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Häufiges Schwindelgefühl beim Aufstehen als Vorbote für eine spätere Demenz [240]

Das Gefühl von Benommenheit nach dem abrupten Aufstehen entsteht in der Regel durch einen plötzlichen Blutdruckabfall. Tritt dieser in der Lebensmitte öfter auf, sind in späteren Jahren irreparable Hirnschädigungen nicht ausgeschlossen. So wurde bei den vom Schwindel beim Aufstehen beeinträchtigten Teilnehmern der ARIC-Studie ein um rund 50 % erhöhtes Demenzrisiko beobachtet. Auch hatte sich das Schlaganfallrisiko infolge einer Minderdurchblutung des Gehirns im Vergleich zu den schwindelfreien Probanden verdoppelt.

Die Studienautoren von der John Hopkins Universität in Baltimore haben daher im Fachjournal Neurology vorgeschlagen, dem sich wiederholenden Aufstehschwindel stärkere Beachtung zu schenken. Entsprechende Blutdruckmessungen eröffnen Möglichkeiten, Hochrisikopersonen für Schlaganfälle oder Demenzen frühzeitig zu finden und präventiv zu umsorgen.


Wissenschaftliche Details

Der schnelle Wechsel vom Liegen oder Sitzen zum Stehen verursacht einen vorübergehenden Blutdruckabfall. Meist ist dieser leicht zu verkraften und verursacht keine Beschwerden. Doch mit zunehmendem Alter gelingt der Druckausgleich weniger gut. Benommenheit oder ein Schwindelgefühl begleiten dann den raschen Lagewechsel. Tritt dieser als „orthostatische Hypotonie“ bezeichnete Zustand häufiger auf, wird der Blutdruckabfall krankhaft. So kann es bei einer orthostatischen Hypotonie unmittelbar zu Ohnmachtsanfällen sowie zu Stürzen kommen. Langfristig werden vor allem Blutgefäße geschädigt.

Die Autoren der Prospectiven Atherosclerosis Risk in Communities (ARIC)-Studie haben jetzt neue Details zu den Langzeitschäden der orthostatischen Hypotonie publiziert. Diese weisen auf eine enge Verbindung zwischen dem häufigen abrupten Blutdruckabfall beim Aufstehen in der Lebensmitte und der wachsenden Gefahr, im Alter eine Demenz zu entwickeln oder auch einen ischämischen Schlaganfall zu erleiden, hin.

11.709 im Schnitt 54 Jahre alte, herzgesunde Teilnehmer waren zu Studienbeginn untersucht worden, ob sie an einer orthostatischen Hypotonie leiden. Sie wurden dafür gebeten, sich 20 Minuten lang hinzulegen und dann in einer sanften, schnellen Bewegung aufzustehen. Fiel dabei der systolische Blutdruck um mindestens 20 mmHg oder der diastolische Blutdruck um mindestens 10 mmHg, lag eine Kreislaufstörung vor. Von allen Studienteilnehmern litten zu Studienbeginn 552 Probanden an einer orthostatischen Hypotonie. Im Anschluss an die Untersuchungen wurden die Teilnehmer über 25 Jahre hinweg hinsichtlich ihrer Gehirnfunktion sowie der Entwicklung von Herz- und Gefäßerkrankungen beobachtet.

Aus der anschließenden Analyse ging hervor, dass bei Personen mit orthostatischer Hypotonie vaskuläre Erkrankungen signifikant öfter auftraten als bei den Studienteilnehmern ohne diese Anomalie. So war ihr Demenzrisiko um 54 % höher als bei den gesunden Personen. Einen ischämischen Schlaganfall erlitten mit 15,2 % doppelt so viele aus der Schwindelgruppe im Vergleich zu 6,8 % bei der Kontrollgruppe.

Die Studienautoren interpretieren den gefundenen Zusammenhang zwischen Aufstehschwindel, Demenz und Schlaganfall zwar nicht ursächlich. Sie gehen dennoch davon aus, dass eine Messung des Blutdruckabfalls nach einem Lagewechsel Optionen eröffnet, Hochrisikopatienten für Demenz und Schlaganfall frühzeitig zu identifizieren und diese langfristig präventivmedizinisch zu betreuen.


Zum Weiterlesen

A.M. Rawlings et al. (2018): Association of orthostatic hypotension with incident dementia, stroke, and cognitive decline. In: Neurology, Online-Veröffentlichung. Online unter http://n.neurology.org/content/early/2018/07/25/WNL.0000000000006027

 

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