Prävention von Herzinfarkt & KHK

Risikobestimmung

Die Gefäßforschung hat in den letzten Jahrzehnten gezeigt, dass es Risikofaktoren gibt, die ursächlich eine Rolle für den größten Teil der Herzinfarkte und Schlaganfälle spielen. Diese Risikofaktoren können sich in ihrer Wirkung vervielfältigen. Somit gibt es viele Ansatzpunkte, um das individuelle Risiko für Herzinfarkte und KHK zu senken und ein langes, gesundes Leben zu fördern. Bestimmen Sie hier Ihr Herzinfarktrisiko mit dem PROCAM-Schnelltest.

Risikosenkung

Die Risikofaktoren, die an der Entstehung von KHK und Herzinfarkt beteiligt sind, können zumeist durch eine gesunde Ernährung und einen gesunden Lebensstil positiv beeinflusst und das Risiko für einen Herzinfarkt oder KHK somit gesenkt werden. Nicht-medikamentöse Strategien sollten Basis der Therapie der Risikofaktoren und unabdingbar sein [1]. Folgende beeinflussbare Risikofaktoren spielen eine Rolle:

Im Folgenden finden Sie Tipps zur Risikosenkung der verschiedenen Faktoren. Bei einer Befolgung dieser Ratschläge tun Sie auch im Allgemeinen etwas für Ihre Gesundheit. Eine Broschüre zum Thema „herzgesundes Essen“ mit vertiefenden Informationen finden Sie hier.

Herzalter bestimmen – kostenlos, anonym und in nur 90 Sekunden

Wissen Sie, wie alt Ihr Herz wirklich ist? Nein? Dann geht es Ihnen wie den meisten. Dabei können sich Ihr tatsächliches Alter und Ihr Herzalter unter Umständen deutlich voneinander unterscheiden. Das Alter Ihres Herzens wird neben der erblichen Veranlagung und Umweltfaktoren in erheblichem Maße vom Lebensstil beeinflusst. Ist das Herzalter deutlich höher als das tatsächliche Alter, ist dies nicht selten mit einem hohen Herzinfarkt-Risiko verbunden. Auf Basis der Daten der PROCAM-Studie können Sie Ihr Herzalter mit einem einfachen Test hier anonym berechnen lassen. Das Herzalter kann für Frauen und Männer im Alter von 20 bis 75 Jahren berechnet werden.


Tipps zur Senkung Ihres LDL-Cholesterins

Neben einer medikamentösen Therapie gibt es auch die Möglichkeit, Ihr erhöhtes LDL-Cholesterin durch eine gesunde Lebensweise positiv zu beeinflussen. Die wichtigste Maßnahme hierfür ist eine Gewichtsabnahme bei Übergewicht. Für ein gesundes Herz-Kreislauf-System ist außerdem die Auswahl der Fettquelle entscheidend. Werden Lebensmittel mit vorwiegend gesättigten Fetten durch Produkte oder Gerichte mit ungesättigten Fettsäuren ausgetauscht, so kann dies Ihr LDL-Cholesterin senken und Ihr Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen reduzieren. Praktisch bedeutet das beispielsweise einen Ersatz von Butter als Bratfett durch Rapsöl [2]. Mithilfe von Ernährungsmustern wie der mediterranen Kost oder der DASH-Diät lassen sich diese Ernährungsumstellungen gut und langfristig umsetzen [1].

Versuchen Sie außerdem, sich ballaststoffreich zu ernähren: Verzehren Sie dafür viel Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte. Diese senken nicht nur Ihr LDL-Cholesterin, sondern sorgen außerdem für eine langfristige Sättigung und erleichtern Ihnen so Ihre Gewichtsabnahme oder einen Gewichtserhalt.

Tipps zur Senkung Ihrer Triglyceride

Nicht jede sogenannte Hypertriglyceridämie, also zu hohe Triglycerid-Spiegel im Blut, muss medikamentös behandelt werden, gerade bei leichten Verläufen kann eine Verbesserung des Lebensstils wirkungsvoll sein und eine Medikamentengabe teilweise oder vollständig überflüssig machen. Eine wichtige Maßnahme zur Senkung Ihrer Triglyceride ist eine Gewichtsabnahme bei Übergewicht. Außerdem sollten Sie regelmäßig mehrfach ungesättigte Fettsäuren, insbesondere die herzgesunden omega-3-Fettsäuren aus fettreichem Seefisch (z.B. Makrele, Hering, Lachs), zu sich nehmen. Eine Fischöl-Supplementierung gilt zudem als wissenschaftlich erwiesene und wirksame Maßnahme, die im frühen Stadium von KHK eingesetzt werden sollte, um Folgeschäden zu minimieren [3].

