fbpx

Leichter Bluthochdruck mit 50 als Demenzrisikofaktor [244]

Ein systolischer Blutdruck zwischen 130 und 140 mmHg im Alter von 50 Jahren weist auf ein erhöhtes Demenzrisiko im Alter hin. Die Wahrscheinlichkeit für einen beschleunigten Verlust von Nervenzellen ist auch dann gegeben, wenn die Betroffenen in der Lebensmitte (noch) nicht unter Herz- und Gefäßerkrankungen leiden. Ob sich im Alter eine Demenz entwickelt, wird von der Dauer eines anhaltend höheren Blutdrucks maßgeblich beeinflusst, so die Autoren der Whitehall II Kohortenstudie, deren Ergebnisse jetzt im European Heart Journal veröffentlich wurden (1).


Wissenschaftliche Details

Blutdruckwerte zwischen 130-139 (systolisch) zu 85-89 (diastolisch) mmHg gelten in Europa als hoch-normal (2). Erreicht der Blutdruck im 50. Lebensjahr dieses Intervall, so kann dies ein Warnhinweis für eine mögliche Demenz im Alter sein. Dieser altersspezifische Zusammenhang zwischen Blutdruck und Demenzrisiko ergab sich jetzt aus Analysen der Whitehall II Kohortenstudie (1).

In die vom Französischen Nationalen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung in Paris (INSERM) und vom University College in London (UCL) gemeinsam geführten Untersuchungen waren 8.639 Männer und Frauen mittleren Alters einbezogen. 385 von ihnen erkrankten im siebten Lebensjahrzehnt an einer Demenz. Blutdruckmessungen im Studienverlauf in den Jahren 1997, 1985, 1991 und 2003 erlaubten Rückschlüsse auf den langfristigen Blutdruckverlauf bei den Probanden im Alter von 50, 60 und 70 Jahren.

Die Auswertungen ergaben Unterschiede für die Demenzgefährdung aufgrund eines höheren Blutdrucks in Abhängigkeit vom Lebensalter, in dem sich dieser manifestiert. Studienteilnehmer, die schon im Alter von 50 Jahren einen systolischen Blutdruck von 130 mmHg oder mehr aufwiesen, waren um rund 45 % gefährdeter, an Demenz zu erkranken als Gleichaltrige mit Werten im optimalen Bereich. Setzte der erhöhte systolische Blutdruck hingegen erst mit 60 oder 70 Jahren ein, bestand kein Zusammenhang zur späteren Demenz mehr. Auch konnte kein Einfluss des diastolischen Blutdrucks auf den beschleunigten Abbau von Nervenzellen nachgewiesen werden.

Die Wissenschaftler vermuten, dass vor allem der sich über einen sehr langen Zeitraum erstreckende, höhere systolische Blutdruck Gefäßverletzungen bedingt, die die Entwicklung einer Demenz begünstigen können. So waren Fünfzigjährige mit höherem systolischen Blutdruck ohne Herz- und Gefäßschädigungen ebenso einem erhöhten Demenzrisiko ausgesetzt wie Gleichaltrige mit kardiovaskulären Vorerkrankungen.

Die Studienergebnisse liefern aus Sicht der Experten ein weiteres Argument, den Blutdruck in der Lebensmitte auch dann zu kontrollieren, wenn noch keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen vorliegen. Die neuen Blutdruck-Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) und der European Society of Hypertension (ESH) 2018 empfehlen ein regelmäßiges Screening des Blutdrucks bei Personen mit optimalen Werten unter 120/80 mmHg in 5-Jahres-Intervallen und bei Personen mit hoch-normalen Werten von 130-139/85-89 mmHg in mindestens jährlichen Abständen (2;3).

Hochbetagte Hypertoniker sollten hingegen differenzierter therapiert werden: Holländische und Schweizer Forscher beobachteten in ihrer Studie, dass die Behandlung einer Hypertonie nachteilige Auswirkungen auf das Sterberisiko und die kognitiven Fähigkeiten der über 85-Jährigen hatte. Entsprechend empfehlen sie, die Vor- und Nachteile einer blutdrucksenkenden Behandlung bei hochbetagten Patienten individuell abzuwägen [siehe auch Blutdrucksenker im letzten Lebensabschnitt nicht uneingeschraenkt empfehlenswert].


Zum Weiterlesen

(1) J.G. Abell et al. (2018): Association between systolic blood pressure and dementia in the Whitehall II cohort study: role of age, duration, and threshold used to define hypertension. In: European Heart Journal, ehy288. Online unter https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehy288.

(2) G. Mancia et al. (2013): 2013 ESH/ESC guidelines für the management of arterial hypertension: The Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Hypertension (ESH) and of the European Society of Cardiology (ESC). In: European Heart Journal, Vol. 34, Nr. 28, S. 2159-2219. Online unter https://academic.oup.com/eurheartj/article/34/28/2159/451304

(3) Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention. Neue Europäischen Leitlinien für Bluthochdruck: Was ändert sich? Pressemitteilung vom 11.06.2018, abrufbar unter https://www.hochdruckliga.de/pressemeldung/items/neue-europaeischen-leitlinien-fuer-bluthochdruck-was-aendert-sich.html

 

Comments are closed.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Unsere Webseite nutzt Cookies. Wenn Sie auf dieser Webseite bleiben, nehmen wir an, dass Sie damit einverstanden sind. Sie können unsere Cookies löschen. Wie das geht, erfahren Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Schließen