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Emotionaler Disstress als ein Anzeichen für drohende kardiovaskuläre Erkrankungen [155]

Das Band zwischen Hirn und Herz ist viel enger verknüpft, als es beispielsweise der gut gemeinte Rat „Reg dich doch nicht so auf…“ im Alltag erwarten lässt. Angst und Wut schädigen auf Dauer das Herz. Eine negative Stimulation von Hirnregionen, die Empfindungen koordinieren und speichern, kann ein Vorbote sein für Herz-Kreislauferkrankungen und diese möglicherweise verlässlich vorhersagen. Wissenschaftler aus Boston haben im Bild sichtbar gemacht, dass eine höhere Aktivität des Mandelkerns, der Amygdala, den Stoffwechsel in Knochenmarkszellen sowie Entzündungsprozesse in den Arterien anregt und auf diese Weise Schaden im Herz-Kreislaufsystem anrichtet (1).


Wissenschaftliche Details

Emotionaler, negativer Stress (Disstress) verbindet sich mit einem höheren Risiko, an Herz-Kreislauferkrankungen zu leiden. Dieser Zusammenhang ist schon lange bekannt und immer wieder neu bestätigt worden (2). Wissenschaftler aus Boston sind nun der Frage nachgegangen, inwieweit das Abbild von belasteten Hirnregionen, die für Gefühle zuständig sind, die nachfolgenden Schädigungen des Herz-Kreislaufsystems vorhersagen kann.

293 herzgesunde Erwachsene mittleren Alters haben sich dafür zwischen 2005 und 2008  18F-Fluordeoxyglukose PET- und CT-Hirnscans im Massachusetts General Hospital in Boston unterzogen. Gemessen wurden Parameter für den Stoffwechsel im Hirn, im Knochenmark und in der Milz sowie für Entzündungen in den Arterien. Bei den 13 Testpersonen, die unter einer posttraumatische Belastungsstörung litten, wurden außerdem die individuellen Stresslevels über psychologische Befragungen erfasst. 22 der Studienteilnehmer waren in dem bis zu sieben Jahre andauernden Nachbeobachtungszeitraum von Schlaganfällen, Herzinfarkten oder einer Herzinsuffizienz betroffen. Die sich ergänzenden Diagnosen aus der Bildgebung und der Interpretation von klassischen kardiovaskulären Parametern ergaben einen eindeutigen Zusammenhang: Gefühlter Stress äußert sich zunächst in einem aktiveren Mandelkernsystem, der Amygdala. Infolge dessen steigerte sich die  Aktivität im Knochenmark sowie beschleunigten sich Entzündungsprozesse in den Arterien. Beide erhöhten als Mittler deutlich die von der Amygdala ausgehende Gefahr für Herz-Kreislauferkrankungen (HR 1,59, 95% CI 1, 27-1,98; p <0,0001). Bei den 13 traumatisierten Studienteilnehmern fiel zudem das kardiovaskuläre Risiko noch höher aus.

Die Bostoner Wissenschaftler sehen es von diesen Erkenntnissen ausgehend als erwiesen an, dass die Aktivität der Amygdala belastbar und unabhängig, etwa von den Blutdruck- und Blutzuckerwerten, das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen vorhersagen kann.


Zum Weiterlesen

(1) A. Tawakol et al. (2017): Relation between resting amygdalar activity and cardiovascular events: a longitudinal and cohort study. In: The Lancet, Vol. 389, Nr. 10071, S. 834-845. Online unter https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(16)31714-7/references

(2) A. Rosengren, et al. and for the INTERHEART Investigators (2004): Association of psychosocial risk factors with risk of acute myocardial infarction in 11 119 cases and 13 648 controls from 52 countries (the INTERHEART study): case-control study. In: The Lancet, Vol. 364, Nr. 9438, S. 953-962. Online unter https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(04)17019-0/fulltext

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