Überschüssiger Zucker wird im Körper zu Triglyceriden umgewandelt, daher sollten Sie Zucker und zuckerreiche Lebensmittel (Süßigkeiten, Speiseeis, Marmeladen, Limonaden) meiden. Auch regelmäßiger Alkoholkonsum kann die Triglyceridwerte erhöhen. Deshalb erzielen Sie die besten Erfolge bei einer Ernährungsumstellung, wenn Sie komplett auf Alkohol verzichten.

Tipps zur Senkung Ihres Blutdrucks

Eine gesunde Ernährungs- und Lebensweise kann nachhaltig den Blutdruck senken. In vielen Fällen kann durch Ernährungsumstellung nach Normalisierung des Blutdrucks dauerhaft auf eine medikamentöse Therapie verzichtet werden. Hierbei zeigen auch kleine Schritte in die richtige Richtung schon große Wirkung.

Mittlerweile ist wissenschaftlich belegt, dass für Bluthochdruckpatienten keine spezielle Diät erforderlich ist. Verfolgen Sie also die Grundsätze einer gesunden Ernährung. Salzen Sie außerdem sparsam (weniger als einen Teelöffel Salz pro Tag) und beachten Sie insbesondere das versteckte Salz in Fertigprodukten. Als Raucher sollten Sie zudem zugunsten Ihres Blutdrucks das Rauchen aufgeben. Für übergewichtige Personen mit Bluthochdruck ist eine Gewichtsreduktion die wichtigste Maßnahme zur Senkung des Blutdrucks [1;4]. Mehr Tipps für eine erfolgreiche Senkung Ihres Bluthochdrucks bekommen Sie hier.

Tipps zur Raucherentwöhnung

Jeglicher Tabakkonsum – direkt oder indirekt – schadet der Gesundheit. Daher sollten Sie möglichst bald den Tag „X“ planen, an dem Sie mit dem Rauchen aufhören. Binden Sie Ihr privates und berufliches Umfeld sowie medizinisches Fachpersonal in Ihre Raucherentwöhnung ein. Ihr Hausarzt kann Ihnen darüber hinaus Therapieempfehlungen zur medikamentösen Raucherentwöhnung geben, um etwaige Entzugserscheinungen zu lindern. Treffen Sie auch Vorbereitungen für Rückfälle und schwierige Situationen.

Tipps zur Verbesserung des Stoffwechsels bei Diabetes mellitus (Typ 2)

Eine günstige Ernährung bei Diabetes mellitus Typ 2 unterscheidet sich im Prinzip nicht von einer gesunden Kost im Allgemeinen. Diese kann den Stoffwechsel und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und so zur Reduktion des Medikamentenbedarfs führen und Komplikationen vermindern. Die Charakteristika einer gesunden Ernährung im Detail finden Sie hier. Als Diabetes-Patient sollten Sie insbesondere Ihr Gewicht auf ein Normalmaß reduzieren oder normalgewichtig bleiben. Ein Verzehr spezieller Diabetikerprodukte ist nicht nötig.

Tipps zur langfristigen Reduktion von Übergewicht

Fachgesellschaften empfehlen die folgenden drei Maßnahmen zur dauerhaften Veränderung des Lebensstils für eine langfristige, erfolgreiche Gewichtsreduktion und einen anschließenden Gewichtserhalt:

Stellen Sie Ihre Ernährung um. Sparen Sie täglich 500 bis 800 kcal ein und streben Sie so einen Gewichtsverlust von ½ bis 1 Pfund pro Woche an. Ernähren Sie sich gesund und ausgewogen, essen Sie also viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Kartoffeln und Hülsenfrüchte. Sparen Sie versteckte Fette und Zucker zum Beispiel aus Fertigprodukten und Süßigkeiten ein. Trinken Sie kalorienarme Flüssigkeiten, verzichten Sie hingegen soweit wie möglich auf alkoholische Getränke.

Steigern Sie Ihre körperliche Aktivität. Erhöhen Sie Ihre Bewegung im Alltag und treiben Sie Sport, der Ihnen Spaß macht und guttut. Finden Sie dabei ein gesundes Maß an körperlicher Aktivität und sprechen Sie Ihre Pläne gerne vorher mit Ihrem Arzt.

Verändern Sie Ihr Verhalten. Setzen Sie sich konkrete und realisierbare Ziele und verschriftlichen Sie diese. Nehmen Sie dafür auch Ihre gegenwärtigen Gewohnheiten unter die Lupe. Versuchen Sie, bewusster einzukaufen und zu essen. Nehmen Sie sich also Zeit für Ihre Mahlzeiten und dessen Zubereitung [5].

