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Mit dem Fahrrad dem Herzinfarkt davonradeln [140]

Wer regelmäßig das Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit nutzt, schont in der Regel sein Herz. Radpendler sind seltener übergewichtig und leiden weniger häufig an zu hohen Blutdruck- und Cholesterinwerten sowie an Typ-2 Diabetes als die Autofahrer. Nur wenig Aufwand braucht es, um gesünder zu leben und um damit auch das Risiko für einen Herzinfarkt zu verringern. Täglich zweimal zehn Minuten zügiges Radfahren reichen aus, um sich fit zu halten. Auch wer erst in der Lebensmitte das Fahrrad für sich wieder entdeckt, kann noch viel für sein Herz erreichen. Zwei skandinavische Studien zeigen jetzt, dass sich die Parameter für die Herzgesundheit am meisten verbesserten, nachdem Berufstätige vom Auto oder von den öffentlichen Verkehrsmitteln auf das Rad umgestiegen sind. Wer diese Gewohnheit über viele Jahre hinweg regelmäßig beibehielt, konnte den herzschützenden Effekt dann zwar nicht wesentlich steigern, wohl aber ihn erhalten. Wenn alle Berufspendler von Anfang an Fahrrad gefahren wären, hätten nach Schätzungen der Wissenschaftler rund sieben Prozent aller Herzinfarkte verhindert werden können.


Wissenschaftliche Details

Regelmäßiges Fahrrad fahren hilft im Alltag, ohne massiven Aufwand eine koronare Herzerkrankung und letztendlich einen Herzinfarkt vorzubeugen. Radeln bedarf keiner größeren Vorbereitung und lässt sich leicht in den Tagesablauf integrieren.
Doch nur wenige Studien haben bislang den Zusammenhang zwischen dem gewohnheitsmäßigen Rad fahren und der Herzgesundheit näher untersucht.
Diese Lücke schließen jetzt gleich zwei Publikationen einer dänischen Forschergruppe, die nahezu zeitgleich im Journal of the American Heart Association (JAMA) bzw. im Journal Circulation erschienen sind.

Die Arbeit in Circulation beschreibt, wie regelmäßiges Radfahren Frauen und Männer mittleren Alters vor der koronaren Herzerkrankung schützen kann. Untersucht wurden 45.000 dänische Berufstätige im Alter von 50 bis 65 Jahren (1).
All denjenigen, die schon immer täglich zur Arbeit radelten, waren über einen Beobachtungszeitraum von 20 Jahren hinweg einem um 11 % geringeren Risiko für die koronare Herzkrankheit ausgesetzt als die Pendler mit anderen Verkehrsmitteln.
Wer in der Freizeit regelmäßig und intensiv mit dem Rad unterwegs war, erlangte eine Risikominderung für den Verschluss der Herzgefäße um 18 % im Vergleich zu den Nichtradlern.
Berufstätige, die ihr Verhalten änderten und vom Auto bzw. von den öffentlichen Verkehrsmitteln auf das Rad umsattelten, schnitten noch besser ab. In den ersten fünf Jahren nach dem Wechsel erreichten sie ein um 25 % geringeres Risiko für die koronare Herzerkrankung als alle anderen, die Nichtradler blieben. Rund 10 Minuten Radfahren auf den Hinweg und 10 Minuten auf den Rückweg reichten schon aus, um diesen Schutz gegen die koronare Herzerkrankung auszulösen. Wer länger und über größere Entfernungen mit dem Rad zur Arbeit fuhr, konnte seinen Herzschutz zwar kaum vergrößern, wohl aber erhalten.
2.892 Herzinfarkte traten während der Studiendauer von 20 Jahren auf. Das Wissenschaftlerteam um Kim Blond von der Abteilung für Sportwissenschaften und Klinische Biomechanik der Universität Süddänemark rechneten hoch, dass mehr als 7% dieser Herzinfarkte hätten vermieden werden können, wenn die Betroffenen von Anfang an regelmäßig Rad gefahren wären bzw. zwischenzeitlich mit dem Radfahren begonnen hätten.

Das Journal of the American Heart Association (JAMA) berichtet, in welchem Umfang einzelne Risikofaktoren für die koronare Herzerkrankung und für den Herzinfarkt durch regelmäßiges Rad fahren verbessert werden können (2).
Das Risikoprofil, das zu Studienbeginn für rund 24.000 schwedische Männer und Frauen im mittleren Alter von 43,5 Jahren erstellt worden war, ergab einen Vorteil für die Rad fahrenden Studienteilnehmer. Diese waren von Anfang an um 15 % weniger übergewichtig, hatten um 15 Prozent seltener zu hohe Blutdruck-, um 15 % zu hohe Blutfett- sowie um 12 % viel zu hohe Blutzuckerwerte. Die Gesundheitsprüfung nach 10 Jahren Studiendauer bestätigte die herzschützende Wirkung des Radelns für diese Gruppe und auch für die Pendler, die erst später begannen, ihren Arbeitsweg mit dem Rad anstatt mit anderen Verkehrsmitteln zu fahren. Die günstigen Ergebnisse unterschieden sich weder bei Frauen und Männern noch bei Menschen mit einem höheren oder niedrigen Bildungsgrad. Hätten sich alle anderen Studienteilnehmer auch für das Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit entschieden, so wären nach Ansicht der Sportwissenschaftler um Anders Grøntved von der Universität von Süddänemark 24% der Fälle von krankhaftem Übergewicht, 6% von Bluthochdruck, 13% von Fettstoffwechselstörungen und 11 % Diabeteserkrankungen vermeidbar gewesen.
Beide Untersuchungen beruhen auf bevölkerungsbasierten Daten aus Gegenden in Skandinavien, die mit ihrer Infrastruktur das Rad fahren fördern. Sie können auf Regionen mit abweichender Infrastruktur nicht unreflektiert übertragen werden.
Ungeachtet dessen gilt regelmäßiges Rad fahren als ein Mittel der Wahl in der Prävention der koronaren Herzerkrankungen und des Herzinfarktes, insbesondere auch für Berufstätige, deren Zeit für aktive Bewegung knapp bemessen ist und die die Lebensmitte schon überschritten haben.


Zum Weiterlesen

(1) K. Blond et al. (2016): Prospective Study of Bicycling and Risk of Coronary Heart Disease in Danish Men and Women. In: Circulation, Vol. 134, S. 1409-1411. Online unter http://circ.ahajournals.org/content/134/18/1409

(2) A. Grøntved et al. (2016): Bicycling to Work and Primordial Prevention of Cardiovascular Risk: A Cohort Study Among Swedish Men and Women. In: Journal of the American Heart Association, Vol. 5, e004413. Online unter http://jaha.ahajournals.org/content/5/11/e004413

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