Ein normales Körpergewicht schützt nicht unbedingt vor den Tumorerkrankungen, die bei Fettleibigen häufiger auftreten. Ergänzend zur Gewichtskontrolle bietet vor allem eine verminderte Energiedichte [1] der verzehrten Lebensmittel einen Ansatzpunkt, um diesen Krebsarten präventiv zu begegnen. Gesunde Lebensmittel weisen in der Regel eine geringere, Fast Foods hingegen eine höhere Energiedichte auf.
Wissenschaftler von der University of Arizona beschreiben jetzt im Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics die Folgen einer energiedichten Ernährung bei normalgewichtigen Frauen nach der Menopause. Ihr Risiko, an einer der übergewichtsbedingten Krebsarten zu erkranken, lag im Schnitt um 10 % höher als bei Frauen, die Produkte mit einer geringeren Energiedichte auswählten. Geschätzt ein Drittel aller übergewichtsbedingten Tumorerkrankungen lassen sich durch eine Ernährungsumstellung verhindern, so die Zusammenfassung der Studienautoren (1).
Wissenschaftliche Details
Zu den Tumorarten, die bei Menschen mit krankhaftem Übergewicht häufiger auftreten als bei Normalgewichtigen, zählen Brust, Darm-, Eierstock-, Gebärmutterhöhlen-, Nieren-, Gallenblasen-, Speiseröhren- und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Dennoch sind schlanke Personen nicht per se vor diesen Erkrankungen geschützt. Übergewichtsbedingte Tumorerkrankungen traten in prospektiven Langzeitbeobachtungsstudien bei schlanken Frauen nach der Menopause häufiger auf als bei Übergewichtigen. Als maßgeblicher Risikofaktor erwies sich die Energiedichte von Lebensmitteln.
Die Energiedichte eines Lebensmittels beschreibt das Verhältnis von Energie zu Masse. Da die Magendehnung entscheidend zur Sättigung beiträgt, ist die Energiedichte ein geeigneter Parameter zur Lebensmittelauswahl. Werden Lebensmittel mit hoher Energiedichte (z.B. Pommes) durch solche mit einer geringeren Energiedichte (z.B. Salzkartoffeln) ersetzt, kann man bei gleichbleibender Nahrungsmenge und entsprechend gleicher Magendehnung und Sättigung bedeutend Energie einsparen.
Bei insgesamt 92.295 Frauen im Alter von 50 – 79 Jahren aus Studien der Women’s Health Initiative ist die Energiedichte der verzehrten Produkte systematisch erfasst worden. 9.565 dieser Frauen erkrankten im Beobachtungszeitraum von 14,6 Jahren an Krebs; im Einzelnen u.a. an Brust- und Darmkrebs. Ein Abgleich zwischen den Ernährungsgewohnheiten und den Tumorerkrankungen ergab einen Zusammenhang zwischen der Energiedichte der Ernährung und dem Erkrankungsrisiko. Frauen, die überwiegend energiedichte Lebensmittel bevorzugten, waren einem rund 10 % höheren Risiko ausgesetzt, Tumore zu entwickeln. Frauen, die zu Studienbeginn normalgewichtig waren und sich energiedicht ernährten, trugen dabei das höchste Risiko.
Die Experten folgerten daraus, dass eine höhere Energiedichte von verzehrten Lebensmitteln ein Risikofaktor für übergewichtsbedingte Krebserkrankungen vor allem bei normalgewichtigen, postmenopausalen Frauen sein kann. Um dieses Krebsrisiko zu reduzieren, reiche eine Gewichtskontrolle nicht aus. Es bedürfe vielmehr einer Umstellung der Ernährung auf Lebensmittel, die eine geringere Energiedichte aufweisen, wie beispielsweise Gemüse und Hülsenfrüchte.
Zum Weiterlesen
(1) C.A. Thomson et al. (2018): Association between Dietary Energy Density and Obesity-Associated Cancer: Results from the Women’s Health Initiative. In: Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics, Vol. 118, Nr. 4, S. 617-626. Online unter https://jandonline.org/article/S2212-2672(17)30624-X/fulltext
(2) S. Egert, U. Wahrburg (2015): Die große Wahrburg/Egert Kalorien-&Nährwerttabelle: Erstmals auf einen Blick: Mit den Nährwerten pro Portion & pro 100 g. TRIAS – Verlag. 4. Auflage 2015.
Fußnote
[1] Die Energiedichte bemisst sich nach der Kalorienzahl, die ein Produkt pro 100 Gramm erreicht, und hängt primär von seinem Fett-, Wasser- und Ballaststoffgehalt ab (2).