweden und Großbritannien fanden heraus, das im Job gestresste Männer mit kardiometabolischen Erkrankungen ein um 68 % höheres Sterblichkeitsrisiko haben als Herzpatienten, die stressärmer und selbstbestimmter arbeiteten. Der Jobstress verkürzte die Lebenserwartung fast ebenso sehr wie das Rauchen und noch stärker als Bluthochdruck, hohe Gesamtcholesterinwerte, Adipositas, Bewegungsmangel oder übermäßiger Alkoholkonsum. Die psychische Überlastung am Arbeitsplatz beeinflusste das Sterblichkeitsrisiko auch dann noch ungünstig, wenn die Betroffenen an sich gesund lebten und normale Blutdruck- und Cholesterinwerte hatten [1]. Berufstätige ohne kardiometabolische Erkrankungen erwiesen sich hingegen als stressresistenter. Zu hohe berufliche Belastungen führten innerhalb der Studie bei gesunden Männern ohne kardiovaskuläre Vorbelastung lediglich zu Leistungseinbußen und bei gesunden Frauen ohne kardiovaskuläre Vorbelastung zu keinen sichtbaren Schädigungen.

Die Fürsorge um Berufstätige mit kardiometabolischen Erkrankungen dürfte, gemessen am gegenwärtigen Standard, noch nicht ausreichen, so die vom University College London koordinierten Studienautoren. Ein Ansatzpunkt für erweiterte Konzepte in der Sekundärprävention enthält die differenzierte Betrachtung von Stressschädigungen. Als besonders belastend erwies sich der „Job Strain“, eine Stressart, die sich aus der Kombination von zu geringen, eigenen Gestaltungsmöglichkeiten und zu hohen Anforderungen/Druck am Arbeitsplatz ergibt. Stressoren wie mangelnde Anerkennung, ein zu geringes Gehalt oder fehlende Aufstiegschancen, die das Gleichgewicht von Arbeit und Entlohnung stören, verkürzten die Lebenszeit der Betroffenen hingegen kaum.


Zum Weiterlesen


(1) M. Kivimäki et al. (2018): Work stress and risk of death in men and women with and without cardiometabolic disease: a multicohort study. In: The Lancet Diabetes Endocrinology. Vorveröffentlichung vor dem Druck. Online unter https://www.thelancet.com/journals/landia/article/PIIS2213-8587(18)30140-2/fulltext

 

Fußnote

[1] Erhöhte Sterblichkeit in der Gruppe mit einem gesunden Lebensstil: HR = 2.01; CI 1,18–3,43
und in der Gruppe mit normalem Blutdruck und ohne Fettstoffwechselstörungen: HR = 6,17; CI 1,74–219

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