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Gesundes Übergewicht ist selten von Dauer [231]

Herz und Gefäße von stark übergewichtigen Frauen können auch dann geschädigt sein, wenn Blutdruck, Blutfett- und Blutzuckerwerte über zwei Jahrzehnte hinweg normal ausfallen. Ein an sich gesunder Stoffwechsel trotz Fettleibigkeit schützt daher nicht vor einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, ergab eine Auswertung von Daten der Nurses’ Health Study, die jetzt im Journal The Lancet Diabetes & Endocrinology publiziert worden ist (1). Am gefährdetsten sind jedoch Frauen jeder Gewichtsklasse, die an einer Stoffwechselerkrankung leiden. Das deutsch-amerikanische Wissenschaftlerteam bezweifelt, ob es ein gesundes Dicksein über viele Lebensjahre überhaupt geben kann.


Wissenschaftliche Details

Eine Reihe von Erwachsenen weist trotz Adipositas (BMI ≥ 30 kg/m²) normale Blutdruck-, Blutfett- und Blutzuckerwerte auf und galt daher bislang als metabolisch gesund (2). Doch selbst wenn es diesen „gesunden Dicken“ (engl.: „healthy obese“) gelingt, ihren intakten Stoffwechsel über mindestens zwanzig Jahre hinweg zu erhalten, sind Schädigungen an Herz und Gefäßen nicht ausgeschlossen.

Fettleibigkeit erhöht das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall auch bei an sich Stoffwechselgesunden, bestätigte jetzt eine Analyse im Journal The Lancet Diabetes & Endocrinology (1). Der Großteil der adipösen Probandinnen, der zu Studienbeginn einen gesunden Stoffwechsel hatten, konnte diesen im Beobachtungszeitraum nicht halten, sondern entwickelte eine der untersuchten Stoffwechselentgleisungen (Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Hypercholesterinämie), wodurch sich zwangsläufig das individuelle kardiovaskuläre Risiko erhöhte. Die Untersuchung beruht auf Daten von 90.257 Teilnehmerinnen der Nurses’ Health Study im Alter von 30 – 55 Jahren. Jeweils circa 3.000 von ihnen erlitten im Verlaufe von 24 Jahren einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall. Die Analyse der Daten aus der Langzeitbeobachtung zeigt, inwieweit das kardiovaskuläre Risiko im Verlaufe der Jahre von der Stoffwechselgesundheit der Frauen verändert und beeinflusst worden ist.

Zur Analyse der Daten wurden die Frauen Gruppen eingeteilt. Frauen ohne Bluthochdruck, Diabetes oder Hypercholesterinämie galten dabei als stoffwechselgesund. In die Probandengruppe mit vorliegender Stoffwechselstörung wurde hingegen eingeteilt, wer mindestens eine dieser Beeinträchtigungen auswies.

Wie erwartet waren stoffwechselkranke Frauen mit hohem BMI auch einem hohen kardiovaskulären Risiko ausgesetzt. Es lag bei den betroffenen, adipösen Frauen um das 3-fache und bei übergewichtigen und normalgewichtigen Probanden mit Stoffwechseleinschränkungen um circa das 2,5-fache höher als bei Frauen mit normalen Blutdruck-, Cholesterin- und Blutzuckerwerten.

Doch auch stoffwechselgesunde, stark übergewichtige Frauen waren nicht vor Herz- und Gefäßerkrankungen geschützt. Lediglich 472 der 3.027 adipösen und stoffwechselgesunden Frauen gelang es, über 20 Jahre hinweg ihre Blutdruck- und Blutzuckerwerte sowie die Cholesterinwerte im normalen Bereich zu halten. Doch trotz normaler Blutwerte hatten diese Frauen ein um 57 % erhöhtes kardiovaskuläres Risiko im Vergleich zu normalgewichtigen Frauen. Alle anderen (84 %) entwickelten in diesem Zeitraum entweder einen Bluthochdruck, eine Fettstoffwechselstörung, einen Diabetes oder eine Kombination der verschiedenen Erkrankungen. Mit der Verschlechterung der Stoffwechselgesundheit stieg bei ihnen ebenfalls das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall im Vergleich zu den gesunden, schlank gebliebenen Frauen auf das knapp Dreifache an.

Metabolisch gesund und normalgewichtig blieben über den gesamten Beobachtungszeitraum von 24 Jahren immerhin 10.667 von 32.882 Studienteilnehmerinnen. Die verbleibenden zwei Drittel der Frauen mit den günstigsten Ausgangsbedingungen für den Erhalt der Gesundheit vergrößerten im Studienverlauf ihr kardiovaskuläres Risiko, indem sie mindesten einen metabolischen Störfaktor entwickelten.

Die Studienautoren empfehlen, sowohl der Gewichtsregulation als auch dem gesunden Lebensstil im Rahmen der Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen eine größere Bedeutung zu schenken als es bislang getan wird.


Zum Weiterlesen

(1) N. Eckel et al. (2018): Transition from metabolic healthy to unhealthy phenotypes and association with cardiovascular disease risk across BMI categories in 90 257 women (the Nurses’ Health Study): 30 year follow-up from a prospective cohort study. In: The Lancet Diabetes & Endocrinology, Epub ahead of print. Online unter https://www.thelancet.com/journals/landia/article/PIIS2213-8587(18)30137-2/fulltext.

(2) Assmann-Stiftung für Prävention (2018): Übergewicht & Adipositas. Online unter https://www.assmann-stiftung.de/uebergewicht-und-adipositas/

 

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