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Mit frühzeitigem Erdnusskonsum eine Allergie vermeiden [105]

Risikokindern bleibt möglicherweise eine Erdnussallergie erspart, wenn sie schon im Säuglingsalter Erdnusssnacks probieren.

Diese im Rahmen der „Learning Early about Peanut Allergy“ (LEAP)-Studie gewonnene Einsicht wird jetzt im New England Journal of Medicine vorgestellt (1).

Etwa 0,5–1,4 % aller Kinder in Westeuropa leiden an einer Erdnussallergie. In den USA sind sogar schon mehr als 1,5 % von dieser gefürchteten Lebensmittelallergie, betroffen. Innerhalb der letzten 10 Jahre hat sich die Zahl der Betroffenen in den Industrienationen verdoppelt. Anwachsende Fallzahlen werden auch in Afrika und in Asien registriert.

Erdnüsse gelten als der häufigste Grund für allergische Reaktionen auf Lebensmittel, die ein Leben lang bestehen bleiben. Da Erdnüsse zugleich preiswerte und hochwertige Nährstofflieferanten sind, sollen sie in Zukunft verstärkt angebaut werden, teils auch, um die teureren Nusssorten zu ersetzen. Ein britisch-amerikanisches Wissenschaftlerteam hat in der randomisierten LEAP-Studie geprüft, ob eine frühzeitige präventive Desensibilisierung geeignet ist, um die Erdnussallergie vormeiden zu können.

Insgesamt 640 Säuglinge im Alter von vier bis elf Monaten sind in die LEAP – Studie einbezogen worden. Alle litten schon an einer Neurodermitis und/oder an einer Hühnereiweißallergie; 98 von ihnen darüber hinaus noch an einer beginnenden Erdnussallergie. Kinder, die im Pricktest (Hautallergietest) auf Erdnussallergene eine Hautreaktion grösser als vier Millimeter im Pricktest zeigten, wurden allerdings von der Teilnahme an der Studie ausgeschlossen.

Die Interventionsgruppe erhielt eine Gesamtdosis von sechs Gramm Erdnussprotein in  Erdnussflips oder Erdnussbutter pro Woche und verteilt auf mehrere Mahlzeiten. Die Kontrollgruppe verzichtete während der Studiendauer auf Erdnussbestandteile.

Primärer Endpunkt der Studie war die Zahl der Kinder zu ermitteln, die im  Alter von 60 Monaten an einer Erdnussallergie erkranken.

Die Analyse der Studienergebnisse zeigt eindeutig den Vorteil eines sehr frühen Konsums von Erdnusssubstanzen für Risikokinder: Während in der Kontrollgruppe 13,7 Prozent eine Erdnussallergie entwickelten, sind es in der Erdnussverzehrgruppe nur 1,9 Prozent. Mehr noch, von den 98 Kindern, deren Prick-Test zu Studienbeginn zu Hautirritationen führte, erkrankte in der Erdnussgruppe lediglich rund jeder Zehnte (10,6 %)  tatsächlich an einer Erdnussallergie; in der Kontrollgruppe war zum Studienende immerhin mehr als jeder Dritte (35,3 %) von der Allergie betroffen.

Auch die Immunantwort fiel eindeutig aus: In der Erdnussverzehrgruppe stieg der Wert für die  IgG-Antikörper, die eine gesunde Reaktion auf das Allergen anzeigen, an. Bei den Kindern, die auf Erdnüsse verzichteten, nahm dagegen die Konzentration der allergischen IgE-Antikörper zu, die ab einen kritischen Schwellenwert eine Allergieerkrankung anzeigen.

Die Wissenschaftler sehen es als erwiesen an, dass eine sehr frühe Desensibilisierung von Risikokindern nicht nur vor einer Erdnussallergie schützt, sondern auch die Immunantwort auf Erdnüsse günstig verändern kann. Davon ausgehend empfehlen sie, Verzehr-Leitlinien zu überarbeiten, zumal insbesondere in den USA bislang Risikokindern (und ihren Eltern) angeraten wurde, auf Erdnussbestandteilen zu verzichten (2).

Verpflichtend bleibt für alle Risikokinder vorab ein Allergietest beim Arzt.

 

Zum Weiterlesen:

(1)          George Du Toit, M.B., et al., Randomized Trial of Peanut Consumption in Infants at Risk for Peanut Allergy. N Engl J Med (2015) 372: Seiten 803-813. DOI: 10.1056/NEJMoa1414850. Zugang zur Vollversion über den Link: http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa14148507

(2) Die deutschen Verzehrrichtlinien raten davon ab, vorsorglich Lebensmittel auszuschließen, um einer Allergie vorzubeugen. Vgl dazu: Assmann-Stiftung für Prävention. Ernährungsfehler im Kleinkindalter vermeiden [96]. Zugang über den Link: https://www.assmann-stiftung.de/ernaehrungsfehler-im-kleinkindalter-vermeiden-96/

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