Tipps zur Steigerung Ihrer körperlichen Aktivität

Körperliche Aktivität wirkt sich generell positiv auf Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden aus. Regelmäßige Bewegung senkt außerdem das Risiko für kardiometabolische Ereignisse. Schon eine Steigerung der alltäglichen Bewegung kann den Unterschied machen. Nehmen Sie also die Treppe anstelle des Aufzugs und erledigen Sie Ihre nötigen Wege wenn möglich zu Fuß oder mit Fahrrad. Auch Haus- und Gartenarbeiten tragen zu Ihrem Bewegungsprogramm bei. Suchen Sie sich außerdem die Art von Bewegung, die Ihnen Freude bereitet. Treiben Sie Sport zusammen mit der Familie, mit Freunden oder mit Gleichgesinnten im Sportverein. Lassen Sie sich vor Beginn einer intensiven sportlichen Belastung von einem Arzt untersuchen.

Tipps bei einer erhöhten Blutgerinnungsneigung

Eine erhöhte Blutgerinnungsneigung kann vererbt sein, aber auch im Rahmen einer Erkrankung oder medizinischen Intervention (Medikamenteneinnahme, Operation) auftreten. Sie erhöht das Risiko der Entstehung von Blutgerinnseln, wodurch die Gefahr für eine Thrombose und somit für einen Herzinfarkt steigt. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt Ihr individuelles Risiko für eine solche Blutgerinnungsstörung und lassen Sie sich hinsichtlich einer eventuellen Therapie beraten.

Tipps zur Senkung erhöhter Homocystein-Spiegel

Ein erhöhter Homocysteinspiegel gilt als unabhängiger kardiovaskulärer Risikofaktor, der zu einer verminderten Gefäßelastizität führen und das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse erhöhen kann [International Task Force for Prevention of Coronary Heart Disease, International Atherosclerosis Society 2009]. Bislang ist jedoch kein überzeugender Nutzen einer Senkung erhöhter Homocysteinspiegel für das Risiko der hier thematisierten Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachgewiesen worden [6]. Erhöhte Homocystein-Plasmaspiegel sind über die Nahrung nur teilweise durch eine ausreichend hohe Zufuhr der Vitamine B6, B12 und Folsäure beeinflussbar. Wenn eine Senkung des Homocystein-Spiegels indiziert ist, werden hierzu meist Supplemente der genannten Vitamine eingesetzt [7]. Einen ausführlicheren Artikel zu Homocystein finden Sie hier.

Tipps zum Stressabbau

Dauerhafte Überbelastung manifestiert sich nicht nur als psychischer, sondern auch als physischer Stress und kann den menschlichen Organismus nachhaltig beeinträchtigen, beispielsweise durch eine Blutdruckerhöhung. Versuchen Sie daher, mögliche Stressoren in Ihrem Leben zu identifizieren und zu beseitigen. Nehmen Sie dazu bei Bedarf gerne die Hilfe eines Experten in Anspruch. Ihre Krankenkasse oder Ihr Hausarzt berät Sie gerne umfassend.


Quellen

[1] R.H. Eckel et al. (2013): AHA/ACC guideline on lifestyle management to reduce cardiovascular risk: a report of the American College of Cardiology American/Heart Association Task Force on Practice Guidelines. In: Circulation, Vol. 00, S.000-000.

[2] F.M. Sacks et al.; on behalf of the American Heart Association (2017): Dietary fats and cardiovascular disease: a presidential advisory from the American Heart Association. In: Circulation, Vol. 136, S.e1-e23.

[3] D.S. Siscovick et al.; on behalf of the American Heart Association Nutrition Committee of the Council on Lifestyle and Cardiometabolic Health; Council on Epidemiology and Prevention; Council on Cardiovascular Disease in the Young; Council on Cardiovascular and Stroke Nursing; and Council on Clinical
Cardiology (2017): Omega-3 polyunsaturated fatty acid (fish oil) supplementation and the prevention of clinical cardiovascular disease: a science advisory from the American Heart Association. In: Circulation, Vol. 135, S. e867-e884.

[4] P.K. Whelton et al. (2017): ACC/AHA/AAPA/ABC/ACPM/AGS/APhA/ASH/ASPC/NMA/PCNA guideline for the prevention, detection, evaluation, and management of high blood pressure in adults: a report of the American College of Cardiology/American Heart Association Task Force on Clinical Practice Guidelines. In: Hypertension.

[5] Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (2014): Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur “Prävention und Therapie der Adipositas“. Version 2.0.

[6] A.J. Martí-Carvajal et al. (2017): Homocysteine-lowering interventions for preventing cardiovascular events. In: Cochrane Database of Systematic Reviews, Nr. 8.

[7] D. Faeh, A. Chiolero, F. Paccaud (2006): Homocysteine as a risk factor for cardiovascular disease: Should we (still) worry about? In: Swiss medical daily, Vol. 136, S. 745-756.

Zum Weiterlesen

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (2016): Hausärztliche Risikoberatung zur kardiovaskulären Prävention. S3-Leitlinie.

Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (2016): Nationale VersorgungsLeitlinie chronische KHK. 4. Auflage.

International Task Force for Prevention of Coronary Heart Disease, International Atherosclerosis Society (2009): Handbuch zur Prävention der koronaren Herzkrankheit. Thomson Reuters.