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Erheblicher Anstieg der Darmkrebsraten bei Jüngeren erfordert neue Präventionskonzepte [330]

Darmkrebs betrifft hauptsächlich über 50-Jährige, wobei die Zahl der Neuerkrankungen in den einkommensstarken Ländern tendenziell zurück geht. Anders jedoch bei der Generation U50, in der ein gegenläufiger Trend beobachtet wird. Besonders bei Jüngeren kommt Darmkrebs immer häufiger vor. Darauf verweisen auch Ergebnisse einer Untersuchung in zwanzig europäischen Ländern (inklusive Deutschland), die im Journal Gut publiziert sind (1). Demnach stieg zwischen 2004 und 2016 die Zahl der Darmkrebsneuerkrankungen in der Altersgruppe der 20 bis 29-Jährigen mit 7,9 % pro Jahr am schnellsten an. Die Altersgruppe der 30 bis 39-Jährigen waren mit rund 4,9 % pro Jahr betroffen, 40 bis 49-Jährige mit 1,6 % deutlich weniger. Experten gehen davon aus, dass sich das Muster für Darmkrebserkrankungen gegenwärtig dauerhaft verändert. Präventions- und Früherkennungsmaßnahmen sollten, sofern dieser Trend anhält, dieser Entwicklung angepasst werden.


Wissenschaftliche Details

In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Darmkrebsneuerkrankungen bei Jüngeren in einkommensstarken Ländern überproportional angestiegen. Dieser Trend wurde zunächst in Nordamerika, Australien und China beobachtet. In der Konsequenz empfiehlt die US-amerikanische Krebsgesellschaft seit letztem Jahr , das Alter für den Einstieg in das Darmkrebsscreening von 50 auf 45 Jahre zu senken (2). Jüngste Untersuchungen bestätigen, dass auch in Europa immer mehr jüngere Erwachsene an Tumoren des Dickdarms und am Rektum erkranken (3). Aktuelle Anhaltspunkte zu der sich ändernden Inzidenz von Darmkrebs bei 20 bis 49-Jährigen sind jetzt im Journal Gut publiziert worden (1).

Ein von der Universität Rotterdam aus koordiniertes, internationales Forscherteam hat Daten von über 140 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 49 ausgewertet, die in nationalen und regionalen Krebsregistern in 20 europäischen Ländern erfasst sind. Zwischen 1990 und 2016 wurde dort bei insgesamt 187.918 unter 50-jährigen Erwachsenen Darmkrebs diagnostiziert, wobei die Zahl der Neuerkrankungen in den letzten Jahren steiler angestiegen ist als bislang. Im Einzelnen:

  • Bei den 20- bis 29-Jährigen fiel der Anstieg zwischen 2004 und 2016 mit 7,9 % pro Jahr am stärksten aus.
  • In der Gruppe der 30- bis 39-Jährigen wuchs die Darmkrebsneuerkrankungsrate zwischen 2005 und 2016 um durchschnittlich 4,9 % pro Jahr.
  • In der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen sank die Darmkrebsrate zwischen 1990 und 2004 um 0,8 %, stieg dann aber von 2004 bis 2016 leicht um 1,6 % pro Jahr an.
  • Die darmkrebsbedingte Sterblichkeit hingegen veränderte sich nur moderat. Sie sank bei den jüngsten Erwachsenen zwischen 1990 und 2016 um 1,1 % pro Jahr, zwischen 1990 und 2009 bei den 30- bis 49-Jährigen um rund 2,4 %.

Die Untersuchung hat einige länderspezifische Unterschiede aufgezeigt:

  • In zwölf Ländern (Belgien, Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien, Norwegen, Schweden, Finnland, Irland, Frankreich, Dänemark, der Tschechischen Republik und Polen) nahmen die Anzahl neuer Darmkrebsfälle bei Menschen zwischen 20 und 39 Jahren erheblich zu. In Italien ist die Zahl dieser Fälle hingegen zurückgegangen.
  • In acht Ländern (Großbritannien, Grönland, Schweden, Slowenien, Deutschland, Finnland, Dänemark und den Niederlanden) stieg die Zahl der Fälle bei den 40- bis 49-Jährigen erheblich an, in der Tschechischen Republik gingen die Darmkrebsraten in den letzten zehn Jahren zurück.

Die Gründe für den Wandel in der Darmkrebshäufigkeit bei den unter 50-Jährigen werden derzeit diskutiert. Zunehmende Fettsucht, Bewegungsmangel, erhöhter Alkohol- und Zigarettenkonsum sowie der übermäßige Verzehr von rotem Fleisch werden als wesentliche Ursachen in Betracht gezogen. Einzeluntersuchungen belegen allerdings eine Verbindung dieser Risikofaktoren vor allem zur Entwicklung von Tumoren im Dickdarm und weniger am Rektum.

Die Experten empfehlen Jüngeren und ihren Ärzten, etwa bei diffusen Beschwerden im Bauchraum stärker als bislang die Diagnose Darmkrebs mit in Betracht zu ziehen. Auch sollte die Familiengeschichte von Darmerkrankungen höhere Aufmerksamkeit bekommen.


Zum Weiterlesen

(1) F.E.R. Vuik et al. (2019): Increasing incidence of colorectal cancer in young adults in Europe over the last 25 years. In: Gut, Vol. 68, Nr. 10, S. 1820-6. Online unter https://gut.bmj.com/content/68/10/1820

(2) American Cancer Society (2018): American Cancer Society Updates Colorectal Cancer Screening Guideline. Online unter https://www.cancer.org/latest-news/american-cancer-society-updates-colorectal-cancer-screening-guideline.html

(3) M. Araghi et al. (2019): Changes in colorectal cancer incidence in seven high-income countries: a population-based study. In: The Lancet Gastroenterology & Hepatology, Vol. 4, Nr. 7, S. 511-8. Online unter https://www.thelancet.com/journals/langas/article/PIIS2468-1253%2819%2930147-5/fulltext

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