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Mobiles EKG auf dem Vormarsch [279]

Neuerdings ist die EKG-Funktion der Apple Watch Series 4 auch in Europa verfügbar. Bislang war diese nur für US-amerikanische Inhaber der funktionalen Uhr freigeschaltet. Dort hatte die US-amerikanische Arzneimittelbehörde (FDA) in einem Gutachten die Unbedenklichkeit des Messverfahrens bestätigt (1). Die Freigabe beruht unter anderem auf Ergebnissen der Apple Heart-Studie an der Stanford University, die mit mehr als 400.000 Teilnehmern als die größte jemals durchgeführte Screening-Studie zum Vorhofflimmern gilt (2). Mit der Softwareaktualisierung auf watchOS 5.2 und der Verleihung des CE-Siegels ist die EKG-Funktion der Apple Watch 4 ab sofort auch Interessenten in Deutschland und in 18 weiteren europäischen Ländern zugänglich – vorausgesetzt, diese besitzen ein iPhone oder ein iPad, auf dem das Betriebssystem iOS 12.2 läuft (3).

Die Apple Watch in der Series 4 enthält erstmals Sensoren zur Erstellung von medizinisch akzeptablen Elektrokardiogrammen (EKG). Sie kann den Herzrhythmus fortlaufend erfassen und warnt mit einer Anzeige auf dem Display, wenn das Herz beginnt, unregelmäßig zu schlagen beziehungsweise zeigt an, wenn diese Störung den Grad von Vorhofflimmern erreicht. Berührt der Träger dann mit dem Finger eine Elektrode an der Krone der Uhr, wird ein Ein-Kanal-EKG aufgezeichnet. Die Daten lassen sich bequem im pdf-Format auf einer Health-App speichern und können so zu jedem beliebigen Zeitpunkt einem Kardiologen vorgelegt werden.

Will man das EKG nicht mithilfe der intelligenten Uhr, sondern mit dem Smartphone erstellen, hat man mittlerweile auch einige Dienste zur Auswahl. So bietet beispielsweise die App Preventicus ein Screening von Vorhofflimmern durch regelmäßige Messungen des Herzrhythmus an. Diese Methode ist eine von internationalen Experten empfohlene Vorsorgemaßnahme zur Schlaganfallprävention (4). Die App erfasst durch Auflegen der Fingerkuppe auf die Smartphone-Kamera den Herzrhythmus des Nutzers und dokumentiert diesen in einem pdf-Report. Dieser kann vom Arzt später ähnlich wie ein elektrokardiographischer Rhythmusstreifen gelesen werden. Ergänzend zur ärztlichen Diagnostik sind Apps zur Dokumentation des Herzrhythmus nach Expertenansicht ein vielversprechendes Tool (5). Weitere Apps zur Prävention von Vorhofflimmern sind Kardia Mobil, CardioSecur oder Cardiio.

Neben der neuen Apple Watch haben auch andere Anbieter von Smart-Watches das Potential der Prävention von Herzrhythmusstörungen erkannt. So misst die fenix 5/5S die Herzfrequenz am Handgelenk und zeigt den Verlauf über die vergangenen vier Stunden sowie die durchschnittliche Herzfrequenz der letzten sieben Tage an. Außerdem ist es möglich, einen Alarm einzurichten, wenn eine abnormale Herzfrequenz gemessen wird. Die neue Apple Watch ist allerdings bislang die einzige auf dem Markt, die Ein-Kanal-EKGs schreiben kann.

Der Gebrauch der EKG-Uhr setzt Grundkenntnisse zur Herzgesundheit voraus und hilft gleichzeitig, diese im Alltag zu erweitern. Sie ersetzt damit jedoch keinesfalls den Besuch beim Arzt, insbesondere, wenn Warnsignale für Vorhofflimmern gesendet werden. Das Ein-Kanal-EKG der Apple Watch ist zudem ungeeignet für die Kontrolle von anderen Herzerkrankungen wie etwa Herzmuskelentzündungen, Herzinfarkte oder Durchblutungsstörungen sowie Bluthochdruck. Jedoch eröffnet sie einen neuen Handlungsspielraum, rascher den Arzt aufzusuchen, da Vorhofflimmern im Alltag mit einer rund einer 95-%igen Trefferquote frühzeitig angezeigt wird.

Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung leiden 1,8 Millionen Erwachsene in Deutschland unter Vorhofflimmern, einer Herzrhythmusstörung, die u.a. jährlich rund 30.000 Schlaganfälle bedingt (5). Nur etwa die Hälfte aller Betroffenen nehmen erste Anzeichen bislang rechtzeitig wahr.


Zum Weiterlesen

(1) FDA. U.S. Food & Drug Administration (2018): Device Approral Letter. 11. September 2018. Online unter https://www.accessdata.fda.gov/cdrh_docs/pdf18/DEN180044.pdf

(2) Apple Inc. & Stanford University (2019): Apple Heart Studie. Online unter https://med.stanford.edu/appleheartstudy.html

(3) Apple Inc. (2019): Informationen zu watchOS 5-Updates. Online unter https://support.apple.com/de-de/HT209085

(4) Freedman et al. (2017): Screening for Atrial Fibrillation. In: Circulation, Vol. 135, S. 1851-67. Online unter https://www.ahajournals.org/doi/full/10.1161/CIRCULATIONAHA.116.026693

(5) Stuttgarter Zeitung (2017): App statt Arzt? 25. Mai 2017. Online unter https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.digitalisierung-in-der-medizin-app-statt-arzt.3d72d915-34d2-4466-8221-986b9e122966.html

(6) Deutsche Herzstiftung: Herzrhythmusstörungen – Daten und Fakten. Online unter https://www.herzstiftung.de/pdf/daten-und-fakten-herzwochen-2014.pdf

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