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Migräne als möglicher Risikomarker für kardiovaskuläre Erkrankungen bei Frauen [131]

Jüngere Frauen, die Migräne quält, erleiden im späteren Leben etwas häufiger einen Schlaganfall oder auch einen Herzinfarkt als Gleichaltrige, denen die häufig wiederkehrenden Kopfschmerzattacken erspart bleiben. Amerikanische und deutsche Wissenschaftler raten anhand der Daten einer Langzeitstudie, Migräneanfälle als ein Warnsignal für künftige Herz- und Gefäßschädigungen zumindest bei Frauen stärker als bislang in Betracht zu ziehen. Migräne tritt bei Frauen zwischen der Pubertät und der Menopause am häufigsten und rund dreimal öfter auf als bei Männern. Insgesamt sind in Deutschland rund 8 Millionen Menschen betroffen, in den USA geschätzt 30 Millionen.


Wissenschaftliche Details

Über 115.000 US-amerikanische Krankenschwestern, die, zwischen 25 und 42 Jahre alt, ihre Gesundheitsdaten für die Nurses’ Health Study II zur Verfügung stellten, ermöglichten eine umfangreiche Bewertung der Verbindung zwischen Migräne und dem Risiko, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden bzw. daran zu versterben (1). Zu Studienbeginn im Jahre 1989 war keine der Krankenschwestern von Herz- oder Gefäßerkrankungen betroffen, doch berichteten 15% von Migräneanfällen. Spätere Follow-Ups ermittelten, dass jede fünfte angab, an Migräne zu leiden. Nach mehr als 20 Beobachtungsjahren, im Jahr 2011, hatten 1.329 Frauen einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erlitten und 223 von ihnen diese nicht überlebt. Berechnungen ergaben, dass die Frauen mit Migräne doppelt so sehr gefährdet waren, Schäden am Herzen oder an den Gefäßen zu erleiden und auch rund dreimal häufiger daran starben als migränefreie Frauen. Diese für Migränepatientinnen ermittelten Risikogrößen hatten Bestand, auch nachdem Faktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, postmenopausalen Hormontherapie und orale Kontrazeptiva mit in die Analyse einbezogen waren. Wissenschaftler von der Berliner Charité und von der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston, die diese Auswertungen vorgenommen haben, sind überzeugt, dass Migräne als ein früher Risikomarker für künftige Herz-Kreislauf- Erkrankungen in Präventionskonzepten berücksichtigt werden sollte. Sie vermuten beispielsweise, dass Defekte an Endothelzellen, die das Innere von Blutgefäßen auskleiden und eine Barriere zwischen Blut und Gewebe bilden, eine Verknüpfung zwischen Migräne und Herz- und Gefäßerkrankungen ermöglichen könnten.
Künftige Studien sollen zeigen, ob eine Behandlung, die die Häufigkeit oder die Schwere der Migräne verringert, das spätere Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen maßgeblich reduzieren wird, zumal die Ursache von Migräne noch nicht bekannt ist [1](2).


Zum Weiterlesen

(1) T. Kurth et al. (2016): Migraine and risk of cardiovascular disease in women: prospective cohort study. In: British Medical Journal, Vol. 353,  i2610. Online unter http://www.bmj.com/content/353/bmj.i2610

(2) C. Buettner et al. (2015): Simvastatin and vitamin D for migraine prevention: A randomized, controlled trial. In: Annals of neurology, Vol. 78, Nr. 6, S. 970-981. Online unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/pmid/26418341/

Fußnote

[1] Statine etwa werden in Kombination mit Vitamin D eingesetzt, um Migräne vorzubeugen. Künftige Studien sollen zeigen, ob aufgrund der antientzündlichen Wirkung von Statinen die Last von Migräne und kardiovaskulären Erkrankungen gemindert werden kann.

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