Glucosamin wird häufig zur Behandlung von Arthrose und Gelenkschmerzen eingesetzt. Es könnte darüber hinaus auch dabei helfen, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu verhindern. So haben britische Forscher jetzt beobachtet, dass Glucosamin, als Nahrungsergänzungsmittel regelmäßig konsumiert, die Gefahr für Herz- und Gefäßerkrankungen bei über 40-Jährigen um rund 15 % verringerte. Raucher profitierten am meisten von der entzündungshemmenden Wirkung des Aminozuckerpräparats. Die derzeit im British Medical Journal publizierten Analysen bestätigen Ergebnisse aus früheren Forschungen, etwa aus der VITAL-Studie.
Wissenschaftliche Details
Glucosamin ist ein natürlicher in den Gelenken vorkommender Stoff, der zur Linderung von Arthrose und Gelenkschmerzen häufig ärztlich verordnet wird. In Ländern wie den USA, Großbritannien oder Australien ist er darüber hinaus als Nahrungsergänzungsmittel frei verkäuflich und sehr beliebt – geschätzt jeder fünfte Erwachsene konsumiert es dort. Britische Wissenschaftler haben diesen regional hohen Verbreitungsgrad für eine Beobachtungsstudie genutzt, um zu überprüfen, inwieweit Glucosamin Herz- und Gefäßerkrankungen beeinflussen kann.
Sie bezogen Gesundheitsdaten von 466.039 in der UK-Biodatenbank registrierten Erwachsenen in ihre Untersuchungen ein. Die 40 bis 69-Jährigen und zu Beginn der Beobachtungszeit herzgesunden Männer und Frauen wurden über durchschnittlich sieben Jahre in 22 Assessment-Zentren in ganz Großbritannien ärztlich begleitet. In dieser Zeit erlitten 10.204 der Studienteilnehmer einen Herzinfarkt oder Schlaganfall, 3.060 starben daran.
Aus der Analyse der Lebenstilfaktoren der Probanden und insbesondere ihrer Ernährungsgewohnheiten ging hervor, dass die regelmäßige Einnahme von Glucosamin als Nahrungsergänzungsmittel die Herzgesundheit günstig mitbeeinflusste. So waren die Glucosaminkonsumenten um rund 15 % weniger gefährdet, an Herz- und Gefäßerkrankungen zu leiden und um 22 %, daran zu versterben. Ihr Herzinfarktrisiko lag um rund 18 % und ihr Schlaganfallrisiko um rund 9 % niedriger als bei anderen, die Glucosamin nicht einnahmen. Dieser günstige Effekt blieb auch nach Berücksichtigung des Lebensalters, des Geschlechts, des Body-Mass-Index‘, der körperlichen Aktivität, dem Vorliegen eines Typ-II-Diabetes, eines hohen Blutdrucks und Cholesterinwerten, einer Arthritis und anderen Einflussfaktoren bestehen. Auffällig war allerdings, dass Raucher mit einem um rund 37 % geringeren Herz- und Gefäßerkrankungsrisiko wesentlich stärker von einer Glucosaminaufnahme profitierten als Nichtraucher. Eine potentielle Erklärung dafür könnte sein, dass entzündungshemmende Mittel bei Menschen mit höherem Entzündungsstress wirksamer sein könnten. Da Rauchen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von kardiovaskulären Erkrankungen spielt, sind weitere Studien notwendig, um die Wirkung der Glucosamine in der Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen besser bewerten zu können.
Die Wissenschaftler führen den günstigen Einfluss von Glucosamin auf Arthrose insbesondere auf die entzündungshemmende Wirkung des Glucosamin zurück, das unter anderem in der National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES)-Studie in Form einer Absenkung des CRP-Spiegels, einem Marker für systemische Entzündungen, nachgewiesen wurde. Zudem werden Stoffwechselveränderungen in Betracht gezogen, da Glucosamin eine kohlenhydratarme Diät imitieren kann, indem es die Glykolyse senkt. Es bedarf allerdings, so die Experten, Folgestudien, um den Wirkmechanismus von Glucosamin genauer zu beschreiben.
Zum Weiterlesen
H. Ma et al. (2019): Association of habitual glucosamine use with risk of cardiovascular disease: prospective study in UK Biobank. In: The BMJ, Vol. 365. Online-Vorveröffentlichung. Online unter https://www.bmj.com/content/365/bmj.l1628