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Mehr als ein Drittel aller Tumorneuerkrankungen in Deutschland sind vermeidbar [243]

Rund 440.000 Tumorneuerkrankungen werden bei Erwachsenen im Alter von 35 bis 84 Jahren in Deutschland im Jahr 2018 erwartet. Mindestens 37 % dieser Fälle sind vermeidbar, da sie in Verbindung mit ungünstigen Lebensstil- und Umwelteinflüssen stehen. Vor allem Rauchen, Fehlernährung, ein übermäßiger Alkoholkonsum, Übergewicht, bakterielle und virale Infektionen sowie Schadstoffe aus der Umgebung tragen zu dieser Krankheitslast bei.

Experten aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum haben jetzt mit dieser Hochrechnung sowie mit neuen Detailanalysen auf das große ungenutzte Potential in der Krebsprävention hingewiesen. Sie setzen sich mit Nachdruck für effektivere und langfristige Strategien ein, um Tumorerkrankungen zu vermeiden.


Wissenschaftliche Details

In welchem Umfang die Krebslast bei Erwachsenen in Deutschland von ungünstigen Lebensstil- und Umweltfaktoren beeinflusst wird, haben Wissenschaftler der Krebsforschung kürzlich errechnet. Den Modelrechnungen liegen Schätzungen zu den 440.373 Tumorneuerkrankungen zugrunde, die im Jahr 2018 bei den 35- bis 84-Jährigen erwartet werden.

Mindestens 37 % der Krebsneuerkrankungen im Jahr 2018 sind durch effektivere Präventionsmaßnahmen vermeidbar. Ihr Anteil läge noch höher und sogar über 50 %, wenn zusätzlich das Potential von Früherkennungsmaßnahmen wie zum Beispiel die Darmkrebsvorsorge voll ausgeschöpft würde, so die Experten.

Details zu diesem immensen Präventionsspektrum, das aus der Minderung von beeinflussbaren Risikofaktoren für die Entwicklung einzelner Tumorarten entstehen kann, sind nachfolgend gelistet:

Tabak und übermäßiger Alkoholkonsum und seine Folgen im Jahr 2018 (1)

  • Geschätzt 85.072, also 19 % aller Krebsneuerkrankungen, gelten als eine Folge des Tabakkonsums. Lungenkrebs tritt besonders häufig auf. 89 % aller Lungenkrebsfälle bei Männern und 83 % aller Lungenkrebsfälle bei Frauen werden auf das Rauchen zurückgeführt.
  • 9.588 neue Tumoren vor allem in der Mundhöhle, im Rachen und in der Speiseröhre stehen im Zusammenhang mit Alkohol. Männer sind wesentlich stärker betroffen als Frauen.

Auswirkungen von Fehlernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht im Jahr 2018 (2)

  • 30.567 Tumorneuerkrankungen werden mit Übergewicht und 27.081 Fälle mit zu geringer körperlicher Aktivität in Verbindung gebracht. Ein über das Normalmaß hinausgehendes Körpergewicht sowie Bewegungsmangel sind Hauptrisikofaktoren für Gebärmutter-, Nieren- und Leberkrebs.
  • Insgesamt 36.266 Krebsfälle im Jahr 2018 werden mit verschiedenen, nachteiligen Ernährungsfaktoren wie beispielsweise einer geringen Ballaststoffzufuhr in Verbindung gebracht. Fehlernährung erhöht vor allem das Risiko für Darm-, Lungen- und Brustkrebs (9 bis 16 %).

Schädliche Wirkung von Infektionen und ausgewählte Umweltfaktoren

  • 17.600 Diagnosen, das sind 4,9 % aller Krebsneuerkrankungen, werden auf Infektionen zurückgeführt. Das Bakterium Helicobacter pylori und humane Papillomaviren tragen am meisten dazu bei.
  • Mehr als 5.400 Krebsfälle sind durch Umweltfaktoren mitbedingt. Der umweltbedingte Risikofaktor mit dem größten Anteil an der Krebslast ist Radon in Innenräumen, gefolgt von Feinstaub, Solariennutzung und Passivrauchen. Nicht alle schädlichen Umwelteinflüsse sind erfasst. Es fehlen etwa Schätzungen zu den Folgen der UV-Exposition des Sonnenlichtes.

Die Autoren möchten mit dieser Analyse vor allem Vertretern der Gesundheitspolitik neue Ansatzpunkte vorlegen, um eine effektivere Strategie zur landesweiten Krebsprävention zu erwirken.


Zum Weiterlesen

(1) U. Mons et al. (2018): Cancers due to smoking and high alcohol consumption – estimation of the attributable cancer burden in Germany. In: Deutsches Ärzteblatt International, Vol. 115, S. 35-36. Online unter https://www.aerzteblatt.de/archiv/199669/Krebs-durch-Rauchen-und-hohen-Alkoholkonsum

(2) G. Behrens et al. (2018): Cancers due to excess weight, low physical activity and unhealthy diet – estimation of the attributable cancer burden in Germany. In: Deutsches Ärzteblatt International, Vol. 115, S. 35-36. Online unter https://www.aerzteblatt.de/archiv/199673/Krebs-durch-Uebergewicht-geringe-koerperliche-Aktivitaet-und-ungesunde-Ernaehrung

(3) T. Gredner et al. (2018): Cancers due to infection and selected environmental factors – estimation of the attributable cancer burden in Germany. In: Deutsches Ärzteblatt International, Vol. 115, S. 35-36. Online unter https://www.aerzteblatt.de/archiv/199670/Krebs-durch-Infektionen-und-ausgewaehlte-Umweltfaktoren

 

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